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Ab heute legal: Wie baue ich zu Hause Cannabis an?

Hanf gedeiht innen und außen. Simon Kraushaar vom Deutschen Hanfverband erklärt, wie Anbau, Ernte und Lagerung gelingen.

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Die Hanfpflanze gedeiht innen und außen und verzeiht einiges an Fehlern.
Die Hanfpflanze gedeiht innen und außen und verzeiht einiges an Fehlern. © Sebastian Gollnow/dpa

Ab Montag dürfen Erwachsene bis zu drei Cannabispflanzen anbauen.

Wo kann ich Samen beziehen?

Im neuen Gesetz sind zwei legale Quellen für Cannabissamen aufgeführt. Zum einen dürfen die Anbaugemeinschaften ab 1. Juli Samen und Stecklinge auch an Nichtmitglieder abgeben, so Kraushaar. Ab dem 1. April ist es zudem gestattet, Samen aus dem EU-Ausland zu bestellen. Große Anbieter aus den Niederlanden, Spanien aber auch Österreich verkaufen über Onlineshops Saatgut.

Ich bin Anfänger – welche Sorte ist die richtige?

Für Neulinge empfiehlt Kraushaar sogenanntes feminisiertes, automatisches Saatgut. Aus den feminisierten Samen wachsen ausschließlich weibliche Hanfpflanzen, die die begehrten Hanfblüten produzieren. Das Aussortieren von männlichen Pflanzen entfällt somit. Automatisches Saatgut geht unabhängig vom Lichtzyklus nach einer gewissen Zeit in die Blüte. Somit kann auch im Freiland eine frühere Ernte eingefahren werden, ohne das Risiko eines verregneten und kalten Herbstes einzugehen, der zu Schimmelproblemen an den Pflanzen führen kann.

Was muss ich beim Anbau beachten?

Wenn Cannabis im Freien angepflanzt werden soll, ist eine Aussaat nach den Eisheiligen sinnvoll. Alternativ kann man die Keimung und Anzucht auch an einem hellen Fenster oder unter einer Anzuchtlampe vornehmen und die Jungpflanzen nach dem letzten Frost ins Freie setzen, so Kraushaar. Die Anzucht der Keimlinge kann in kleineren Töpfen stattfinden. Sobald diese komplett durchwurzelt sind, sollte man die Pflanzen in größere Töpfe umpflanzen.

Samen aus dem Online-Shop.
Samen aus dem Online-Shop. © David Diaz Arcos/dpa

Eine Ausnahme bilden hier die bereits angesprochenen automatischen Sorten. Diese sollten direkt in den endgültigen Topf gepflanzt werden. Hanf wurzelt stark und mag große Töpfe oder im besten Fall eine direkte Pflanzung ins Erdreich, sofern dies möglich ist. Kraushaar: „Als Mindestgröße für den Außenanbau würde ich einen Zehn-Liter-Blumentopf empfehlen. Ein größerer Topf bringt größere Pflanzen.“

Gedeiht Cannabis im Haus besser als draußen?

Hanf gedeiht dem Experten zufolge sowohl im Haus als auch draußen in unseren Breitengraden prächtig. Die Pflanze ist ziemlich genügsam, robust und verzeiht einiges an Fehlern. Ein großer Vorteil des Anbaus im Freien und auf Erde ist die Tatsache, dass die Natur vieles für uns von allein regelt. Dies gilt besonders in Bezug auf Schädlinge und Krankheiten. Meist genügt es, die Pflanzen nach Bedarf zu gießen und gelegentlich Dünger zu geben.

Ein großer Nachteil des Anbaus im Freien ist jedoch die Beschränkung durch die Jahreszeiten, denn Hanf ist nicht frosthart und kann in Deutschland daher nur von Frühjahr bis Herbst angebaut werden. Beim Anbau im Haus ist der Anbau hingegen ganzjährig möglich.

Was muss ich beim Anbau im Haus oder in der Wohnung beachten?

Der Anbau im Haus ist aufwendiger und kostenintensiver als der Außenanbau. Es müssen sowohl Lampen und ein Zelt als auch Klimaregeltechnik angeschafft werden, und es fällt Strom für diese Gerätschaften an. Kompliziert ist der Anbau nicht, er erfordert jedoch, dass sich Interessierte ausführlich mit der Materie auseinandersetzen. „Ich würde für den Anfang einen Anbau im Garten oder auf dem Balkon oder gar Fensterbrett empfehlen, um erste Erfahrungen zu sammeln“, rät Kraushaar. Die meisten seien überrascht, welch tolle Ergebnisse sich dort mit minimalem Aufwand erzielen lassen.

Ist die Pflege von Genusshanf ähnlich wie von Zier- oder Nutzhanfpflanzen?

Nutzhanfpflanzen unterscheiden sich in der Pflege nicht sonderlich von Genusshanf. Hanf ist generell sehr pflegeleicht und robust. Wer in der Lage ist, Tomaten oder anderes Gemüse anzubauen, schafft es auch mit Sicherheit, Hanf anzubauen. Die Pflanzen vertragen allerdings keine Staunässe, übermäßiges Gießen sollte daher vermieden und auf eine gute Drainage im Blumentopf geachtet werden.

Zusätzlich düngen kann man Hanf natürlich, gerade bei einem Anbau auf Erde in einem großen Topf oder direkt im Erdreich ist dies allerdings nicht unbedingt erforderlich. Zumal zu viel Dünger, wie bei anderen Pflanzen auch, schädlich sein kann. Weniger ist vor allem bei Anfängern meist mehr, rät der Experte.

Wie kann ich Schimmel vorbeugen?

Grauschimmel kann zum Ende der Blüte die Ernte verderben. Er tritt vor allem bei nasskaltem Herbstwetter auf und lässt sich im Außenanbau in einigen Jahren kaum vermeiden. Zur Vorbeugung ist es hilfreich, auf eine gute Belüftung durch Wind oder Zugluft zu achten. „Pflanzen Sie Hanf nicht in eine windgeschützte Ecke“, rät Kraushaar. Entfernen Sie regelmäßig abgestorbenes, welkes Blattmaterial. Auch ein Schutz vor Regen durch eine Überdachung auf Terrasse oder Balkon kann helfen. Falls Sie dennoch graue Schimmelstellen in den Blüten finden, müssen diese großzügig herausgeschnitten werden, um eine Ausbreitung zu verhindern.

Wann kann ich ernten?

Bei einem normalen Außenanbau mit einer für Deutschland geeigneten Sorte kann man mit einer Ernte im September oder Oktober rechnen, wenn die Tage wieder deutlich kürzer werden, denn Hanf blüht normalerweise abhängig von der Lichtdauer, sagt Kraushaar. Automatische Sorten sind etwa 100 bis 120 Tage nach der Keimung der Samen erntereif.

Im Innenbereich kann nach der Anzucht der Pflanzen die Blüte mittels einer Umstellung der künstlichen Beleuchtung auf einen Zyklus von zwölf Stunden Licht und zwölf Stunden Dunkelheit eingeleitet werden. Die Blüte dauert in der Regel zwischen 60 und 90 Tagen. Exotische Sorten können im Innenanbau aber auch mehr als 120 Tage blühen.

Die getrocknete Cannabis-Blüte.
Die getrocknete Cannabis-Blüte. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Was mache ich mit der Ernte?

Nach der Ernte sollten die Blüten am besten zwischen 16 und 20 Grad bei niedriger Luftfeuchtigkeit und guter Umluft getrocknet werden, bis die Stängel der Blüten hörbar knacken. Anschließend können die Blüten in ein Einmachglas oder eine Tupperdose gelagert werden. Ab und zu sollten diese gelüftet werden. Dunkel und kühl lassen sich die Blüten ohne große Qualitätseinbußen bis zu zwölf Monate lagern.

Wie viel Cannabis darf ich besitzen?

An seinem Wohnsitz darf man bis zu 50 Gramm getrocknetes Cannabis für den Eigenkonsum lagern. Alles, was darüber hinaus geht, muss vernichtet werden. Es darf nicht verschenkt oder verkauft werden.

Was muss ich sonst noch beachten?

Das angebaute Cannabis, die Cannabispflanzen und -samen müssen vor dem Zugriff durch Kinder, Jugendliche und Dritte geschützt werden. Darauf weist das Bundesgesundheitsministerium auf seiner Webseite hin. Das kann demnach beispielsweise erreicht werden, indem man die Cannabispflanzen und die geernteten Blüten in abschließbaren Schränken oder Räumen aufbewahrt. Für die Nachbarschaft dürfen zudem keine unzumutbaren Belästigungen und Störungen entstehen. Geruchsbelästigungen lassen sich zum Beispiel durch Lüftungs- oder Luftfilteranlagen vermeiden. (dpa)