Oft in der Karriere von Melanie Müller ging es darum, das breiteste Publikum für das schmalste Angebot zu gewinnen. In puncto Aufmerksamkeit ist die in Oschatz geborene Sächsin in dieser Woche in völlig neue Sphären vorgedrungen, allerdings gibt es sogar für eine Reality-TV-Fließbandarbeiterin wie sie Schlagzeilen, die sie sich lieber ersparen würde. Die Frage „Wie rechts ist Melanie Müller?“ gehört dazu.
Viele Menschen im Land, die sich gerade noch gefragt haben, wann die Gaspreisbremse kommt und wie die Ukraine zu retten ist, lernen nun eine Blondine näher kennen, deren Namen ihnen gerade nicht einfällt, die sie aber irgendwo schon mal gesehen haben.
Kein Wunder, denn Melanie Müller hat es in den vergangenen zehn Jahren zu beachtlicher Prominenz im deutschen Boulevard gebracht.
Sie startete als Pornodarstellerin, brauchte sich aber nicht mehr auszuziehen, seit sie 2013 für die RTL-Kuppelshow „Der Bachelor“ gecastet wurde.
Anschließend wurde sie unter anderem Dschungelkönigin, bekam eine Nebenrolle bei Soko Leipzig und mischte mit Liedern wie „Wir sind bergegeil“ die Partyszene auf Malle auf. Nebenbei erfuhren ihre Fans auch viel über Liebe und Leid der zweifachen Mutter.
Anfangs schien es noch, als könne sie nun den Shitstorm aussitzen, der nach der Veröffentlichung eines Handyvideos auf sie niederging. Zu sehen und zu hören waren darin Männer, die bei einem ihrer Auftritte „Sieg Heil!“ brüllten. Eilig erklärte die 34-Jährige, wie geschockt gewesen zu sein, und dass sie „mit rechtsradikalen Sachen oder mit Nazis überhaupt nichts am Hut“ habe.
Tags darauf wurde allerdings ein Video bekannt, auf dem sie angeblich selbst den verbotenen Hitler-Gruß zeigt. Oder ist es doch nur ihre ganz eigene „Zicke-Zacke-Zicke-Zacke“-Handbewegung?
Für diese Frage interessiert sich nun auch die Polizei in Leipzig, die Ermittlungen eingeleitet hat. Es geht um die Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Für Melanie Müller steht damit nicht weniger als ihr Trash-Lebenswerk auf dem Spiel. Sie muss rasch einiges erklären, sonst wird die Absage ihres Auftritts beim Pichmännel-Oktoberfest in Dresden nicht die letzte gewesen sein.