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Görlitzer Nachwuchstalente auf dem Weg nach oben

15 Musikschüler dürfen an der Akademie des Oberlausitzer Kammermusikfestivals teilnehmen, darunter sechs junge Görlitzer. Am Sonnabend geben sie ein Konzert.

Von Ines Eifler
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Die Görlitzer Musikschüler Abed Jiji, Michalina Kubrak, Matilda Nedo, Hanna Raimann, Daniel Pfister und Johannes Adams (von links) im Probensaal der alten Bombardier-Villa in der Conrad-Schiedt-Straße.
Die Görlitzer Musikschüler Abed Jiji, Michalina Kubrak, Matilda Nedo, Hanna Raimann, Daniel Pfister und Johannes Adams (von links) im Probensaal der alten Bombardier-Villa in der Conrad-Schiedt-Straße. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Entspannt und fröhlich, doch ganz bei der Sache sind die jungen Musiker bei den Proben des Jugendsinfonieorchesters mit ihrem Dirigenten Dalibor Tuž, bei ihren Vorbereitungen auf den Landeswettbewerb Jugend musiziert oder wenn sie an einem der langen Probenabende in der früheren Bombardiervilla an der Brunnenstraße ein selbst komponiertes Musikstück aufnehmen.

In dieser Woche erwartet Abed Jiji, Michalina Kubrak, Matilda Nedo, Hanna Raimann, Daniel Pfister und Johannes Adams jedoch etwas Besonderes, das sie zuvor noch nie erlebt haben. Die sechs Schüler der Musikschule Johann Adam Hiller gehören zu den insgesamt 15 auserwählten jungen Musikern aus den Landkreisen Görlitz und Bautzen, die an der Akademie des Oberlausitzer Kammermusikfestivals teilnehmen.

Musikschüler treffen auf Profis

Vom 14. bis 18. Februar studieren sie auf Schloss Gröditz in verschiedenen Kammerbesetzungen ein anspruchsvolles Programm mit Werken von Klassik bis Jazz ein, das sie beim Abschlusskonzert am Sonntag, 18. Februar, in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Baruth aufführen.

Die Dozenten der Akademie sind renommierte Musiker, die teilweise an der Dresdner Musikhochschule lehren, Juroren bei wichtigen Wettbewerben sind, mit großen Orchestern auftreten oder auch weltweit auftreten und lehren. Hagen W. Lippe-Weißenfels, der Intendant des Oberlausitzer Kammermusikfestivals, und der international erfolgreiche Bratschist Nils Mönkemeyer haben diese Akademie zur Förderung des musikalischen Nachwuchses auf den Weg gebracht, Mönkemeyer ist der Künstlerische Leiter.

Geige, Harfe und ein erster Preis in Wien

Alle sechs jungen Görlitzer lernen ihre Instrumente schon seit vielen Jahren an der Musikschule am Fischmarkt, die zwölfjährige Michalina Kubrak außerdem an der Musikschule in Zgorzelec. Dort hat sie seit sieben Jahren Geigenunterricht und spielt im Orchester, in Görlitz lernt sie seit fünf Jahren Harfe. "Manchmal spiele ich auch noch Klavier", sagt das Mädchen, "aber nur zu Hause, meine Mutter hat mir das beigebracht."

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Michalina ist die jüngste Teilnehmerin der Akademie, für sie ist der fünftägige Aufenthalt in Gröditz die erste musikalische Akademie in Deutschland. Bisher hat sie in fast allen Sommerferien jeweils zwei Orchesterwochen im polnischen Łańcut verbracht. In Sachsen errang sie an der Harfe mehrmals 1. Preise bei Jugend musiziert, außerdem in Wien beim Wettbewerb Vienna International Music Competition.

Üben trotz Abistress

Die 16-jährige Hanna Raimann hat wie Michalina ebenfalls zwei Instrumente gelernt, zunächst Geige ab dem Alter von sechs Jahren, später Bratsche. Auch bei ihr liegt die Begeisterung für Musik in der Familie: "Meine Mutter spielt Geige." Hanna ist seit der Grundschule mit Kammermusik vertraut, spielt auch im Landesjugendsinfonieorchester Sachsen mit und nimmt seit 2020 am Wettbewerb Jugend musiziert teil. Im vergangenen Sommer erreichte sie dort auf Bundesebene im Streichensemble einen 3. Preis, unter anderem zusammen mit Matilda Nedo.

Die 18-jährige Matilda spielt schon Geige, seit sie vier ist. In diesem Jahr schreibt sie Abitur, nimmt aber trotzdem wieder bei Jugend musiziert teil sowie an der Kammermusikakademie – alles verbunden mit vielem Üben und Proben. "Aber es macht mir ja Spaß und ich bin gern mit den anderen zusammen, wir sind alle gut befreundet." Umso gespannter sei sie jetzt darauf, mit anderen Jugendlichen aus der Oberlausitz zusammenzuspielen, "auch auf die Dozenten und wie sie die Proben organisieren." Aufgeregt – zum Beispiel wegen des Abschlusskonzerts – sei sie nicht. "Inzwischen bin ich ja schon einige Male aufgetreten", sagt Matilda, "das kommt dann erst kurz vor dem Konzert."

Nur einer möchte Musik studieren

Neben den drei Streicherinnen ist auch ein komplettes Holzbläsertrio aus Görlitz auf Schloss Gröditz dabei. Der 16-jährige Abed Jiji kam 2014 mit seiner Familie aus dem syrischen Aleppo nach Görlitz. "Ich habe noch in Syrien angefangen, auf einer Blockflöte zu spielen, die wir zu Hause hatten", erzählt er. Später in Deutschland ging er dann zur Musikschule und lernte ab der vierten Klasse Querflöte.

Seitdem spielte er schon in vielen Zusammenhängen, war Mitglied im Jugendblas- und im Jugendsinfonieorchester, bevor er sich auf Letzteres konzentrierte, hat an mehreren "Dreiklang"-Projekten teilgenommen sowie der Orchesterakademie der Neuen Lausitzer Philharmonie. Er spielt mit anderen bei Gottesdiensten der Katholischen Pfarrei Heiliger Wenzel, singt im Kammerchor des Augustum-Annen-Gymnasiums und nimmt Kompositionsunterricht. Abed ist der einzige der sechs Akademisten, der schon fast sicher weiß, dass er Musik studieren möchte.

Akademie als Abschluss einer gemeinsamen Zeit

Wie Matilda, die ebenso viel Musik macht, aber Wirtschaft studieren will, wollen auch Johannes Adams und Daniel Pfister Musik später nur als Hobby behalten. Daniel spielt Klarinette und ist in einer Familie aufgewachsen, in der jeder ein oder mehrere Instrumente spielt. "Ich bin auch schon zusammen mit meiner Schwester bei Jugend musiziert als Duo aufgetreten", sagt der 17-Jährige, der später Medizin studieren möchte.

Johannes Adams, ein Jahr älter, schreibt in diesem Jahr Abitur und möchte auch Medizin studieren. Er hat seit der Grundschule Fagottunterricht bei Martin Bandel, dem Solofagottisten des Görlitzer Theaters. "Und ich bin dabeigeblieben, auch weil ich so einen tollen Lehrer habe", sagt der 18-Jährige. Nach Ende der Schulzeit wird er vermutlich keine Zeit mehr haben, im Orchester mitzuspielen oder mit Abed und Daniel als Trio aufzutreten. "Deshalb ist für uns drei die Akademie auch ein kleiner Abschluss unserer gemeinsamen Zeit."

Beim Konzert in der Baruther Kirche am Sonnabend sind die drei mit einem Trio von François Devienne zu erleben sowie in einem Bläsersextett mit Klavier von George Gershwin. Matilda und an der Harfe Michalina treten zweimal als Duo auf, davon einmal mit Klavierbegleitung, ebenso in einem Streichsextett, in dem auch Hanna mitspielt. Am Ende spielen alle 15 Akademisten gemeinsam den 8. Tanz von Dvořák.

Konzert am Sonntag, 18. Februar, 17 Uhr in der Ev.-Luth. Kirche Baruth, Tickets über www.kammermusikfest-oberlausitz.de