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Teufel Alkohol: Pirnaer Gruppe hilft seit zehn Jahren davon wegzukommen

Sie nennen sich Anonyme Alkoholiker, um sich gegenseitig zu schützen. Sie haben eine Krankheit, mit der sie ein Leben lang kämpfen.

Von Heike Sabel
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Ist ja nur ein Bierchen: Damit fängt an, was zur Krankheit wird. Doch es gibt Wege, sie in den Griff zu bekommen.
Ist ja nur ein Bierchen: Damit fängt an, was zur Krankheit wird. Doch es gibt Wege, sie in den Griff zu bekommen. © Finn Winkler/dpa (Symbolbild)

Sie haben alle ihre Geschichte, ihre Abstürze und Kämpfe und manche finden ihren Weg, Teufel Alkohol Einhalt zu gebieten. Seit zehn Jahren gibt es auch in Pirna eine Gruppe Anonymer Alkoholiker. Es waren damals drei Mitglieder aus den Dresdner Gruppen, die in und um Pirna eine eigene Gruppe gründen wollten, um Betroffenen und ihren Angehörigen den Weg zu verkürzen.

Vier bis sechs Mitglieder gehören zum Stamm. In der Urlaubszeit kommen oft auch Mitglieder aus dem In - und Ausland sowie Gäste zu den Treffen. Jetzt am Wochenende jedoch fahren drei Mitglieder mit ihren Partnern nach München. Dort kommen rund 4.000 Anonyme Alkoholiker aus Deutschland, der Schweiz und Österreich zusammen. Anlass ist die Gründung der ersten AA-Gruppe in Deutschland vor 70 Jahren. Darüber hinaus wird es Begegnungen vieler geben, die sich bisher nur online kennen. Außerdem tauschen die unterschiedlichen Gruppen ihre Erfahrungen aus.

Die Krankheit Alkoholsucht bleibt bis zum Lebensende

Das ist auch bei den Treffen der Pirnaer ganz wichtig. Dabei geht es vor allem darum, wie es jeder einzelne und jede einzelne seit dem letzten Treffen geschafft hat, dem Alkohol zu widerstehen. "Dabei gewinnt immer wieder die Hoffnung, den Kampf gemeinsam gegen die tödliche Krankheit Alkoholsucht zu besiegen und zukünftig das erste Glas stehen lassen zu können", sagt ein Heidenauer.

Die Anonymen Alkoholiker (AA)

  • Gegründet wurden die erste Gruppe bereits 1935 in den USA von zwei Trinkern nach einem sechsstündigen Gespräch.
  • 1953 brachten amerikanische Soldaten die Idee mit nach München.
  • Heute sind die AA mit geschätzt zwei Millionen Mitgliedern in 150 Ländern eine der größten und erfolgreichsten Selbsthilfeorganisationen der Welt.

Die Pirnaer Gruppe traf sich am 14. November 2013 das erste Mal, damals noch unter dem Dach des Caritasverbands Pirna, seit Januar 2018 gehört sie zur Diakonie und ist eine der kleinsten. Doch es ist nicht entscheidend, wie viele dabei sind, sagt einer ihrer Vertreter. Auch dass sich in den zehn Jahren des Bestehens nicht viel geändert hat, sei kein schlechtes Zeichen. Die wichtigste Erkenntnis ist und bleibe, sich einzugestehen, dem Alkohol gegenüber machtlos zu sein und das Leben nicht mehr meistern zu können. "Und dass wir diese Alkoholkrankheit bis zum Lebensende in uns haben." Das ist oft ein Fakt, der vergessen oder vernachlässigt wird.

Der Weg beginnt mit Ehrlichkeit

Alle Erfahrungen, Kraft und Hoffnung beim Umgang mit dieser Krankheit werden in den Meetings genannten Treffen mit anderen Alkoholikern geteilt. "Diese anerkannte Tatsache hat nicht nur den drei Gründungsmitgliedern in Pirna, sondern auch schon andern alkoholkranken Menschen den Weg in die Nüchternheit und in ein besseres Leben gezeigt", sagt der Heidenauer.

Er verweist auch auf die umfangreiche Literatur der Anonymen Alkoholiker. Darunter ist auch der Versuch eines Fahrplanes aus der Abhängigkeit. Doch bevor jemand in diesen Zug einsteigt, muss gegenüber sich selbst ehrlich sein. Das ist schwer, aber ohne Ehrlichkeit wird es nicht besser. Doch die Ehrlichkeit und der Weg lohnen sich, sagt der Heidenauer.

Anonyme Alkoholiker: regelmäßiges Meeting in Pirna jeden Donnerstag 19.30 Uhr, Schmiedestraße 2, Diakonie – Nebeneingang. www.anonyme-alkoholiker.de.