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Pflegeheim-Erweiterung in Görlitz wackelt

Die Arbeiterwohlfahrt will am Pflegeheim auf der Krölstraße einen Anbau errichten. Das lange Warten auf die Baugenehmigung könnte jedoch fatale Folgen haben.

Von Gabriela Lachnit
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Jana Nickolmann, Leiterin des Zentralhospitals, und Dirk Reinke, Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt Oberlausitz, erläuterten im Frühjahr die Pläne für den Anbau an das Pflegeheim. Jetzt gerät das Vorhaben ins Stocken.
Jana Nickolmann, Leiterin des Zentralhospitals, und Dirk Reinke, Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt Oberlausitz, erläuterten im Frühjahr die Pläne für den Anbau an das Pflegeheim. Jetzt gerät das Vorhaben ins Stocken. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Dirk Reinke und Jana Nickolmann warten auf Post - immer noch. Der Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt Oberlausitz (Awo) und die Leiterin des Pflegeheims Zentralhospital in Görlitz, das die Awo betreibt, warten vergeblich auf die Baugenehmigung für einen Anbau an das Pflegeheim. Dabei wurde schon Mitte Oktober 2021 der Bauantrag gestellt. Nun steht das ganze Vorhaben vielleicht sogar auf wackeligen Füßen.

Immer wieder Verschiebungen - seit 2013

Es scheint nicht zum ersten Mal am Görlitzer Denkmalschutz zu liegen, dass die Awo nicht bauen kann. Sie plant 66 neue Plätze für pflegebedürftige Menschen in einem modernen Neubau, der sich an das Zentralhospital anschließt. Auf der künftigen Baufläche wurden einige Bäume gefällt und eine unter Denkmalschutz stehende Baracke nach Zgorzelec umgesetzt. Steht der Neubau, soll auch der historische Altbau - das Zentralhospital - saniert werden.

Die ersten Planungen stammen aus dem Jahr 2013. Doch es waren immer wieder Veränderungen gewünscht, vor allem, wenn es personelle Wechsel beim Denkmalschutz im Görlitzer Rathaus gab. Schließlich beschloss der Stadtrat im November 2020 den Bebauungsplan. Eigentlich sollte das Bauvorhaben 2021 starten, Corona sorgte für eine Verschiebung.

Mehr als acht Monate gingen mittlerweile seit dem Bauantrag ins Land, und die Baugenehmigung lässt auf sich warten. "Alles, was noch nachgefordert wurde, haben wir pünktlich eingereicht, die letzte Zuarbeit erfolgte im März dieses Jahres", erklärt Dirk Reinke. Lediglich ein Emissionsschutz-Gutachten sei mit leichter Verspätung eingereicht worden. In der Vorwoche gab es erneut ein Gespräch vor Ort mit dem Sachgebietsleiter Denkmalschutz, Tobias Panke. Er übernahm aufgrund von personellen Engpässen beziehungsweise Wechseln im Sachgebiet Denkmalschutz zusätzlich zu seinen eigentlichen Aufgaben die Bearbeitung mehrerer Anträge. Dazu gehört auch der Antrag vom Zentralhospital der Awo.

Der Altbau des Zentralhospitals, einem Pflegeheim der Awo, soll nach Fertigstellung des neuen Anbaus saniert werden.
Der Altbau des Zentralhospitals, einem Pflegeheim der Awo, soll nach Fertigstellung des neuen Anbaus saniert werden. © Archivfoto: Nikolai Schmidt

Rathaus im Kontakt mit Landesamt

Stadtsprecherin Annegret Oberndorfer informiert auf Nachfrage, dass das Datum der Einreichung eines Antrages prinzipiell nichts über die Vollständigkeit der eingereichten Unterlagen aussage, die für eine abschließende Bearbeitung zwingend sei.

"Im B-Plan-Verfahren werden denkmalschutzrechtliche Grundfragen geklärt, aber keine konkreten Belange. Dies erfolgt erst während der Bearbeitung des Bauantrages", erläutert sie weiter. Bezüglich des Bauantrages sei zu sagen, dass zur Erteilung der denkmalrechtlichen Genehmigung das Einvernehmen mit dem Landesamt für Denkmalpflege (LfD) herzustellen sei. "Daran arbeitet die Stadtverwaltung derzeit gemeinsam mit dem Planungsbüro und natürlich dem LfD", so die Sprecherin.

Baupreise steigen und steigen

Bei der Awo ist man in der Wartezeit auf die Baugenehmigung nicht untätig gewesen. "Parallel werden die Ausschreibungen erarbeitet, sodass wir sie auch mit eventuellen Auflagen schnell herausgeben können", sagt Reinke. Doch die derzeitige wirtschaftliche Situation treibt den Geschäftsführer um: Wird die Awo überhaupt Firmen finden, die noch Kapazitäten haben? Und kann sich die Awo das Vorhaben angesichts galoppierender Preise, nicht nur auf dem Bau, überhaupt noch leisten? Vor zwei Jahren lag die Investitionssumme bei 18 Millionen Euro. In diesem Frühjahr war sie schon auf 19,2 Millionen Euro geklettert, allein wegen der allgemeinen Baupreiserhöhung.

Schaut sich Reinke die Entwicklung der Kosten für Bauvorhaben an, hat er nur noch ein Wort übrig: katastrophal. Ob die Awo den Neubau überhaupt noch stemmen kann, werde sich zeigen, wenn die ersten Angebote von Firmen nach der Ausschreibung eingehen. Dass die Awo möglicherweise den Neubau zeitlich verschieben muss, will der Geschäftsführer derzeit grundsätzlich nicht ausschließen. Doch zunächst braucht die Awo erst einmal eine Baugenehmigung.