SZ + Leben und Stil
Merken

Ärzte bereiten sich auf neue Infektionswelle bei Kindern vor

Intensivmediziner fürchten Zustände wie vorigen Winter mit vielen Atemwegsinfektionen. Doch immerhin hat Sachsen aus der Coronazeit etwas gelernt.

Von Stephanie Wesely
 2 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Im vergangenen Winter wurden zeitweise die Kinderintensivbetten knapp - dies soll sich nicht wiederholen,
Im vergangenen Winter wurden zeitweise die Kinderintensivbetten knapp - dies soll sich nicht wiederholen, © Marijan Murat/dpa

Mit dem Schulbeginn in Sachsen steigt auch wieder die Ansteckungsgefahr. Intensivmediziner warnen, dass sich Zustände wie im vorigen Winter bald wiederholen könnten. Mehr als 10.000 Sachsen – überwiegend Kinder – waren damals an schweren Atemwegsinfektionen erkrankt, vor allem durch RS-Viren. Kinderkliniken und Intensivstationen arbeiteten an der Belastungsgrenze. Zeitweise reichten die Intensivbetten nicht mehr.

„Wir werden in diesem Winter genau die gleichen oder noch größere Probleme bekommen“, sagt Professor Florian Hoffmann, Chef der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin. Denn die Personalsituation, insbesondere in der Pflege, habe sich vielerorts sogar noch verschlechtert, sodass Intensivbetten gesperrt werden mussten. Selbst jetzt im Sommer hätten schwer kranke Kinder in weit entfernte Kliniken gebracht werden müssen – eine neue Situation.

Bettenkapazität wird erweitert

Auch der Direktor der Uni-Kinderklinik Dresden, Professor Reinhard Berner, fürchtet in der kalten Jahreszeit eine neue Erkrankungswelle. „Durch die Lockdowns war das Immunsystem vieler Menschen nicht mehr trainiert“, sagt er. Dieses Problem sei noch nicht vorbei. Berner rechnet deshalb erneut mit einer hohen Zahl an RSV- und Influenza-Kranken.

Die beiden großen Kinderintensivstationen am Uniklinikum Dresden und am Klinikum Chemnitz bereiten sich schon jetzt darauf vor. Sie seien „personell einigermaßen gut ausgestattet“, erklären deren Sprecher. So werbe Chemnitz mit Willkommensprämien und habe acht Pflegekräfte neu einstellen können.

Auch die Uniklinik Dresden erweitert derzeit ihre Bettenkapazität. „Durch das Netzwerk Kinderintensivmedizin und das ostsächsische Krankenhaus-Leitstellensystem können wir uns tagesaktuell über die Belegung informieren und im Notfall Kinder in anderen Kliniken in Sachsen versorgen“, so die Sprecherin des Klinikums Chemnitz.

Ampelsystem hat sich bewährt

Beibehalten aus Coronazeiten werde auch das Ampelsystem. Zum vorrangigen roten Bereich gehöre dabei die Notfall- und Intensivmedizin. Planbare Behandlungen oder auch akute, aber nicht überlebenswichtige Eingriffe aus dem grünen oder gelben Bereich würden bei Bedarf verschoben.

„Um aber Personal zu halten und zu gewinnen, muss die stationäre Kinderheilkunde von wirtschaftlichen Zwängen befreit und das Personal besser bezahlt werden“, sagt Intensivmediziner Hoffmann. In Sachsen sind laut Krankenhausgesellschaft erste Anfänge gemacht. Krankenhäuser, die Kinder und Jugendliche behandeln, würden seit Januar einen prozentualen Zuschlag auf jede Abrechnung erhalten.

Die Bundesregierung hat den Kinderkliniken Finanzspritzen in Höhe von jeweils 300 Millionen Euro für dieses und nächstes Jahr versprochen.