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Bimmelbahn unterwegs wie vor Corona

Touristen aus ganz Deutschland werden mit Bussen zur Weißeritztalbahn gebracht. Das freut die Souvenirverkäufer. Die Bahn arbeitet schon an Plänen für den Winter.

Von Franz Herz
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Simone und Patrick Wagner vor ihrem neuen Freisitzgepäckwagen am Bahnhof Dippoldiswalde. Sie sind froh, dass wieder Fahrgäste kommen wie in Vor-Corona-Zeiten.
Simone und Patrick Wagner vor ihrem neuen Freisitzgepäckwagen am Bahnhof Dippoldiswalde. Sie sind froh, dass wieder Fahrgäste kommen wie in Vor-Corona-Zeiten. © Egbert Kamprath

Vormittags um 10 Uhr stehen drei Busse in Dippoldiswalde vor dem Bahnhof, einer aus dem Erzgebirgskreis, zwei aus Nordrhein-Westfalen. „Die warten auf den Zug“, sagt Simone Wagner, die den Bimmelbahn-Shop am Dippser Bahnhof betreibt. Momentan ist es hier noch sehr ruhig. Nur Silvia und Johann Hieble aus Lindenberg im Allgäu fragen nach einem Fahrplan. Silvia Hieble sagt: „Ich bin in Dipps geboren, und die Bimmelbahn gehört einfach zu meiner Heimat. Immer wenn ich hier zu Besuch bin, sehe ich zu, dass wir einmal mitfahren können.“ Simone Wagner drückt den beiden das Gewünschte in die Hand. So hat sie wohl wieder Sympathien für die Weißeritztalbahn gewonnen.

Die Bahn hat nach dem Corona-Lockdown im Frühjahr wieder Tritt gefasst. Das zeigt auch der Zug, dessen Lok jetzt vor dem Bahnübergang pfeift. Er hält und der Bahnsteig füllt sich mit Menschen. Da derzeit keine Ferien sind, fahren wenige junge Familien mit. Meist sind es ältere Herrschaften, die das wunderbare Spätsommerwetter genießen.

Busse bringen ihre Gäste wieder ins Weißeritztal

Busunternehmen takten die Bahnfahrten in ihre Touren durchs Erzgebirge ein. „Manche halten in Freital an und lassen ihre Gäste dort einsteigen, andere lassen sie von Dipps nach Kipsdorf mitfahren oder umgekehrt“, schildert Simone Wagner. Ihr Eindruck ist, dass jetzt eher mehr Fahrgäste unterwegs sind als vor Corona um diese Jahreszeit. Es hat ein wenig gedauert, um den Stand zu erreichen. 

Nachdem die Bahn Ende Mai wieder in Betrieb gegangen ist, war zwar das Wochenende von Christi Himmelfahrt stark frequentiert. Aber dann waren die Menschen noch etwas verhalten mit Unternehmungen. Das hat sich erst in den Ferien wieder normalisiert. „Da hat man gemerkt, dass viele Urlaub in Deutschland gemacht haben, die sonst woandershin gefahren oder geflogen wären“, hat Patrick Wagner beobachtet. Er ist hauptberuflich als Schaffner auf der Weißeritztalbahn unterwegs und unterstützt den Shop seiner Frau in der Freizeit.

Sie betreibt seit 2018 den Bimmelbahn-Shop. Dafür hat sie sich mit der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft geeinigt, dass sie einen alten Waggon pachten kann und der auf dem früheren Ladegleis neben dem Bahnhof stehen darf. Zudem hat Patrick Wagner die sieben Wochen genutzt, als im Frühjahr keine Züge fuhren, und hat einen alten Güterwaggon der IG Weißeritztalbahn aufgearbeitet. Der dient sozusagen als Terrasse, wo man im Freien sitzen kann.  Das nutzen auch die Kollegen von Patrick Wagner, die mit der Gleispflege betraut sind. Wenige Minuten vor ihrer Pause fragen sie nach einer „Bowu“. Die Bockwurst bekommen sie dann zur Pause serviert. 

Offizieller Fahrkartenverkauf

Zwei Frauen aus der Reisegruppe aus Nordrhein-Westfalen setzen sich derweil in den Bimmelbahn-Shop. Sie sind nicht so gut zu Fuß und verzichten auf den Stadtrundgang durch Dippoldiswalde, zu dem ihre Gruppe jetzt aufbricht. „Wir sind aus Iserlohn und wohnen in Altenberg im Ahorn-Waldhotel“, erzählt Martina Richter. „Mit dem Bus sind wir nach Freital gefahren, in den Zug gestiegen und haben jetzt eine schöne Fahrt hierher gehabt.“ Ihre Gruppe verbringt noch einen Tag im Erzgebirge, ehe sie wieder den Rückweg ins Westfälische antritt.

Sie und Gerlinde Griebsch lassen sich noch einen Kaffee servieren und fragen nach Postkarten - mit Bimmelbahn-Motiven natürlich. „Selbstverständlich haben wir auch Briefmarken dazu“, sagt Patrick Wagner auf ihre Nachfrage. Wagners sind flexibel und passen ihr Angebot an die Wünsche der Kunden an. „Nur eines sind wir nicht, eine Gaststätte.“ Es gibt nur Kleinigkeiten zu essen auf die Hand. „Dabei ist wichtig, dass man es mitnehmen kann“, sagt Simone Wagner. Es soll ja niemand seinen Zug verpassen, nur weil ihn der kleine Hunger plagt. 

Offiziell ist ihr Shop eine „Verkaufsstelle für Reisebedarf“. Vier Fahrgäste kommen und kaufen ihre Fahrkarten. „Für die Angebote der Weißeritztalbahn sind wir eine offizielle Agentur“, sagt Frau Wagner. Daneben gibt es Souvenirs wie Anhänger, Schwibbögen oder Postkarten, meistens mit Bahnmotiven oder mit Bezug zu Dippoldiswalde. Getränke und Kleinigkeiten zum Essen runden das Angebot ab. Kostenlos gibt es Auskünfte aller Art, zu Dipps, zur Bahn oder zum Osterzgebirge im Allgemeinen. 

Patrick Wagner installiert gerade eine neue Lampe vor dem Bimmelbahn-Shop. „Wir gestalten jetzt das Umfeld noch ein wenig. Eigentlich haben wir aber den Stand erreicht, den wir uns vorgestellt haben“, sagt er. Die nächsten Pläne zielen jetzt darauf, das Festival „Bimmelbahn und Lichterglanz“ am ersten Advent zu organisieren. 

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