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Deutsche Bahn: Anschluss ans Osterzgebirge ist Glückssache

In Heidenau steigen die Fahrgäste von der S-Bahn in die Mügliztalbahn um. Doch weil es bei der DB arg hapert, funktioniert das kaum noch. Ein Pendler berichtet, Sächsische.de hakt nach.

Von Maik Brückner
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Michael Hammer pendelt eigentlich gern mit der Bahn zwischen Glashütte und Dresden. Doch in den letzten Monaten muss er lange auf die Verbindungen warten.
Michael Hammer pendelt eigentlich gern mit der Bahn zwischen Glashütte und Dresden. Doch in den letzten Monaten muss er lange auf die Verbindungen warten. © Egbert Kamprath

Eigentlich spricht Michael Hammer am liebsten über edle Uhren. Doch seit einigen Wochen beschäftigt sich der Pressesprecher des Deutschen Uhrenmuseums Glashütte auch mit der Deutschen Bahn. Allerdings nicht freiwillig. Das Unternehmen zwingt ihn förmlich dazu. Denn der Dresdner arbeitet in Glashütte und ist als Pendler auf die Bahn angewiesen. Und die hat ihn in letzter Zeit mehrfach im Stich gelassen.

Am Bahnhof Heidenau ist das regelmäßig der Fall. Hier kommt Michael Hammer mit der S-Bahn an, um in die Müglitztalbahn umzusteigen. Lange ging das gut. Doch dann hat die Bahn den Fahrplan der S1 Meißen-Dresden-Pirna ausgedünnt. Seitdem fahren weniger Züge. Und die, die fahren, halten sich nicht an den Fahrplan. Die Folge: Die S1 kommt in Heidenau an und fast zeitgleich fährt die Müglitztalbahn ab.

"Auch im neuen Jahr setzt sich das Dilemma fort", berichtet der Dresdner. Pünktlich zum ersten Arbeitstag am 2. Januar kam seine S-Bahn mit "sagenhaften 20 Minuten Verspätung" in Heidenau an. Doch Hammer gehört nicht zu den Bahnkunden, die das einfach so hinnehmen. "Ich frage auch regelmäßig die Zugbegleiter, woran es liegt."

Zeitpuffer am Endpunkt zu kurz

Mal heißt es, man könne "nur mit halber Zugkraft" fahren. Mal werden technische Probleme genannt. Und dann gebe es "viele neue Lokführer, die noch unerfahren sind", berichtet Hammer. Und schließlich scheint ihm auch der Zeitpuffer am Endpunkt Meißen-Triebischtal zu kurz, um Verspätungen auszugleichen. Laut Fahrplanauskunft sollen es nur acht Minuten sein. "Dazu kommen sicher noch weitere Probleme wie Baustellen, Personalmangel oder die Ausdünnung des S-Bahn-Angebots." Letzteres führe dazu, dass in den verbleibenden Zügen deutlich mehr Fahrgäste sitzen und das Ein- und Aussteigen länger dauert.

In der Vergangenheit hat die Müglitztalbahn bei geringen Verspätungen fast immer auf Umsteiger von der S1 gewartet. "Es wurde empfohlen, als Fahrgast dem Zugbegleiter den Umsteigewunsch mitzuteilen. Bis zum Sommer hat das ganz gut geklappt." In letzter Zeit war das leider anders. Trotz Anmeldung habe die Müglitztalbahn fast nie gewartet. Manchmal hätten zwei, drei Minuten gereicht. So musste Michael Hammer oft eine ganze Stunde auf den nächsten Zug warten.

500 Pendler zwischen Dresden und Glashütte

Der Dresdner hat die Lokführer mehrfach darauf angesprochen. Diese hätten ihm erklärt, dass sie von der Leitstelle angewiesen worden seien, nicht auf die verspätete S-Bahn zu warten. "Das kann ich nicht nachvollziehen. Die pünktliche Abfahrt scheint hier wichtiger zu sein als die Erfüllung der eigentlichen Aufgabe, nämlich Personen zu befördern", sagt Hammer. An manchen Tagen, vor allem wenn Wandergruppen oder Skifahrer nach Altenberg wollten, ging es nicht nur ihm so, sondern bis zu 20 Fahrgästen. Die Zahl der täglichen Pendler zwischen Dresden und Zielen im Müglitztal - hier vor allem Glashütte - liegt laut Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) bei rund 500.

Sächsische.de ist der Sache nachgegangen. Die DB hat den Fragenkatalog noch nicht beantwortet. Der VVO, der die S-Bahn-Fahrten bestellt und bezahlt, indes schon: Dort kennt man die Probleme der DB: "Hintergrund waren in der Vergangenheit vor allem Baumaßnahmen der DB Netz - die jetzt DB InfraGO heißt - im Elbtal", sagt VVO-Sprecher Christian Schlemper. Hinzu käme der Personalmangel in den DB-Werkstätten. Deshalb würden zum Teil leistungsschwächere Loks eingesetzt. Mit diesen könne der Fahrplan nicht eingehalten werden. "Wenn dann noch eine Tür defekt ist oder sehr viele Fahrgäste unterwegs sind und das Ein- und Aussteigen etwas länger dauert, haben die Züge ein paar Minuten Verspätung, was sich bei dem kurzen Umstieg in Heidenau natürlich besonders bemerkbar macht", so Schlemper.

VVO fordert Verbesserungen von der DB

Die Probleme in Heidenau sind auch dem VVO bekannt. So warten die Züge der Müglitztalbahn bereits. "Allerdings nur wenige Minuten, denn sie müssen den Fahrplan so gut wie möglich einhalten", sagt Schlemper. Dabei ist zu beachten, dass die Strecke eingleisig ist: "Wenn ein Zug bergwärts wartet, hat der Zug talwärts zwangsläufig Verspätung." Denn es gibt nur einen Kreuzungspunkt - und der liegt in Glashütte. Kommt der Zug zu spät in Heidenau an, verpassen die Fahrgäste aus dem Müglitztal den Anschluss an die S-Bahn in Heidenau.

Der VVO stellt Besserung in Aussicht: Man habe von der DB ein Qualitätsverbesserungsverfahren gefordert, das schrittweise greifen soll. Gemeinsam mit der DB InfraGo AG sollen Bahnübergänge so umgebaut werden, dass die Züge schneller passieren können. Außerdem arbeitet die DB "intensiv an der Verbesserung der Situation in den Werkstätten und beim Personal". Allerdings sei Geduld gefragt: "Verbesserungen brauchen leider Zeit und erfolgen schrittweise", so Schlemper.