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Görlitzer Hörspielsommer startet im Nikolaizwinger

Karen Göpfert erhält für dieses neue Projekt 5.000 Euro über einen Ideen-Wettbewerb des Freistaates. Andere Prämierte sind noch nicht so weit wie sie.

Von Marc Hörcher
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Karen Göpfert veranstaltet im Juli einen "Hörspielsommer" im Nikolaizwinger in Görlitz. Sie ist Preisträgerin des Mitmachfonds.
Karen Göpfert veranstaltet im Juli einen "Hörspielsommer" im Nikolaizwinger in Görlitz. Sie ist Preisträgerin des Mitmachfonds. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Ein lauschiger Sommerabend im Nikolaizwinger, dazu Picknickdecken und Liegestühle, vielleicht ein Glas Rotwein und viele Görlitzer, die spannenden Geschichten zuhören - so stellt sich Karen Göpfert ihren "Görlitzer Hörspielsommer" vor, den sie für das letzte Juli-Wochenende und das erste August-Wochenende geplant hat. Die Idee hat sie aus Leipzig, wo ein ähnliches Projekt bereits seit Jahren etabliert ist. Insgesamt zehn vorproduzierte Geschichten, je eine Stunde lang, werden dort aus der Lautsprecherbox zu hören sein - "vom Band" beziehungsweise vom Laptop aus. Vier der Hörspiele richten sich speziell an Kinder, die übrigen sechs eher an Erwachsene. Mit dabei sind unter anderem die Krimi-Satire "Emmas Glück", die Romanvertonung "Kleiner Mann, was nun?" und "Das letzte Schaf", das eigentlich ein Weihnachts-Hörspiel ist.

Die Görlitzerin wurde mit ihrem Projekt ausgezeichnet im Zuge des "simul⁺Mitmachfonds" vom Freistaat Sachsen. Das ist ein Wettbewerb, über den sie 5.000 Euro erhält, um ihr Projekt umzusetzen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 497 Projekte mit 7,3 Millionen Euro prämiert, darunter 106 im Landkreis Görlitz in einer Kategorie, die den Strukturwandel vorantreiben soll. Karen Göpfert hatte ihr Projekt im November eingereicht, Anfang März 2022 die Zusage bekommen. Im April war dann auch schon das Projektgeld auf ihrem Konto. Sie sei überrascht gewesen, wie schnell und unbürokratisch das ging, berichtet sie. Mittlerweile ist sie mit der Planung weit fortgeschritten: Sieben von zehn Hörspielen stehen, bei dreien ist sie noch mit den jeweiligen Rechteinhabern im Gespräch. Website und Flyer gehen dann Ende Juni an den Start.

So weit wie Karen Göpfert sind noch nicht alle Projektmacher. Franziska Könitzer, bekannt als Akteurin beim ehemaligen Görlitzer Ausbildungskanal SAEK und der Görlitzer Künstler Sascha Röhricht bekommen 5.000 Euro für einen Lausitz-Podcast mit dem Titel "Wolfsgeheul". Bis auf den Namen und ein grobes Konzept steht allerdings noch nicht viel fest. Sie wolle verschiedene Akteure rund um das Thema Strukturwandel interviewen, teilt Franziska Könitzer auf SZ-Nachfrage mit. Start: Voraussichtlich irgendwann im Herbst, sagt sie. Die Idee von Anna Caban, in der Stadt als Mitbegründerin der Existenzgründerbegleitung "ahoj" bekannt, wurde mit 10.000 Euro Preisgeld prämiert. Unter dem Titel "bEISycle" möchte sie einen mobilen Eisstand auf zwei Rädern schaffen - aber nicht selbst Eis verkaufen, sondern das Rad an junge Erwachsene verleihen und damit die ersten Erfahrungen in der Arbeitswelt ermöglichen. Wie alle anderen Projektmacher hat auch sie das Geld im März erhalten, wolle nun aber erst einmal auf die Lieferung des Fahrrads warten, bevor sie der SZ genaueres über ihre Idee erzählt. Zum Umsetzen ihrer Ideen haben die Gewinner je nach Wettbewerbsmodul zwölf beziehungsweise 24 Monate Zeit.

Utopien und Dystopien als Oberthema

Karen Göpfert, die im Bereich Marketing und Veranstaltungsorganisation bei Siemens Energy beschäftigt ist, zog vor 14 Jahren mit ihrer Familie von Berlin nach Görlitz. Obgleich sie sich mittlerweile in der Stadt gut eingelebt und viele wunderbare Menschen kennengelernt habe, finde sie manches hier immer noch schwierig: "Man trifft hier auf viele Leute, die Angst vor Veränderung haben", sagt sie. Dabei könne man Veränderung auch einfach mal anpacken, statt in Schockstarre zu verharren. Das bezieht sie sowohl auf neue Situationen im persönlichen Umfeld als auch auf Großereignisse wie den Strukturwandel.

Beispiele für dieses Anpacken von Veränderung ziehen sich als roter Faden durch das Hörspielsommer-Programm. Denn das Oberthema aller ausgewählten Stücke lautet Utopien und Dystopien. So wird etwa in der Vertonung von Herta Müllers "Atemschaukel" über das Schicksal der deutschen Bevölkerung in Siebenbürgen nach dem Zweiten Weltkrieg berichtet. Im Kinder-Hörspiel "Schluss mit Gurkensalat: Roboter als Babysitter" geht es dann wieder humoristisch zu, wenn vom Einzug eines futuristischen Mitbewohners in eine Familie berichtet wird.

Termin: 29. bis 31. Juli und 5. bis 7. August jeweils ab 17 Uhr im Nikolaizwinger, Görlitzer Altstadt, Eintritt kostenlos. Programm voraussichtlich Ende Juni unter www.görlitzer-hörspielsommer.de