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Warum die Sonnenuhr an der Görlitzer Peterskirche so ein Juwel ist

Der berühmte Astronom und Bürgermeister Bartholomäus Scultetus brachte die Uhr einst an der Kirche an. Später verblasste sie. Jetzt ist sie der Vergessenheit entrissen.

Von Ingo Kramer
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Vor wenigen Tagen sind die Gerüste gefallen. Nun ist die restaurierte Sonnenuhr (rechts) an der Südseite der Peterskirche in Görlitz gut sichtbar.
Vor wenigen Tagen sind die Gerüste gefallen. Nun ist die restaurierte Sonnenuhr (rechts) an der Südseite der Peterskirche in Görlitz gut sichtbar. © Martin Schneider

Sie stammt aus dem Jahr 1567, und sie ist die einzige Sonnenuhr in Görlitz, die der Astronom und spätere Görlitzer Bürgermeister Bartholomäus Scultetus wirklich selbst angebracht hat: Die Sonnenuhr an der Südseite der Görlitzer Peterskirche.

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Seit wenigen Tagen kann sie wieder bewundert werden, denn die Restaurierung ist abgeschlossen und die Gerüste sind gefallen. Alles lief nach Plan, sagt Matthias Paul, Pfarrer der evangelischen Innenstadtgemeinde: „Wir sind froh und dankbar, dass die Restaurierung genehmigt und sehr gut unterstützt wurde.“ Erstmals seit über 300 Jahren seien die auf Bartholomäus Scultetus zurückgehenden Inschriften über und unter der Uhr wieder zu erkennen.

Es seien ganz besondere Inschriften, erklärt Paul: „Sie markierten den Beginn der Gelehrtenrepublik Görlitz.“ Deshalb seien es auch lateinische Sprüche. Für Scultetus begann mit der Sonnenuhr eine Karriere in Görlitz: „Drei Jahre später wurde er Lehrer am 1565 gegründeten Gymnasium.“

Lutz Pannier von der Sternwarte war beteiligt

Paul selbst war es, der die Inschriften gefunden hat: „Es gab eine alte handschriftliche und eine alte gedruckte Quelle.“ Später habe Lutz Pannier von der Görlitzer Sternwarte Entwurfszeichnungen angefertigt. Daraufhin konnte sich Paul gut vorstellen, wie die Sonnenuhr ausgesehen hat und künftig wieder aussehen sollte: „Genau so sieht sie jetzt tatsächlich aus“, freut sich der Pfarrer.

Er rechnete im Vorfeld mit einer Bausumme von rund 52.000 Euro, darunter 26.000 Euro an Landesdenkmalmitteln, 15.000 Euro von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) und 11.000 Euro Eigenmitteln. „Weil der Pfeiler so massiv geschädigt war, sind die Kosten am Ende auf 77.000 Euro gestiegen“, sagt Paul. Aber zum Glück seien auch die Fördermittel aufgestockt worden. Sogar die Deutsche Gesellschaft für Chronometrie, Fachkreis Sonnenuhren, habe Geld zugeschossen – vermittelt über Lutz Pannier.

1567 kam die erste Fassung der Sonnenuhr an einen Pfeiler der Kirche, 1595 erfolgte eine Überarbeitung. Doch im Laufe der Jahrhunderte verwitterte sie und wurde schließlich mit zwei weißen Platten überdeckt. 2020 sind die beiden verblichenen Platten abmontiert worden. Darunter kam verwitterter Sandstein zum Vorschein, nur an den Rändern waren noch ein paar eingemeißelte Zahlen und Linien aus der Zeit von Bartholomäus Scultetus zu sehen.

Auch noch vor einem Jahr war von der Sonnenuhr bis auf den Schattenstab fast nichts zu erkennen. Das hat sich nun geändert: Vor einem Jahr wurde das Gerüst gestellt, und der Steinmetz begann mit der Steinkonservierung. Die war sehr aufwendig, denn die gesamte Steinoberfläche war abgängig. Sprich: Es gab keinen festen Untergrund, auf den die Uhr hätte gemalt werden können. Die Konservierung erfolgte Ende vorigen Jahres, die anschließende Steinrestaurierung und das Aufbringen der Sonnenuhr dieses Jahr. Architektin Doris Kohla, die für die Baustelle verantwortlich ist, hoffte ursprünglich auf eine Fertigstellung Ende Mai. Nun ist es Oktober geworden. Wer allerdings auf eine farbenfrohe Uhr gehofft hatte, wird enttäuscht: Die Farbtöne sind zurückhaltend, denn die ursprünglichen Farben sind unbekannt.