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Gesund essen im Job – so klappt‘s

Hier ein Keks, dort ein Schokoriegel – und in der Kantine Currywurst. Wer sich im Arbeitsalltag gesund ernähren will, braucht Tricks, um sich selbst zu überlisten.

Von Annett Kschieschan
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Leichte Mahlzeiten geben Schwung für die Arbeit, belasten den Körper aber nicht. Vor allem, wer wenig Bewegung hat, sollte darauf achten.
Leichte Mahlzeiten geben Schwung für die Arbeit, belasten den Körper aber nicht. Vor allem, wer wenig Bewegung hat, sollte darauf achten. © AdobeStock

Im Homeoffice war es noch einfach: Gekocht werden konnte ja nur, was zuvor eingekauft wurde. Wer sich im Supermarkt am Süßigkeitenregal beherrschen kann, snackt später zwischen Meeting und Projektmanagement eher Gurke als Schoko-Brezel. Inzwischen sind viele Beschäftigte wieder in die Büros zurückgekehrt und damit wieder drin im alten Trott: Schokoriegel warten in der Schreibtisch-Schublade auf die erste Heißhunger-Phase, im Besprechungsraum quillt die Bonbonschale über und in der Kantine lockt die Currywurst mehr als der Salatteller. Und dann sitzt man wieder die ganze Zeit - entweder am eigenen Schreibtisch oder im Meeting. Gesunde Ernährung im Arbeitsalltag ist viel mehr als eine Frage des individuellen Geschmacks.

Längst ist erforscht, dass Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit eine Menge mit dem zu tun haben, was regelmäßig auf dem Teller landet. In vielen Unternehmen weiß man das und steuert zumindest mit dem Kantinenangebot gegen. Vegetarische Gerichte, Salate zum Selbst-Zusammenstellen und kalorienarme Nachspeisen gehören inzwischen vielerorts zum Angebot. Firmeninterne Fitnessangebote kommen denen entgehen, die sich auch zwischendurch fithalten wollen. Doch Angebote nützen nur, wenn sie auch wahrgenommen werden.

Mit Plänen durch den Arbeitstag

Ernährungs-Profis raten zu einem „konkreten Tagesplan mit definierten Handlungen“. So kann man sich zum Beispiel vornehmen, immer morgens zwei Äpfel und eine kleine Packung Nüsse mit zur Arbeit zu nehmen. Je konkreter der Plan, desto wahrscheinlicher ist die Umsetzung. Wer auf kein gesundes Mittagsangebot im Betrieb zurückgreifen kann – oder ahnt, dass er vor Ort eher der Verlockung des Schnitzeltellers erliegt – kann auch für die Mittagszeit sein eigenes Lunchpaket packen. Auch hier gilt: Konkrete Planung lässt dem inneren Schweinehund wenig Chancen. Psychologen unterscheiden zwischen einem Handlungs- und einem Bewältigungsplan. Während Ersterer von simplen Gegebenheiten ausgeht – etwa dem Einpacken des zuvor in ausreichender Menge gekauften Obstes, zielt der Bewältigungsplan eher auf flexible Situationen ab. In diesem Fall der Absicht, auf dem Weg zur Arbeit noch schnell in den Supermarkt zu gehen, falls nicht mehr genug Obst daheim ist.

In der Studie „Healthy Eating at Different Levels of Job Stress“ wurde untersucht, wie solche Pläne dabei helfen, sich trotz hoher Arbeitsbelastung gesund ernähren zu können. Dazu wurden in einer Online-Befragung die Belastungsfaktoren der Arbeit sowie die Intention, die Planung und der tatsächliche Obst- und Gemüsekonsum von 272 Beschäftigten erhoben. Untersucht wurden die Wechselwirkungen zwischen ungünstigen Arbeitsbedingungen, etwa hohem Termindruck oder einem lauten und hektischen Umfeld, und der Intention auf die Planung.

Obstkörbe und Gemüsekisten

Die Ergebnisse zeigen, dass Beschäftigte mit ungünstigen Arbeitsbedingungen wie hohem Zeit- und Termindruck bei geringer Handlungs- und Zeitkontrolle, eher auf Bewältigungspläne zurückgreifen. Sie müssen flexibel sein und nutzen daher einen Plan, der Hindernisse und ihre Überwindung bewusst einkalkuliert. Diese Pläne führen dann durchaus zu einer signifikanten Erhöhung des Obst- und Gemüsekonsums. Doch gerade im Arbeitsleben ist die individuelle Planung oft nur die halbe Miete. Unternehmen tun deshalb gut daran, ihren Beitrag zu einer möglichst gesunden Ernährung am Arbeitsplatz zu leisten. Laut einer Studie des Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum (IFB) der Universität Leipzig fallen immer mehr Menschen infolge von durch Übergewicht begünstigten und ausgelösten Krankheiten auch für längere Zeit aus. Das ziehe immer höhere indirekte Kosten nach sich, sagt etwa der Soziologe Thomas Lehnert. „Zeiten, in denen Berufstätige krankheitsbedingt ausfallen, also nicht produktiv sind, müssen vom Arbeitgeber bezahlt werden.“ Zu den indirekten Kosten gehören neben dem Produktivitätsausfall auch die Verdienstausfälle sowie Ausgaben, die der Patient aufgrund seiner Erkrankungen selbst trägt“, so der Experte, der am IFB und dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf zum Thema „Ökonomie der Adipositas“ forscht. Dabei untersuchen Ärzte und Soziologen mithilfe einer Querschnittsanalyse bestimmter Bevölkerungsgruppen für Menschen zwischen 18 bis 65 Jahren den Zusammenhang von BMI und Fehltagen für alle Erwerbstätigen in Deutschland.

Jeder, der selbst schon einmal ein paar Kilos verlieren wollte, weiß: Trotz aller guten Vorsätze ist die Umsetzung manchmal schwierig. Unternehmen können ihren Beschäftigen entgegenkommen, indem sie Keksdosen durch Obstkörbe ersetzen, Wasser statt Cola bereitstellen und entsprechend auf die Speisepläne der Kantine Einfluss nehmen. Viele Anbieter von Obst- und Gemüsekisten liefern auch direkt in die Firma - so ist auch die Logistikfrage schnell geklärt. Und wenn es im Stress dann hin und wieder doch noch mal der Schokoriegel sein muss, ist das auch ganz ohne schlechtes Gewissen erlaubt.

Planung ist alles – das gilt besonders auch für die Ernährung im Arbeitsalltag. Wer seine Mahlzeiten vorbereitet, vermeidet Stress und Frustessen.
Planung ist alles – das gilt besonders auch für die Ernährung im Arbeitsalltag. Wer seine Mahlzeiten vorbereitet, vermeidet Stress und Frustessen. © AdobeStock