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Billiges Palmöl statt Sonnenblumenöl in Pommes, Chips und Kroketten

Verbraucherschützer belegen, wie Hersteller Engpässe durch den Ukrainekrieg ausnutzen – zum Nachteil der Kunden.

Von Katrin Saft
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Enthalten Palm- statt Sonnenblumenöl.
Enthalten Palm- statt Sonnenblumenöl. © Verbraucherzentrale

Die Zeiten, als Kunden Sonnenblumenöl hamsterten, sind längst vorbei. Angesichts der Lieferprobleme durch den Ukraine-Krieg hatten damals einige Lebensmittelhersteller ihre Produkte von Sonnenblumen- auf Palmöl umgestellt.

Doch obwohl es seit Sommer 2022 wieder ausreichend Sonnenblumenöl gibt, ist es in den meisten Fällen dabei geblieben. Das belegt eine Stichprobe bei Pommes Frites, Kroketten, Chips und anderen Kartoffelprodukten durch die Verbraucherzentrale Hamburg.

Demnach waren im April zwölf der 13 Produkte, bei denen das Öl ersetzt worden war, noch immer mit Palmöl erhältlich. Nur die Gut & Günstig Chips for Friends von Edeka enthielten wieder Sonnenblumenöl. „Für die Unternehmen ist der Ölwechsel lukrativ, für Verbraucher hat er vor allem Nachteile“, sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg.

Gesundheitlich problematisch

Denn Palmöl ist das weltweit billigste Pflanzenöl. Dem Anbau fallen Millionen Hektar zum Teil illegal gerodeter Wälder zum Opfer. Die Brandrodung heizt nicht nur den Klimawandel an, sie vertreibt auch Tiere und Menschen aus ihrem Lebensraum.

Hinzu kommt, dass Palmöl zu einem größeren Teil aus weniger wünschenswerten gesättigten Fettsäuren besteht. Gesundheitlich problematisch wird es durch die industrielle Verarbeitung. So gehen beim Raffinationsprozess durch die große Hitze nicht nur wertvolle Inhaltsstoffe verloren, sondern es können auch großen Mengen an Fettschadstoffen entstehen, die möglicherweise krebserregend sind.

„Unseres Erachtens nutzen einige Hersteller die Ausnahmesituation des letzten Jahres zu ihren Gunsten aus“, kritisiert Valet. Anderen Firmen dagegen sei es sogar während der Krise gelungen, Produkte mit Sonnenblumenöl anzubieten.

Falsche Zutatenliste

Besonders dreist: Fünf der 13 Produkte werden weiterhin in den alten Verpackungen verkauft – mit einer Zutatenliste, die Sonnenblumenöl deklariert. „Nur ein unscheinbarer Aufdruck ,enthält Palmöl statt Sonnenblumenöl’ im Feld mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum auf der Rückseite gibt einen Hinweis auf das andere Speiseöl“, so Valet.

Zwar sei eine vorübergehend falsche Kennzeichnung gesetzlich möglich, allerdings nur bei außerordentlichen Lieferengpässen. Valet sieht deshalb die zuständige Lebensmittelüberwachung in der Pflicht. „Diese ließ die Unternehmen über Monate gewähren, ohne den Verbraucherschutz zu berücksichtigen“, sagt er.

Kunden, die Palmöl meiden wollen, empfiehlt er, beim Einkauf nach wie vor sehr genau auf die Zutatenliste zu achten.

Produkte mit Palmöl

  • Agrarfrost Crazy Frites
  • Agrarfrost Genießer Kroketten
  • Agrarfrost Griddies
  • Agrarfrost Knusper Wedges
  • Gut & Günstig Backofen-Frites Feinschnitt
  • Gut & Günstig Backofen-Frites Wellenschnitt
  • Gut & Günstig Backofen Kroketten
  • K Classic Knusprige Chips Paprika
  • Speisezeit Cross Frites
  • Ja! Kartoffeltaschen Frischkäse-Kräuter
  • Ja! Kartoffeltaschen Spinat Mozzarella