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Diätplan nach Genen: Was bringt DNA-basierte Ernährung?

Firmen versprechen individuelle Ernährungspläne auf Basis einer DNA-Analyse. Die Idee leuchtet ein, hat aber noch Grenzen.

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Jeder Mensch hat sichtbar andere Gene. Aber hat das auch Einfluss auf Vorlieben für Saures oder Süßes?
Jeder Mensch hat sichtbar andere Gene. Aber hat das auch Einfluss auf Vorlieben für Saures oder Süßes? © Christin Klose/dpa

Wie der eigene Körper in Bezug auf Ernährung funktioniert, davon haben viele Menschen eine grobe Ahnung: Der eine weiß, dass er Linsen schlecht verträgt, die andere kennt ihre abendlichen Heißhunger-Attacken leider nur zu gut. Doch wie wäre es, bis ins Detail zu wissen, wie der eigene Körper tickt? Was er gut verstoffwechselt und mit welchen Lebensmitteln er Schwierigkeiten hat?

Es gibt einige Firmen, die solche Erkenntnisse versprechen. Sie bieten Ernährungspläne auf Basis von DNA-Analysen an. Oft werben sie mit dem Versprechen, dass Anwender so ihrem Wunschgewicht näherkommen. „Dieser individuelle Ansatz spricht damit natürlich auch Menschen an, bei denen andere Wege zur Gewichtsabnahme bislang nicht funktioniert haben“, sagt Annabel Dierks, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Bremen. Ganz nach dem Motto: Jetzt muss es endlich funktionieren. Der Plan ist schließlich eigens für mich gemacht.

Die Anbieter argumentieren, dass Körper in ihren Bedürfnissen und Eigenschaften ganz unterschiedlich beschaffen seien. Folgt man dieser Logik, stoßen allgemeine Ernährungsempfehlungen zwangsläufig an ihre Grenzen. „Man kann nicht erfühlen, was für den eigenen Körper gut funktioniert – abgesehen von offensichtlichen Symptomen wie Bauchschmerzen“, sagt Olaf Schneider, Geschäftsführer und Gründer des Gesundheitsunternehmens Cerascreen, das Selbsttests anbietet. Vor diesem Hintergrund seien DNA-Analysen aufschlussreich, sagt er. Etwa um herauszufinden, wie gut man Proteine, Fette oder Kohlenhydrate verstoffwechseln könne. So kann sich zum Beispiel herausstellen, dass Quark am Morgen für den eigenen Körper die bessere Wahl ist als ein Brötchen.

DNA-Analysen nehmen die Gene in den Blick. In ihnen sind nicht nur körperliche Merkmale wie Augen- oder Haarfarbe festgeschrieben, sondern auch Informationen über Stoffwechsel oder Hunger- und Sättigungsgefühl hinterlegt. So ist etwa bekannt, dass das sogenannte FTO-Gen in bestimmten Ausprägungen das Risiko für Übergewicht erhöhen kann. Doch viele Fragen sind noch offen. „Es ist vollkommen richtig, dass Menschen Gen-Variationen aufweisen, die sich unterschiedlich auf den Stoffwechsel auswirken können“, sagt Verbraucherschützerin Dierks. Die Wissenschaft sei bei diesem Thema jedoch noch nicht weit genug. „Es gibt vieles, was noch gar nicht entdeckt oder wissenschaftlich ausreichend belegt wurde.“

Anbieter von Gentests können sich folglich nur eine Auswahl an Gen-Variationen herauspicken, um sie zu testen und Empfehlungen abzuleiten. Ob das den Körper in seiner Gesamtheit abbilden kann, lässt sich infrage stellen. Dazu kommt: Auch der Lebensstil spielt eine Rolle, wenn es darum geht, ob die gewünschten Kilos verschwinden. „Fehlende Bewegung etwa lässt sich nicht uneingeschränkt durch die Ernährung kompensieren“, sagt Cerascreen-Chef Schneider. Man muss demnach auch bereit sein, an seinem Verhalten etwas zu ändern.

Gesündere Ernährung durch personalisierte Pläne?

Dabei zeigt sich ein Vorteil der personalisierten Pläne: Sie können den nötigen Anstoß geben, auch wirklich an Ernährung und Lebensstil zu schrauben. „Um abzunehmen muss schließlich ein Energie-Defizit erreicht werden“, sagt Verbraucherschützerin Dierks. Personalisierte Ernährungspläne seien scheinbar speziell für einen Menschen erstellt, was ihn vielleicht eher dazu bewegt, sie auch einzuhalten. Das lässt auch eine Befragung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft von 2019 vermuten. Dort stimmten rund die Hälfte der Befragten der Aussage zu, dass sie sich durch personalisierte Ernährungsempfehlungen vermutlich gesünder ernähren würden.

Doch wie läuft ein solcher Test ab? Am Anfang steht ein Test-Kit, das dem Kunden zugeschickt wird. Soll der Stoffwechsel untersucht werden, wird eine Speichelprobe fällig: Stäbchen rein, gut verpacken und an den Anbieter zurücksenden. Die Probe werde an ein Labor weitergeleitet, wo bestimmte Gene und ihre Variationen analysiert werden, erklärt Anbieter Schneider. Auf der Basis entstünden dann Schlussfolgerungen und Empfehlungen. Durch Selbsttests lassen sich auch andere Informationen über den eigenen Körper sammeln – etwa über die Beschaffenheit des Mikrobioms, also der Bakterien, die den Darm besiedeln.

Die Kosten für einen Stoffwechseltest liegen – je nach Anbieter – bei rund 150 bis 300 Euro. Wie der Preis ausfällt, hängt auch davon ab, ob ein persönliches Ernährungscoaching inbegriffen ist oder man lediglich einen Bericht samt Ernährungsempfehlungen erhält.

Wer sich für eine DNA-Analyse entscheidet, sollte allerdings bei dubiosen Ernährungstipps hellhörig werden: Zum Beispiel, wenn dazu geraten wird, auf bestimmte Lebensmittelgruppen komplett zu verzichten und dafür etwa exotische Früchte auf den Speiseplan zu setzen, sagt Annabel Dierks. Das könne zu Mangelerscheinungen führen. Auch der Datenschutz ist ein Thema. Die DNA gehört zum Persönlichsten, das man von sich preisgeben kann: Wer eine Analyse anstoßen möchte, sollte sich vorab ganz genau über die Datenschutzbestimmungen des Unternehmens informieren.

Am Ende führt vielleicht doch eine klassische Ernährungsberatung eher zum Ziel. Letztlich sei auch die individualisiert, sagt Dierks. „Es gibt ein Vorgespräch, es wird ein Ernährungsprotokoll geführt und Vorlieben werden in die Beratung einbezogen.“ (dpa)

Warm essen muss nicht immer sein

Monika Bischoff ist Ernährungsberaterin im Krankenhaus Barmherzige Brüder in München. Sie erklärt im Interview, was es mit der Temperatur auf sich hat.

Wirkt es sich auf die Gesundheit aus, wenn man seltener oder häufiger als einmal pro Tag warm isst?

Für die Zubereitung einer warmen Mahlzeit wird bei bestimmten Zubereitungsarten viel Fett benötigt. Das macht sich in den Kalorien bemerkbar. Deshalb empfiehlt man nur eine warme Mahlzeit am Tag. Zudem muss der Körper die warmen Mahlzeiten für die Verarbeitung nicht mehr erwärmen. Es lässt sich vermuten, dass bei der Verdauung der Speisen so weniger Energie aufgewendet werden muss.

Dann könnte ja jemand auf die Idee kommen, eiskaltes Wasser zu trinken, um mehr Kalorien zu verbrennen.

So hoch ist die Energieaufwendung dafür nicht, dass man deshalb mehr essen könnte. Natürlich ist es auch möglich, bei kalten Mahlzeiten viel Energie aufzunehmen – zum Beispiel, wenn man dick Butter auf seine Brote schmiert. Darum kann man nicht sagen, was generell gesünder oder ungesünder ist. Es kommt immer auf die Zusammensetzung der Gerichte an, unabhängig davon, ob sie kalt oder warm sind.

Wie sollte denn eine gesunde Mahlzeit zusammengesetzt sein?

Man kann sich dazu an der Teller-Regel orientieren: Auf der Hälfte des Tellers sollte Salat oder Gemüse liegen. Ein Viertel sollte Eiweißbeilage sein, zum Beispiel Hülsenfrüchte oder Fisch, ein Viertel Kohlenhydratbeilage, zum Beispiel Kartoffeln oder Vollkornnudeln. Hochwertiges Fett sollte man dabei nur sparsam einsetzen. Gesunde Zubereitungsarten, bei denen nur wenig bis gar kein Fett nötig ist, sind Schmoren und Dämpfen. Nährstoffe und Vitamine bleiben dabei trotzdem erhalten. Wichtig ist, dass die Mahlzeiten abwechslungsreich und so bunt wie möglich sind – am besten regional und saisonal orientiert. Und immer abgestimmt auf die eigenen Bedürfnisse. Grundsätzlich gilt: alles in Maßen.

Zu welcher Tageszeit ist eine warme Mahlzeit am bekömmlichsten?

Die Bekömmlichkeit ist bei jedem unterschiedlich. Darum gibt es nicht die eine richtige Tageszeit für eine warme Mahlzeit.

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