SZ + Görlitz
Merken

Braune Autobahnschilder sprechen jetzt

Rund 170 braune Autobahnschilder gibt es in Sachsen. Ein Dresdner Unternehmen hat jetzt eine App entwickelt, mit der man sich mehr Informationen zu den Sehenswürdigkeiten holen kann.

Von Sebastian Beutler
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Das Schild für die Zittauer Schmalspurbahn war das vorerst letzte, das an der A 4 aufgestellt wurde.
Das Schild für die Zittauer Schmalspurbahn war das vorerst letzte, das an der A 4 aufgestellt wurde. © privat

Sie wollen Lust machen auf mehr. Auf mehr Unterhaltung, Information und Inspiration für einen Besuch: Die braunen Autobahn-Schilder. Sie weisen auf Attraktionen in den Regionen entlang der Autobahnen hin. Zuletzt kamen zwischen Bautzen und Görlitz Schilder für die Zittauer Schmalspurbahn hinzu. Sie stehen nun neben Aufstellern, die beispielsweise auf die Landskron Brauerei und das Schlesische Museum in Görlitz, die Herrnhuter Sterne oder die Holzbauten in Niesky hinweisen. Neben ist dabei etwas irreführend, denn die Schilder stehen ja hintereinander an der Strecke.

Das Hinweisschild für das Schlesische Museum war eines der ersten an der A 4 im Umkreis von Görlitz.
Das Hinweisschild für das Schlesische Museum war eines der ersten an der A 4 im Umkreis von Görlitz. © André Schulze

Sebastian Michel hat auf seinen langen Autobahnfahrten viele der rund 3.400 Tafeln in Deutschland gesehen und sich dabei gedacht, es wäre eigentlich schön, mehr über die angezeigten Objekte zu erfahren. Und zwar immer dann, wenn man an einem der Schilder vorbeifährt.

Michel ist promovierter Maschinenbauingenieur und Hydraulikspezialist und lebt in Dresden. Vor zwei Jahren gründete er mit ein paar Mitstreitern die Firma signseeing. Das Team sitzt verstreut in Deutschland, Frankreich und der Schweiz und entwickelte meist nebenberuflich eine große Datenbank, um die braunen Schilder entlang der Autobahn zum Sprechen zu bringen.

Nun ist die daraus entwickelte Tourismus-App signseeing startbereit und sollte nach ein paar technischen Problemen ab Anfang dieser Woche kostenlos in allen gängigen App-Stores zum Herunterladen bereitstehen.

Zwei Jahre brauchte das Team um Sebastian Michel, um Kontakt zu den rund 2.000 schildaufstellenden Institutionen aufzubauen. Die hatten die Wahl. Entweder beteiligten sie sich an den Kosten und wurden zu Premiumpartnern. Mindestens 300 Euro netto kostet das im Jahr. Die Gedenkstätten in Bautzen sind solch ein Partner, aber auch das Festspielhaus Hellerau, das Schlösserland Sachsen oder die Stadt Meißen. Dann fällt die Vorstellung ihrer Sehenswürdigkeit umfangreicher und bis zu zwei Minuten lang aus. Wer darauf verzichtet, wird mit einer Basisversion vorgestellt, die etwa 30 Sekunden dauert.

Für die rund 169 sächsischen Schilder sind die Storys im Studio fertig produziert und können nun online gehen. Ab dem 1. Juli soll die App bereits erweitert werden und dann auch rechtzeitig zu den Sommerferien viele Schilder an stärker frequentierten Autobahnen in weiteren Bundesländern vorstellen. Ziel sei es, so sagt Michel, dass Ende des Jahres alle 3.400 touristischen Unterrichtungstafeln in der App zu finden sein werden.

Wer nun Sorge hat, dass er ein Schild verpasst, weil die Story des vorangegangenen noch nicht zu Ende ist, kann entspannen. Pressesprecherin Stefanie Eisenreich erklärt gegenüber der SZ, dass die Geschichten wie in einer Schleife abgespeichert sind und man die nächste abrufen kann, wenn die gerade gehörte beendet ist.

Damit es keine Probleme mit dem Handygebrauch während der Fahrt gibt, kann die App auch mit digitalen Empfangsgeräten im Auto verbunden werden. 50.000 Nutzer hofft Michel im ersten Jahr gewinnen zu können.