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Austrittswelle im Bistum Görlitz verstärkt sich

Das kleinste Bistum Deutschlands verliert zunehmend Mitglieder durch Austritte. Beim sonntäglichen Gottesdienstbesuch ist die Diözese aber Spitze in Deutschland.

Von Sebastian Beutler
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Das kleinste Bistum Deutschlands kann sich der deutschlandweiten Austrittswelle nicht ganz entziehen.
Das kleinste Bistum Deutschlands kann sich der deutschlandweiten Austrittswelle nicht ganz entziehen. © Symbolfoto: nikolaischmidt.de

Lange Zeit konnte sich das kleinste Bistum in Deutschland von dem Mitglieder-Negativtrend der deutschen Diözesen entziehen. Doch seit 2021 gilt das nicht mehr für das Bistum Görlitz. Stiegen seinerzeit die Austritte auf 254 moderat an, so waren es im vergangenen Jahr bereits 422. Deutschlandweit trennten sich 523.000 Menschen von der katholischen Kirche, indem sie austraten. Das waren so viele wie noch nie zuvor in einem Jahr. In Deutschland bekannten sich Ende 2022 noch knapp 21 Millionen Menschen zum katholischen Glauben.

Das geht aus den neuesten Zahlen der Deutschen Bischofskonferenz hervor, die am Mittwoch veröffentlicht wurden. Demnach stieg die Austrittsquote im Bistum Görlitz auf 1,4 Prozent. Das ist immer noch unterdurchschnittlich, im Erzbistum Köln liegt die Quote bei knapp 3 Prozent, in Berlin bei 3,4 und in München-Freising bei 3,2 Prozent.

Da auch der Zuzug polnischer EU-Bürger nicht mehr so ins Gewicht fällt, ging die Zahl der katholischen Gläubigen im Bistum Görlitz auf 29.213 in 16 Gemeinden zwischen Görlitz und Eisenhüttenstadt zurück, knapp zwei Prozent weniger als im Vorjahr.

Neben den Austritten schlägt sich auch die demografische Entwicklung in der Mitgliederentwicklung im Bistum Görlitz nieder. So wurden 236 Mitglieder bestattet, aber nur 158 Taufen durchgeführt. Zudem verharrt die Zahl der kirchlichen Trauungen im Bistum Görlitz mit 43 auf einem niedrigen Stand. Doch es gibt einen Lichtblick: Rund 13 Prozent der Mitglieder besuchen sonntags den Gottesdienst - das ist unter den deutschen Bistümern der Spitzenwert, nur Regensburg und Eichstätt mit knapp zehn Prozent reichen da noch heran.

Für den Kirchenrechtler Thomas Schüller stirbt die katholische Kirche einen "quälenden Tod vor den Augen der gesellschaftlichen Öffentlichkeit". Er warnt zugleich: "Der Tod der Kirche trifft sie nicht nur selbst, sondern Staat und Gesellschaft verlieren einen Eckpfeiler des Sozial- und Bildungssystems, den sie nicht ersetzen können."

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Auch die Evangelische Kirche verliert Mitglieder in der Oberlausitz, doch ist die Lage ungleich stabiler zwischen Görlitz und Hoyerswerda. So lebten Ende 2022 noch 29.878 Protestanten im Kirchenkreis schlesische Oberlausitz, der das Gebiet der früheren Görlitzer Landeskirche umfasst. Das waren 2,5 Prozent weniger als noch ein Jahr zuvor. Die Austrittsquote liegt in der schlesischen Oberlausitz bei rund 1 Prozent.

Generell liegt die Zugehörigkeit zu einer der beiden Konfessionen in der Oberlausitz deutlich niedriger als in der gesamten Bundesrepublik. Nur noch jeder fünfte der Einwohner gehört einer Kirche an.

Das kleinste Bistum Deutschlands kann sich der deutschlandweiten Austrittswelle nicht ganz entziehen.