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Warum für Besucher von Sachsens Weinfesten eine Klammer unverzichtbar ist

Mehr als 250 regionale Weine gibt es am Wochenende zum Weinfest in Radebeul. Sachsens Top-Sommelier Silvio Nitzsche über Feierwein und das Sächsische Nizza.

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Alle Zeichen stehen auf Wein: Wie hier an einer Fußgängerampel in Bad Dürkheim, dreht sich am Wochenende in Altkötzschenbroda alles um die guten Tropfen der Region.
Alle Zeichen stehen auf Wein: Wie hier an einer Fußgängerampel in Bad Dürkheim, dreht sich am Wochenende in Altkötzschenbroda alles um die guten Tropfen der Region. © Uwe Anspach/dpa

An einem Wochenende ein ganzes Weingut leer trinken, klingt nach einem Traum für Weinliebhaber. Ein wackeres Vorhaben, welches am kommenden Wochenende vom 22. bis zum 24. September vornehmlich in Altkötzschenbroda wieder wahr werden könnte. In dem beliebten Radebeuler Stadtteil werden dann beim Weinfest schätzungsweise 20.000 Flaschen Wein aus der Produktion von 30 Weingütern der Umgebung entkorkt.

Ungefähr 50.000 Weinfreunde treffen sich an drei Tagen im Sächsischen Nizza, um die Chance zu nutzen, aus über 250 verschiedenen regionalen Weinen gleichzeitig zu wählen. Wo sonst hat man sie? Schöner könnte die Zeit, um ausgelassen Dionysus und Bacchus zu ehren, nicht sein. Zumindest für die Connaisseurs.

Eigenes Weinglas markieren

Aber auch die Produzenten genießen es, sich und den Jahrgang feiern zu lassen. Dennoch wirkt es makaber, dass in der wohl für Weinbauern arbeitsintensivsten Zeit des Jahres, direkt während der Weinlese, die Winzer auch noch mit einem Weinfest gefordert werden. Aber das hat schon viele Jahrhunderte Tradition. Mit den Herbstfesten dankt man für die abgeschlossene Ernte in der Landwirtschaft und für die zu erwartende Ernte im Weinbau.

Historisch wurde während dieser Feste die zu erwartende Qualität annonciert und damit verbunden die Preise für den neuen Wein festgelegt. Da die Preise neuzeitlich nicht mehr neu verhandelt werden müssen, nimmt man in Radebeul den Begriff Weinkultur beim Wort, macht aus Pflastersteinen eine Bühne unter freiem Himmel und vereint das Herbst- und Weinfest mit dem Internationalen Wandertheaterfestival. Damit neben den olfaktorischen, den gustatorischen auch die akustischen und optischen Sinne anzusprechen, gleicht einem Geniestreich.

Unzählige Theaterveranstaltungen, Konzerte und Aufführungen lassen den Besuch zu einem Gesamterlebnis werden. Als kleinen Tipp empfehle ich immer das eigene Weinglas mit einer Klammer oder einem Gummi zu markieren, um in der Feierlaune nicht vermeidbare Glasverwechslungen zu vermeiden.

Silvio Nitzsche, Top-Sommelier und Kolumnist für sächsische.de und Sächsische Zeitung.
Silvio Nitzsche, Top-Sommelier und Kolumnist für sächsische.de und Sächsische Zeitung. © Thomas Kretschel

Gefangen von der Feierlust lohnt es sich auch, einmal die Rheingauer Weinwochen in Wiesbaden, dass Stuttgarter Weindorf, die Moselweinwochen oder gar Fête des Vendanges im Montmartre von Paris, das La Fête du Vin in Bordeaux oder das San Fermín Wine Festival in Pamplona, Spanien, zu erleben. Ein Weinfest jedoch sollte jeder von uns ganz weit oben auf seiner „bucket list“ stehen haben, den Bad Dürkheimer Wurstmarkt.

Niemals genügend Feierwein im Glas

Es ist das Mekka des Weines, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Jeder Weinfreund muss einmal im Leben die Mutter aller Weinfeste erlebt haben. Weit über eine halbe Million Menschen besuchen alljährlich das 606 Jahre alte Weinfest. Die Atmosphäre rund um das weltgrößte Weinfass, welches sogar ein Restaurant beherbergt, ist atemberaubend.

Und für alle von uns, die scheinbar niemals genügend Feierwein im Glas haben oder ein Fest gerne mit einer kleinen Reise verbinden, hat das Deutsche Weininstitut (DWI) eine Smartphone App entwickelt, welche die gezielte Suche nach Weinfesten deutschlandweit erlaubt.