Sachsen
Merken

Dresdner Architekt kann Lehngut in Halsbrücke nicht an Reichsbürger verkaufen

Die Gruppierung Königreich Deutschland wollte in Halsbrücke das Kanzleilehngut erwerben. Warum sich der Verkäufer aus Dresden nun einen neuen Interessenten suchen muss.

Von Ulrich Wolf
 2 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Unter anderem mit dem auf dem Kanzleilehngut Halsbrücke produzierten Käse wollte Königreich-Gründer Peter Fitzek Einnahmen generieren.
Unter anderem mit dem auf dem Kanzleilehngut Halsbrücke produzierten Käse wollte Königreich-Gründer Peter Fitzek Einnahmen generieren. © krdtube.org / Screenshot: SZ

Freiberg/Dresden. Die Stadt Freiberg und die Gemeinde Halsbrücke erwerben Grundstücke im Münzbachtal - und verhindern damit zumindest vorerst einen Kauf des historischen Kanzleilehnguts an die sektenähnliche Gruppierung "Königreich Deutschland". Der Verkäufer, ein nach eigenen Angaben aus Riesa stammender Architekt und Geschäftsmann mit Pension und Büro in Dresden-Hosterwitz, muss sich nach einem neuen Kaufinteressenten umsehen.

In namentlicher Abstimmung hätten auf der jüngsten Stadtratssitzung 26 Räte für den Flächenkauf gestimmt, teilte die Stadt am Donnerstagabend mit. Fünf stimmten dagegen, zwei enthielten sich. Mit den Grundstücken sichere sich die Stadt Flächen, die sie für ihr Hochwasserschutzkonzept benötige.

Das Königreich Deutschland unter Führung des vorbestraften Unternehmers Peter Fitzek erkennt die Bundesrepublik und ihre Gesetze weitgehend nicht an. Erst vor Ende November waren Immobilien der Gruppierung in Bärwalde in der Lausitz, in Eibenstock sowie in Dresden von Polizei und Finanzaufsicht wegen illegaler Geldgeschäfte durchsucht worden. Im Kanzleilehngut Halsbrücke wollte der 58 Jahre alte Fitzek eines seiner "Gemeinwohldörfer" etablieren, unter anderem mit der Herstellung von Käse.

Der größte Teil des Kanzleilehngut-Areals liegt auf Halsbrücker Flur. Das sind nach einem Bericht der Freien Presse fast 95 Hektar. Zu Freiberg zählen lediglich gut acht Hektar. Die Zeitung berichtet weiter, im Stadtrat habe die AfD den Vorwurf erhoben, die Entscheidung zum Kauf der Grundstücke sei "politisch motiviert" wegen des Bezugs zu Fitzek.

Verkäufer erhielt Preis für Sanierung des Kanzleilehnguts

Zudem habe kurz nach dem Beschluss des Freiberger Stadtrates auch das Kommunalparlament in Halsbrücke für den Kauf seiner Grundstücke gestimmt, um dort ein "interkommunales Bildungszentrum" zu errichten. Auch dort habe lediglich die AfD dagegen gestimmt. Fitzek war den Angaben zufolge selbst vor Ort, ihm sei jedoch der Einlass verwehrt worden, weil er kein gültiges Personaldokument vorgelegt habe.

Verkäufer des Kanzleilehnguts ist Torsten Fischer. Er betrieb dort eine Pension und einen Hofladen, musste beides jedoch nach eigenen Angaben "aus wirtschaftlichen Gründen" den Betrieb im April 2023 einstellen. Noch vor zehn Jahren hatte Fischer als Bauherr und Architekt für die Sanierung des historischen Gebäudes einen Preis im Landeswettbewerb "Ländliches Bauen" errungen. In Dresden betreibt Fischer die Pension Plantagengut Hosterwitz.