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Wie denken Weißwasseraner über ihre Kitas?

Die Kindertagesstätten kommen bei der Familienkompass-Umfrage in Weißwasser und Umgebung richtig gut weg. Nur beim Geld sind der Stadt die Hände gebunden.

Von Frank Thümmler
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Charlie, Lotte, Lilith-Rose, Hedwig und die anderen Mädchen und Jungen vom Integrationskindergarten in Weißwasser stellen ihr Projekt „Wo wohnst Du“ vor. Viel Spaß hatten sie bei der Darstellung von einigen Hundertwassergebäuden.
Charlie, Lotte, Lilith-Rose, Hedwig und die anderen Mädchen und Jungen vom Integrationskindergarten in Weißwasser stellen ihr Projekt „Wo wohnst Du“ vor. Viel Spaß hatten sie bei der Darstellung von einigen Hundertwassergebäuden. © Joachim Rehle

So bewerten Familien die Kitas

Diese Kinder haben Freude auf „ihrer Arbeit“ in der Kindertagesstätte Zwergenland der Lebenshilfe in Weißwasser. Sie lernen bei ihrem Projekt „Wo wohnst Du“ gleich noch etwas – Fingerfertigkeit, Farben und Formen ... Dieses Bild – wenn man es für Weißwasser und seine Umgebung verallgemeinern kann – lässt nur einen Schluss zu: Den Kindern gefällt es in ihrer Kita, und mit ihnen ihren Eltern. Das deckt sich mit dem Ergebnis der Familienkompass-Umfrage für Weißwasser und die umliegenden Gemeinden zu diesem Thema.

Die wichtigsten Erkenntnisse: Rund vier von fünf Befragten geben für das Engagement der Erzieherinnen in der Kita ihres Kindes die Schulnote 1 oder 2. Auf die Frage, ob ihr Kind in der Kita optimal gefördert wird, gab es in gut 60 Prozent der Fälle eine 1 oder 2, in der Stadt Weißwasser separat lag hier der Notendurchschnitt bei einem auch im Sachsenvergleich auffällig positiven Wert von 1,88. Bei der Frage nach der Berücksichtigung der Meinung von Eltern war das Ergebnis ähnlich positiv. Außerdem haben die Befragten eingeschätzt, dass die Einrichtungen und die Betreuungspersonen gut organisiert sind, hier gab es in Weißwasser von allen (!) Umfrageteilnehmern mit Kita-Kindern die Schulnote 1 oder 2.

Sorgen macht der Investitionsstau

Gefreut hat sich über diese Bewertungen Angela Paulke, bei der Stadt Weißwasser Hauptsachbearbeiterin für den Bereich Schule/Bildung, in den die Kindertagesstätten fallen: „Der Gernerationswechsel bei den Erzieherinnen ist gut gelungen. Wir hatten in den vergangenen Jahren eine extreme Verjüngungskur, nachdem viele erfahrene Erzieherinnen binnen relativ kurzer Zeit in Rente gegangen sind“, kommentiert sie. Aus ihrer Sicht ein Punkt, der sich bewährt hat und gerade in Sonderzeiten wie jetzt mit der Corona-Pandemie positiv wirkt, sind die gemeinsamen Beratungen. „Wir laden die Leiterinnen aller Kitas der Stadt, egal ob sie eine städtische oder private Kita führen, regelmäßig zum Erfahrungsaustausch ein. Alle sind offen dafür und nehmen Erkenntnisse der anderen mit zurück in ihre Einrichtung.“

So bewerten Familien die Kitas

Die Grafik zeigt ausgewählte Fragen aus dem Fragebogen. Der Wert rechts über der Farbskala gibt die durchschnittliche Bewertung der Frage von 5 (sehr schlecht) bis 1 (sehr gut) an, der graue Balken zeigt die Abweichung vom Sachsen-Schnitt.
Grünes Dreieck: Diese Frage wurde im ausgewählten Ort deutlich besser bewertet als im Sachsen-Schnitt. Rotes Dreieck: deutlich schlechtere Bewertung als im Sachsen-Schnitt. Gelbes Quadrat: Bewertung entspricht dem Sachsen-Schnitt (+/–10%).
Die Grafik zeigt ausgewählte Fragen aus dem Fragebogen. Der Wert rechts über der Farbskala gibt die durchschnittliche Bewertung der Frage von 5 (sehr schlecht) bis 1 (sehr gut) an, der graue Balken zeigt die Abweichung vom Sachsen-Schnitt. Grünes Dreieck: Diese Frage wurde im ausgewählten Ort deutlich besser bewertet als im Sachsen-Schnitt. Rotes Dreieck: deutlich schlechtere Bewertung als im Sachsen-Schnitt. Gelbes Quadrat: Bewertung entspricht dem Sachsen-Schnitt (+/–10%). © SZ-Grafik
Die Grafik zeigt ausgewählte Fragen aus dem Fragebogen. Der Wert rechts über der Farbskala gibt die durchschnittliche Bewertung der Frage von 5 (sehr schlecht) bis 1 (sehr gut) an, der graue Balken zeigt die Abweichung vom Sachsen-Schnitt.
Grünes Dreieck: Diese Frage wurde im ausgewählten Ort deutlich besser bewertet als im Sachsen-Schnitt. Rotes Dreieck: deutlich schlechtere Bewertung als im Sachsen-Schnitt. Gelbes Quadrat: Bewertung entspricht dem Sachsen-Schnitt (+/–10%).
Die Grafik zeigt ausgewählte Fragen aus dem Fragebogen. Der Wert rechts über der Farbskala gibt die durchschnittliche Bewertung der Frage von 5 (sehr schlecht) bis 1 (sehr gut) an, der graue Balken zeigt die Abweichung vom Sachsen-Schnitt. Grünes Dreieck: Diese Frage wurde im ausgewählten Ort deutlich besser bewertet als im Sachsen-Schnitt. Rotes Dreieck: deutlich schlechtere Bewertung als im Sachsen-Schnitt. Gelbes Quadrat: Bewertung entspricht dem Sachsen-Schnitt (+/–10%). © SZ-Grafik
Die Grafik zeigt ausgewählte Fragen aus dem Fragebogen. Der Wert rechts über der Farbskala gibt die durchschnittliche Bewertung der Frage von 5 (sehr schlecht) bis 1 (sehr gut) an, der graue Balken zeigt die Abweichung vom Sachsen-Schnitt.
Grünes Dreieck: Diese Frage wurde im ausgewählten Ort deutlich besser bewertet als im Sachsen-Schnitt. Rotes Dreieck: deutlich schlechtere Bewertung als im Sachsen-Schnitt. Gelbes Quadrat: Bewertung entspricht dem Sachsen-Schnitt (+/–10%).
Die Grafik zeigt ausgewählte Fragen aus dem Fragebogen. Der Wert rechts über der Farbskala gibt die durchschnittliche Bewertung der Frage von 5 (sehr schlecht) bis 1 (sehr gut) an, der graue Balken zeigt die Abweichung vom Sachsen-Schnitt. Grünes Dreieck: Diese Frage wurde im ausgewählten Ort deutlich besser bewertet als im Sachsen-Schnitt. Rotes Dreieck: deutlich schlechtere Bewertung als im Sachsen-Schnitt. Gelbes Quadrat: Bewertung entspricht dem Sachsen-Schnitt (+/–10%). © SZ-Grafik

Natürlich ist es nicht so, dass sich die Kita-Verantwortliche der Stadt keinerlei Sorgen macht: „Wir haben an einigen Stellen einen Investitionsstau, können aber wegen der finanziell angespannten Situation in der Stadt nicht in dem Tempo vorangehen, wie wir es gern tun würden, sondern sind immer auf Fördermittel angewiesen. Passende Förderprogramme zu finden und dann anzuzapfen, darin sind wir aber inzwischen Profis“, sagt sie. In der Bewertung der Familien kommt die Ausstattung der Kitas auch gar nicht schlecht weg, in Weißwasser ist sie (75 Prozent Note 1 oder 2) sogar überdurchschnittlich gut, im Umland gibt diesbezüglich niemand eine 3 oder 4.

Das könnte auch damit zusammenhängen, dass die Kitas innen und außen kindgerecht ausgestattet sind. „Wir überlassen die Kitas selbst die Entscheidung darüber, wie sie ihre Mittel für Ausstattung verwenden. Und das ist der richtige Weg, erklärt Angela Paulke.
Kleinere Abweichungen gibt es beim Thema „Gesunde Ernährung“, wobei auch diesbezüglich über die Hälfte der Eltern zufrieden oder sehr zufrieden ist. „Das Schul-essen kommt inzwischen überall von einem Essensversorger. Für die städtischen Einrichtungen entscheidet monatlich eine Kommission über den Essensplan und achtet dabei natürlich auf eine ausgewogene, gesunde Ernährung“, sagt Angela Paulke. Dass dieses Essen aber nicht total frisch in der Kita ankommt und nicht Bio-Qualität hat und nicht alle Sonderwünsche erfüllen kann, ist klar und auch aus Kostengründen nicht anders möglich.

Kosten regional im Mittelfeld

Kosten sind bei den Kita-Eltern in und um Weißwasser offensichtlich das heißeste Thema: Auf die Frage, ob die Elternbeiträge angemessen und bezahlbar seien, haben in Weißwasser alle Umfrageteilnehmer die Note 4 oder 5 gegeben, im Umland überwiegend die Note 3. So richtig erklären kann sich Angela Paulke dieses Ergebnis nicht. Weißwasser liege sowohl bei der Höhe der Betriebskosten insgesamt als auch beim prozentualen Anteil der Eltern daran im Vergleich in der Region eher im Mittelfeld, und das sei angesichts der Haushaltskonsolidierung gut. Außerdem hätten Eltern mit geringem Einkommen oder in Hartz IV ja die Chance, dass das Amt die Kosten übernimmt. „Vielleicht ist es so, dass hier die Einkommen im Sachsenvergleich im Schnitt niedriger sind und deshalb diese Gebühren anders wahrgenommen werden“, versucht sie eine Erklärung. Viel daran ändern könne die Stadt nicht.

Ein Widerspruch ist zudem, dass sich die Eltern eine bessere Personalausstattung der Kitas wünschen. Das würde ja andererseits auch die Kosten in die Höhe treiben. Auch andere Bewertungen (z. Bsp. bedarfsgerechtes Kita-Angebot, lange Öffnungszeiten) verdienten eine noch bessere Bewertung: Weißwasser hat derzeit 109 freie Kita-Plätze (970 von 1.079 belegt). Und die Awo-Kita hat ein von der Stadt finanziertes Spätangebot bis 20 Uhr, das Berufstätige zum Beispiel im Handel oder Gesundheitswesen gut nutzen können und im Landkreis mindestens Seltenheitswert besitzt.

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