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Sachsens Lebensmittelkontrolleure schließen 27 Betriebe

Die Lebensmittelüberwachung hat im vergangenen Jahr 48.000 Prüfungen durchgeführt. Relevante Mängel gab es nur selten, dafür 17 Strafverfahren, zeigt der Jahresbericht.

Von Sylvia Miskowiec
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Lebensmittel werden bis ins kleinste Detail von Kontrolleuren untersucht.
Lebensmittel werden bis ins kleinste Detail von Kontrolleuren untersucht. © Heiko Rebsch/dpa

Die tote Spitzmaus war ein Einzelfall. Das Tier lag 2022 in einer Packung Erdnussflips, die der sächsischen Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen als Beschwerde geschickt wurde. Unterm Strich zeigten sich die sächsischen Lebensmittelkontrolleure verschiedener Behörden jedoch zufrieden mit dem Jahresbericht. Das Sächsische Sozialministerium hat ihn am Mittwoch in Wiedemar bei Leipzig vorgestellt.

Wen prüfen die Kontrolleure?

2022 haben die sächsischen Lebensmittelkontrolleure 28.453 der insgesamt 65.723 Lebensmittelbetriebe in Sachsen besucht und dabei über 48.000 Prüfungen durchgeführt. Zu den kontrollierten Unternehmen zählen neben Bäckereien und Fleischereien, Direktvermarktern von Lebensmitteln und Einzelhändlern Dienstleistungsbetriebe wie Küchen und Kantinen sowie Gaststätten und Imbisse.

Welche Verstöße wurden festgestellt?

In 1.201 Betrieben fanden die Prüfer relevante Mängel. Dies entspricht 4,2 Prozent der kontrollierten Unternehmen und liegt somit auf dem Vorjahresniveau. Das sei „erfreulich gering“, konstatierte Verbraucherschutzministerin Petra Köpping. Die meisten Verstöße betrafen Hygienemaßnahmen, sowohl, was die adäquate und saubere Ausstattung der Räume und Geräte und entsprechend geschultes Personal angeht, als auch eine lückenlose Wareneingangskontrolle, Rückverfolgbarkeit und Temperaturüberwachung.

Die Folgen für die beanstandeten Unternehmen können gravierend sein. So wurde nach den Kontrollen 27-mal eine Betriebsschließung angeordnet, drei mehr als im Vorjahr. Betroffen davon waren vor allem Gaststätten und Imbisse sowie Fleischereien und Bäckereien, darunter vier aus dem Landkreis Leipzig, drei aus dem Vogtlandkreis und je zwei aus Dresden und Chemnitz. „In der Regel handelt es sich um kurzzeitige Betriebsschließungen. Wenn die festgestellten Mängel durch den Betrieb erfolgreich beseitigt wurden, hebt das zuständige Amt die Schließung wieder auf“, heißt es dazu aus dem Sozialministerium.

Auch vor Gerichtsprozessen sind Unternehmer nicht gefeit. Insgesamt 17-mal wurde 2022 ein Strafverfahren eingeleitet, vor allem gegen Betriebe im Einzelhandel.

Welche Produkte testen die Lebensmittelkontrolleure?

Im Jahr 2022 haben die Lebensmittelkontrolleure insgesamt 20.222 Proben in ihren Laboren untersucht, die meisten von ihnen routinemäßig. Hinzu kamen Proben aufgrund von Beschwerden, oder wenn Prüfer in einem Betrieb einen bestimmten Verdacht hegten, dass das Produkt nicht den lebensmittelrechtlichen Anforderungen entspricht oder schon einmal nicht entsprochen hatte. Vor allem tierische Lebensmittel wie Milch, Käse, Fleisch, Fisch und Eier sowie nichttierische Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Backwaren, Suppen und Nahrungsergänzungsmittel stehen auf dem Kontrollzettel. Zudem prüfen die Tester Tabakerzeugnisse, Wein, Spirituosen, Wasser, Säfte, Bier und sogenannte Bedarfsgegenstände wie Lebensmittelfolie und Kosmetika, zum Beispiel Lippenstift und Lidschatten.

Was wird bei einer Probe untersucht?

In 18 Prozent der Proben war etwas zu beanstanden, etwas mehr als im Vorjahr. Dafür haben die Prüfer zuerst getestet, ob Aussehen, Geruch und Geschmack des Lebensmittels einwandfrei sind. Dem kann eine mikrobiologische, chemische und physikalische Analyse der Lebensmittel folgen. Im Labor finden die Prüfer heraus, ob das Lebensmittel gesundheitlich unbedenklich ist und ob weitere rechtliche Anforderungen erfüllt sind. Zudem muss das Produkt korrekt gekennzeichnet sein, also alle gesetzlich vorgeschriebenen Angaben auf der Verpackung vorweisen – die natürlich stimmen müssen. Ein besonderes Augenmerk wird darauf gelegt, ob die Kennzeichnung auch die echte Zusammensetzung des Produkts widerspiegelt, aber auch, ob auf dem Produkt getroffene gesundheitsbezogene Werbeaussagen zulässig sind und die Verbraucherinnen und Verbraucher nicht in die Irre führen.

Was haben die Kontrolleure in den Proben beanstandet?

In 73 Prozent der bemängelten Proben ging es um schlechte Kennzeichnung und falsche Aufmachung des Produkts. Besonders schlecht schnitten hier Nahrungsergänzungsmittel, diätische Lebensmittel sowie Säuglings- und Kleinkindernahrung und die Gruppe „Mayonnaisen, emulgierte Soßen, kalte Fertigsoßen, Feinkostsalate“ ab. Bei tierischen Lebensmitteln wie Käse und Fleischerzeugnissen kritisierten die Behörden häufig die mikrobiologische Beschaffenheit der Produkte. So beurteilten die Prüfer insgesamt 51 Proben als gesundheitsschädlich. Dabei handelte es sich überwiegend um Fleisch, Fleischerzeugnisse und Wurstwaren, in denen Salmonellen, die Bakterien Campylobacter, Verotoxinbildende Escherichia coli (VTEC) sowie Listeria monocytogenes gefunden wurden.

Von den beanstandeten Lebensmittelproben mit positivem Salmonellenbefund wurden 13 als gesundheitsschädlich beurteilt. Darunter waren acht Proben Hackepeter und Hackfleisch. Das gleiche Urteil erhielten drei Proben Rohwurst sowie je eine Probe Fleischsalat und Bockshornklee. Auch 26 Lebensmittel, in denen sich im Labor VTEC-Bakterien tummelten, galten als gesundheitsschädlich. Das waren unter anderem 13 Proben Rinderhackfleisch ohne Erhitzungshinweis sowie fünf Rohwürste und sechs Produkte aus Getreidemehl beziehungsweise Rohteig. Immerhin: Der Anteil der bemängelten Proben mit Bakterienbelastung an der Gesamtuntersuchungszahl sei mit 0,3 Prozent sehr klein, so die Prüfer.

Was passiert, wenn was passiert?

Ob Salmonellen in der Schokolade oder Bakterien auf dem Salat: In solchen Fällen sollten Menschen schnell vor dem Verzehr gewarnt werden. Das kann eine einmalig im Jahr stattfindende Überprüfung der Produkte und Betriebe durch die LUA nicht leisten, wohl aber entsprechende EU-weite Schnellwarnsysteme. Über diese Systeme werden Informationen inklusive Lieferlisten innerhalb der EU schnellstens an die verantwortlichen Stellen weitergereicht. In Sachsen ist das die Landeskontaktstelle Schnellwarnung im Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt.2022 gingen hier insgesamt 10.031 Meldungen durch diese Systeme ein – und hatten Folgen: 150 Produkte wurden wegen Salmonellen, E. coli-Bakterien und Schimmelpilzen zurückgerufen. Ein besonders großes Ausmaß nahmen dabei die Rückrufe für Produkte des Konzerns Ferrero an: In Kinderschokolade-Produkten wurden im Frühjahr 2022 Salmonellen entdeckt. Kontaminierte Überraschungseier, Schoko Bons, Mini Eggs und Co. sorgten in Sachsen für 16 Rückrufe bei meist großen Handelsketten.