SZ + Leben und Stil
Merken

Woran erkenne ich einen guten Roséwein?

Nicht nur Herkunft und Preis sind Indikatoren – auch die Trinkbarkeit. Sachsens Top-Sommelier Silvio Nitzsche über den Alleskönner in der Weinwelt.

 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Roséwein - Solist und Begleiter in einem Atemzug und perfekt geeignet zum Barbecue.
Roséwein - Solist und Begleiter in einem Atemzug und perfekt geeignet zum Barbecue. © Andreas Drouve/dpa

Gibt es den einen Alleskönner in der Weinwelt? Den einen, der immer passt – der in vinophiler Form die studierte Hausfrau, berufstätige Mutter und zugleich sexy Vamp sein kann? Ja klar! Doch wir nehmen ihn allzu oft als Selbstverständlichkeit hin: Rosé.

Ein guter Rosé kann alles, bei dem die konventionellen Weine schnell an Grenzen stoßen. Er kann kräftig, leicht, fruchtig, würzig, vordergründig und tiefsinnig sein. Er ist Solist und Begleiter in einem Atemzug.

Doch was ist eigentlich ein guter Roséwein und woran kann man ihn erkennen? Das ist einfacher, als man denkt. Das Einfachste ist der Preis. Ein guter Rosé ist keine Ramschware. Die Zeiten sind längst vorbei, bei denen dieser Zwitterwein aus einem Rotwein gemacht wurde, bei dem es nicht zu einem Rotwein gereicht hat.

Bei Raumtemperatur genießen

Also ein guter und sauber produzierter Roséwein sollte mindestens sieben Euro, ein Charakterrosé mindestens zehn Euro kosten. Diesen kann man auch gerne mehrere Jahre reifen lassen. Er kann dann eine unfassbare Tiefe und Komplexität offenbaren.

Ein weiterer Indikator ist die Trinkbarkeit. Ein Qualitätsrosé sollte nicht zwangsläufig nach einer kühlen Serviertemperatur oder gar nach Eiswürfeln schreien. Gerne kann man ihn bei einer sehr angenehmen Raumtemperatur genießen.

Ein hochwertiger Rosé ist kein Wein, dessen einzige Aufgabe es ist, einen ohnehin schon besonderen Sommerabend auf dem Balkon schön zu machen. Denn er ist ein so großartiger Speisebegleiter. Als kleines Beispiel sei hier ein traditionelles BBQ oder unsere so geliebte Bratwurst genannt.

Rot- und Weißweine werden hier spielend schnell in die Knie gezwungen, während der profund gearbeitete Roséwein diesen anspruchsvollen Speisen seinen Aromenteppich ausrollt.

Zu schön ist oft nicht ganz echt

Nicht unwesentlich ist auch die Farbe. Ob zartorange oder kräftiges Himbeerrot ist abhängig von der Rebsorte und der Art der Produktion. Unter 8.000 verschiedenen Farben kann sich ein Roséwein sein Kleid aussuchen. Es ist jedoch kein Indikator für Qualität. Ein wenig zu schön ist oft ein Zeichen für nicht ganz echt. Also auch hier wie im richtigen Leben.

Silvio Nitzsche, Top-Sommelier und Kolumnist für sächsische.de und Sächsische Zeitung.
Silvio Nitzsche, Top-Sommelier und Kolumnist für sächsische.de und Sächsische Zeitung. © Thomas Kretschel

Da im Rosé sowohl die Seele eines Rotweines als auch eines Weißweines schlummern, ist die Glaswahl spannend. Angesichts seiner vielen Gesichter sollte er sich auch in jedem Glas anders präsentieren können – egal, ob in einem großen oder kleinen. Das Gute ist hierbei das Vergängliche. Wenn Sie nicht sicher sind, ob Ihr Rosé von Güte ist, lassen Sie einen Rest über.

Industrieware schmeckt und vor allem riecht nach einer Woche gleich. Bei einem auserlesenen Rosé haben Sie dann fast das Gefühl, einen anderen Wein im Glas zu haben. Ein nicht unwichtiger Punkt ist die Herkunft. Ihr Rosé sollte eine Adresse vorweisen können, ein Antlitz seinen Vater nennen können und keine Fabrik.

Biodynamischer Winzer

Dabei ist es unerheblich, ob er aus dem Land der Rosé-Königsmacher Südfrankreich, Deutschland oder der Neuen Welt stammt. Der Winzer sollte ein handwerklicher, sehr gerne ein biologisch oder biodynamisch arbeitender sein. Warum? Argumenten dafür gibt es viele: Regionalität, Handwerk, Verbindlichkeit, Identifikation, Vertrauen und Verständlichkeit. Und erlauben Sie mir bitte eine abschließende Frage! Warum heißt es eigentlich DER Rosé und nicht – global betrachtet – besser passend DIE?