Ute Lange ist aus dem Norden in ihre Heimat zurückgekehrt, um als Hausärztin zu arbeiten. Ihre Praxis hat sie im Nieskyer Facharztzentrum der Diakonissenanstalt Dresden (Diako), gleich neben dem Krankenhaus. Dort ist sie angestellt.
Dass die Medizinerin wieder zurückgekommen ist, hat private Gründe. Mit Anfang zwanzig ist sie aus See fortgezogen, um in Hamburg Medizin zu studieren. "Nach dem Studium bin ich in der Stadt geblieben, habe im Krankenhaus gearbeitet und in einer Arztpraxis", erzählt sie. Dass die 50-Jährige zurück in den Ortsteil See gekommen ist, hat auch mit einer Stellenanzeige zu tun.
Die Diakonissenanstalt Dresden hatte für das Facharztzentrum die Stelle eines Allgemeinmediziners ausgeschrieben. Hintergrund ist der Weggang einer Ärztin, die in Niesky im kommenden Jahr eine eigene Niederlassung aufmachen möchte. Die SZ berichtete bereits darüber, dass Sandra Beinlich im Frühjahr die Praxis von Monika Melchior übernehmen will. Frau Melchior geht in den Ruhestand. Zuvor arbeitet sie ihre Nachfolgerin noch ein. Seit dem 1. September ist Ute Lange nun als Nachfolgerin von Frau Beinlich als Internistin und Hausärztin im Facharztzentrum tätig.
Patienten suchen neue Hausärzte
Gerade richtig, um den Engpass an Ärzten in der Stadt Niesky und Umgebung zu mildern. Die Ärztin ist zur Verstärkung von Dr. Lutz Diedtemann gekommen. Auch wenn nun zwei Allgemeinmediziner in dem Zentrum tätig sind, heißt das nicht, dass sie freie Kapazitäten haben. Mit 3.500 Bestandspatienten sind beide voll ausgelastet. "Deshalb ist es uns nicht möglich, neue Patienten aufzunehmen", bittet Ute Lange um Verständnis.
- Sie haben Hinweise, Kritik oder Lob? Dann schreiben Sie uns per E-Mail an sz.goerlitz@sächsische.de
Nicht wenige Patienten müssen sich auf die Suche nach einem neuen Hausarzt begeben, nachdem Dr. Knut Noack in Uhsmannsdorf und Dr. Volker Höynck in Niesky ihre Praxen geschlossen haben. Hinzu kam noch der Todesfall von Dr. Klaus Hurtig. Der noch berufstätige Mediziner starb mit 85 Jahren. Auch seine Patienten müssen sich neu orientieren.
Künftig eine HNO-Ärztin
Von den Veränderungen in der Nieskyer Ärzteschaft sind auch die Fachärzte betroffen. Dass in Niesky weiterhin ein Spezialist für Hals, Nase und Ohren praktiziert, dafür hat der gegenwärtige HNO-Arzt Berndt Wehnert gesorgt. Bereits seit Juli arbeitet an seiner Seite Magda Lisowska-Zielen. Die 38-Jährige bereitet sich parallel auf ihre Prüfung als HNO-Facharzt vor.
Die Mutter zweier Kinder wohnt mit ihrer Familie in Görlitz. Dort war sie angestellte Ärztin in der Augenabteilung des Klinikums. Studiert hat sie an der Medizinischen Universität in Breslau (Wrocław) und arbeitete danach neun Jahre am Görlitzer Klinikum. "Eigentlich strebe ich eine eigene Niederlassung an, aber dann hatte ich die Möglichkeit, im Facharztzentrum Niesky eine Stelle als HNO-Ärztin zu bekommen", erzählt die Frau aus Zgorzelec. Dabei ist sie geblieben. Auch sie sagt, dass die Praxis am Patientenlimit arbeitet, Neuaufnahmen nicht erfolgen. Obwohl zwei HNO-Ärzte jetzt arbeiten, wird das nicht auf Dauer so sein.
Bereits 2018 ist die Gemeinschaftspraxis von Sonnhild und Berndt Wehnert in das damals neu gegründete Facharztzentrum übergegangen. Die Praxisräume sind aber in der Bautzener Straße am Netto-Markt geblieben. Für die Allgemeinmedizinerin Sonnhild Wehnert hat bereits Dr. Eva-Maria Kantz die Hausarzttätigkeit übernommen. Von dem 68-jährigen Berndt Wehnert wird irgendwann Magda Lisowska-Zielen die Praxis weiterführen.
Unterversorgung droht weiter
Mit diesem Zuwachs ist Niesky vor der "drohenden Unterversorgung" nicht gerettet. So stuft die kassenärztliche Vereinigung Sachsen (KVS) den Planungsbereich Niesky ein. Denn das Ärzte-Karrussel dieser Wochen schafft keine neuen Stellen, nur vorhandene werden wieder besetzt. Aber immerhin. Denn das ist nicht bei jeder Praxis der Fall.
Die KVS räumt ein, dass eine Neubesetzung der Praxen von den Ärzten Höynck, Hurtig und Noack bisher nicht gelungen ist. Trotz finanzieller Anreize wie eine Förderpauschale von 60.000 Euro für neue Mediziner und weitere Maßnahmen. Der Raum Niesky zählt gegenwärtig 14 Hausärzte, so die KVS. Vier von ihnen sind bereits über 60 Jahre. Das Problem des Ärztemangels lässt Niesky so schnell nicht los.