SZ + Pirna
Merken

Wie sieht die Zukunft der Kliniken in Pirna, Sebnitz und Hohwald aus?

Während der Chef von Sebnitz und Hohwald drastische Worte findet und Dippoldiswalde schon geschlossen ist, hat Pirna offiziell keine Probleme.

Von Heike Sabel
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Der Landkreis hat schon ein Krankenhaus verloren. Was wird aus den anderen?
Der Landkreis hat schon ein Krankenhaus verloren. Was wird aus den anderen? © dpa

Die plötzliche Schließung des Dippoldiswalder Krankenhauses hat die Menschen in der Region verunsichert. Was wird mit der Versorgung und was mit den anderen Krankenhäusern? Der Geschäftsführer der Helios-Kliniken Pirna-Freital sowie der Asklepios-Regionalchef waren jetzt im Sozialausschuss des Kreistages eingeladen, um über die Situation zu sprechen.

Anlass war ein Antrag der Linken, der nun im Kreistag am 26. Februar auf der Tagesordnung steht. Der Kreistag soll sich für den Erhalt aller Krankenhäuser im Landkreis aussprechen. Es müsse rechtzeitig ein Stopp-Zeichen gesetzt werden, sagt Fraktionsvorsitzende Verena Meiwald. Das kann jedoch maximal symbolischer Art sein, da der Landkreis selbst kein Krankenhaus führt.

Erst behandeln, dann bezahlen

Asklepios-Regionalgeschäftsführer Patrick Hilbrenner hatte schon vor einem Jahr die Reformpläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach heftig kritisiert. Jetzt spricht er sehr deutlich über die Konsequenzen für Sebnitz und Hohwald, wenn die Reform so kommt wie geplant, und erweist sich erneut als knallharter Rechner. "Niemand kann mich zwingen, unwirtschaftliche Fachabteilungen vorzuhalten", sagt er. Unwirtschaftlich sei, wenn diese Abteilungen nicht genug Patienten haben.

Krankenhausmanager Hilbrenner. "Einen Rückgang um 20 Prozent überleben wir kein Jahr."
Krankenhausmanager Hilbrenner. "Einen Rückgang um 20 Prozent überleben wir kein Jahr." © PR-Foto

Beispiel Chirurgie: Dafür müssen Betten, OP-Säle und Personal bereitgehalten werden. Mit den Kosten dafür geht die Klinik in Vorleistung. Erst wenn Patienten behandelt und operiert werden, erhalten die Kliniken von den Krankenkassen dafür Geld. Wie viele Patienten das sind, ist vorher nicht genau berechenbar.

Die Kosten für die Ärzte und alles andere für 24 Stunden 365 Tage im Jahr stehen fest und sind überall gleich, sagt Hilbrenner. Die Zahl der Patienten aber nicht. Ändern sich die angenommenen Fallzahlen, werde das verrechnet. Aber erst später. "Einen Rückgang um 20 Prozent überleben wir kein Jahr", sagt Hilbrenner. "Das Geld ist schon jetzt zu wenig."

Sebnitz: Bereits dieses Jahr Probleme

Für Sebnitz heißt das: Die chirurgische Abteilung ist zu teuer, weil zu wenig Patienten behandelt werden. Wenn sich nichts ändere, habe man schon 2024 Probleme. Hilbrenner schreckt zwar vor einer Schließung nicht zurück, hat aber eine Idee, wie es anders geht, damit der Ende 2020 geschlossenen Gynäkologie keine weitere Abteilung folgt.

Das Sebnitzer Krankenhaus war 1996 das erste komplett neu gebaute nach der Wende in Sachsen. Seit 1999 gehört es zu Asklepios.
Das Sebnitzer Krankenhaus war 1996 das erste komplett neu gebaute nach der Wende in Sachsen. Seit 1999 gehört es zu Asklepios. © Daniel Schäfer

"Es muss nicht jedes Krankenhaus alle Fachbereiche haben", sagt Hilbrenner und stimmt in diesem Punkt mit den Plänen zur Krankenhausreform überein. Die Folge wird sein: Immer größere Kliniken konzentrieren sich in den großen Städten, die kleinen schließen. Jüngstes Beispiel ist Dippoldiswalde. Hilbrenner spricht von sechs sächsischen Krankenhäusern, die noch künstlich am Leben erhalten würden, ohne konkrete Namen zu nennen. Laut Sozialministerium gab es im Herbst 2023 in Sachsen 76 Krankenhäuser, von denen man im Zuge der Reform alle erhalten wolle.

Sebnitz operiert, Hohwald heilt

Wie will Asklepios in Sebnitz und Hohwald überleben? Sebnitz soll zu den drei vorhandenen zwei OP-Säle plus dazugehörige Funktionsräume bekommen. Dafür sei ein Förderantrag gestellt worden. Verbunden damit ist eine Zusammenführung von Sebnitz und Hohwald, also die operative Konzentration in Sebnitz mit dann rund 265 Betten. "Damit kommen wir hin."

Hohwald: Von der orthopädischen Fachklinik zur Reha-Klinik?
Hohwald: Von der orthopädischen Fachklinik zur Reha-Klinik? © Marko Förster

Hohwald soll im Gegenzug Reha-Klinik werden. Man habe zunehmend Probleme, Patienten nach Operationen in Reha-Anschlussbehandlungen unterzubringen, sodass dies eine gute Lösung für alle wäre. Die Frage ist, ob man nur eigene Patienten behandeln will oder auch die anderer Krankenhäuser.

Das Pirnaer Klinikum redet weniger offen über die aktuelle Situation und Probleme. Im Sozialausschuss sprach Philipp Smolka, der seit Oktober die Häuser Pirna und Freital leitet und sich die Aufgabe seit 1. Februar mit Jens Stoppok teilt, fast nur über Dippoldiswalde. Die dortige Klinik war zum Jahreswechsel kurzfristig geschlossen worden - nachdem im Sommer noch solche Pläne dementiert wurden. Helios verlagert die stationäre Versorgung der Patienten nach Freital. Die Dippoldiswalder Klinik wird Ärztehaus mit Notfallambulanz.

Pirna: Offiziell keine Sorgen

Die Nachfragen von Sächsisches.de zu Pirna werden schriftlich sehr allgemein beantwortet. So sei die Auslastung am Hauptstandort auf der Struppener Straße ebenso wie in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie derzeit sehr gut. Zu Problemen und Sorgen gibt es keine Aussagen. Es wird lediglich angedeutet, dass die Suche nach Fachkräften eine der größten Aufgaben ist. Das ist weder neu noch eine spezielle Pirnaer Herausforderung. Flexible Arbeitszeiten, Weiterbildung und Anreize für Mitarbeiter zum Bleiben sind inzwischen in der Regel Usus. Die neue Tarifeinigung Ende vorigen Jahres sei eine wichtige Entlastung für die rund 520 Mitarbeiter des nicht-ärztlichen Dienstes gewesen. Dafür hatten im November rund 270 Mitarbeiter gestreikt.

2006 neu gebaut: das Klinikum Pirna mit dem Hauptstandort auf dem Sonnenstein.
2006 neu gebaut: das Klinikum Pirna mit dem Hauptstandort auf dem Sonnenstein. © Daniel Schäfer

Zur aktuellen Debatte über den Entwurf des Krankenhausreformgesetzes etwas zu sagen, dafür sei es für Pirna zu früh. Man begrüße den Fokus auf mehr Flexibilisierung für die stationäre Behandlung und Zentralisierung komplexer medizinischer Leistungen und sieht sich sogar in der Helios-Schwerpunkt-Bildung bestätigt. Es folgen Allgemeinplätze wie das "Erzielen bester Behandlungserfolge". Dies klingt alles sehr nach Friede, Freude, Eierkuchen. Dass Helios die Situation so ganz anders als Asklepios eingeschätzt, verwundert. Offenbar will man mit kritischen Äußerungen nicht anecken.