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Fast acht Prozent der Sachsen leiden unter Schmerzen

Laut Barmer nehmen chronische Schmerzen zu. Besonders eine Stadt in Sachsen ist betroffen.

Von Sylvia Miskowiec
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Rückenschmerzen können schnell chronisch werden.
Rückenschmerzen können schnell chronisch werden. © 123rf

Es tut im Rücken weh, im Kopf oder in den Gelenken, manchmal auch ganz diffus im ganzen Körper, und das monatelang - 776 von 10.000 Sachsen, also fast acht Prozent, kennen dieses Gefühl: chronische Schmerzen. Die Barmer Ersatzkasse hat Abrechnungsdaten ihrer Patienten aus 2021 deutschlandweit für einen neuen Schmerzatlas ausgewertet und kommt zu dem Schluss: In Sachsen leiden besonders viele Menschen, 36 Prozent mehr als im Bundesdurchschnitt.

Ganz Deutschland betrachtend sind 571 von 10.000 Einwohnern, also fast sechs Prozent, wegen chronischer Schmerzen in Behandlung. Schlechter als in Sachsen sieht es nur noch in Thüringen aus. Hier werden 870 von 10.000 Einwohnern, knapp neun Prozent, von chronischen Schmerzen geplagt.

Gebessert hat sich über die Jahre nichts, im Gegenteil: Sowohl bundes- als auch sachsenweit sind die Zahlen langsam, aber stetig gestiegen.

Besonders betroffen sind laut Barmer die Chemnitzer: 1.065 von 10.000 Menschen kämpften hier 2021 gegen andauernde Pein. Dresden dagegen kommt mit 601 je 10.000 Einwohnern am besten von allen Regionen des Freistaats weg.

Schon vor dem Rentenalter Schmerzpatient

„Chronischer Schmerz tritt bei Weitem nicht erst im Rentenalter auf“, sagt Monika Welfens, Geschäftsführerin der Barmer in Sachsen. So klagen bereits drei Prozent der 40- bis und 49-Jährigen über entsprechende Symptome, bei den 50- bis 59-Jährigen sind es schon etwas mehr als doppelt so viele. Besonders wer im Gesundheits- und Sozialwesen arbeitet, kennt die Leiden, am wenigsten betroffen sind laut dem Atlas Land- und Forstwirte.

Chronischer Schmerz ist eine eigenständige Erkrankung. „Bei der Behandlung ist es wichtig, einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen“, sagt Welfens. Der dauerhafte Schmerz sei nicht nur ein alleiniges körperliches Leiden, auch die Seele spiele hierbei eine große Rolle. So litten in Deutschland zum Beispiel 39 Prozent der Schmerzpatienten zugleich an einer Depression. „Ein sogenannter multimodaler Behandlungsansatz verbindet physiotherapeutische mit psychotherapeutischen Therapien“, so Welfens. „Darüber hinaus integriert er auch soziale Aspekte.“ Dabei gehe es etwa darum, wie Patienten trotz ihrer Erkrankung weiter arbeitsfähig bleiben könnten. Rückenschmerzen sind beispielsweise sind der häufigste Grund für Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen.

Bundesweite Studie soll Schmerzpatienten helfen

Einen derartigen ganzheitlichen Ansatz verfolgt das bundesweite Projekt „Pain 2.0“, das die Deutsche Schmerzgesellschaft gemeinsam mit der Barmer ins Leben gerufen hat. Auch das Schmerzzentrum an der Dresdner Uniklinik beteiligt sich. Die Studie läuft derzeit. Mit ihr sollen Erfahrungen im Versorgungsalltag gesammelt werden, die dann später in der Alltagsversorgung zu wirklich hilfreichen und nutzbaren schmerzmedizinischen Angeboten führen können. Unter anderem wird geprüft, ob eine frühzeitige Gruppentherapie längerfristiges Leiden an Schmerzen verhindern oder vermeiden kann.