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Dieser Kirchturm droht umzukippen

Seit Jahren war die Lage an der Bergkapelle in Jauernick-Buschbach prekär. Jetzt spitzte sie sich zu und zwang die Kirchgemeinde zum Handeln.

Von Constanze Junghanß
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Mitten auf dem Friedhof steht ein Baufahrzeug. Am Freitag hebt ein Kran die goldene Kugel der Turmspitze ab.
Mitten auf dem Friedhof steht ein Baufahrzeug. Am Freitag hebt ein Kran die goldene Kugel der Turmspitze ab. © Constanze Junghanß

Eingerüstet. Komplett. Für die Stiftskirche St. Wenzeslaus in Jauernick-Buschbach sei „schnelles Handeln“ notwendig geworden, wie Roland Elsner bekräftigt. Deshalb starteten jetzt die Sicherungsarbeiten. Das Problem ist der Turm. „Bei dem besteht die akute Gefahr, dass er umkippt“, sagt er.

Vor allem bei starkem Wind sei die Situation gefährlich. „Alles ist morsch“, berichtet der Pfarrer. Das hatten die Untersuchungen ergeben.

Am Freitag holt der Kran die goldene Kuppel von der Spitze

Bereits 2018 wurde die Kirche aufgrund der Umstände geschlossen, das Glockenläuten eingestellt, die Gottesdienste finden in der evangelischen Bergkapelle nur wenige Meter von St. Wenzeslaus entfernt statt. Eigentlich hatte die Gemeinde damals noch gehofft, 2019 mit der Sanierung zu starten. Doch das ist nicht passiert. Denn erhoffte Fördermittel fehlten.

Anträge für benötigte Sanierungsgelder wurden über den Denkmalschutz und einen Sonderfonds gestellt, wie Roland Elsner berichtet. Auf einen Zuwendungsbescheid aus Dresden warten Pfarrei und Bistum bisher vergeblich. „Wir mussten aber jetzt vorzeitig mit der Sicherung beginnen, damit die Statik gewährleistet werden kann“, sagt der Pfarrer. Der komplette Kirchturm soll in den kommenden Wochen abgetragen werden. Am Freitag hebt ein Kran die goldene Kuppel von der Turmspitze.

Der Mittelweg wurde für die Baumaschinen aufgeschüttet. Bretter sichern die Gräber ab.
Der Mittelweg wurde für die Baumaschinen aufgeschüttet. Bretter sichern die Gräber ab. © Constanze Junghanß
Die Kirche ist nun eingerüstet. Die Bauarbeiten starteten Ende Mai.
Die Kirche ist nun eingerüstet. Die Bauarbeiten starteten Ende Mai. © Constanze Junghanß
Der heilige Petrus hinterm Bauzaun.
Der heilige Petrus hinterm Bauzaun. © Constanze Junghanß

Auch sie benötigt eine Sanierung. Ihre Oberfläche weist Löcher auf. Was sich in der Kuppel verbirgt, wird die Gemeinde am Freitag erfahren. Christian Thomas, Mitglied des Pfarreirates, ist sich sicher, dass die Kugel zur 1000-Jahr-Feier von Jauernick in den 1960er Jahren mit Andenken befüllt wurde. Dieses Geheimnis wird nun gelüftet. Christian Thomas freut sich sehr, dass es nach so langer Zeit endlich losgeht. Mit Hochdruck sei daran gearbeitet worden, dass endlich was passiert und ein Anfang gemacht werden kann.

Der Friedhof ist zur Baustelle geworden

Auf Handdruck-Zetteln am unteren Tor und an den beiden Bäumen des oberen Friedhofstores informieren Pfarreirat und Pfarrer die Friedhofsbesucher über das Geschehen, das Ende Mai startete: Große Baumaschinen werden benötigt, heißt es da. Die müssen bis zur Kirche heran kommen. Dafür wurde das Tor entfernt. Die offene Stelle gibt den Blick bis zum Berzdorfer See frei. Ein separater Weg vom Tor bis zur Kirche wurde zwischen den Urnen- und Mauergräbern angelegt, damit der Kran einen sicheren Untergrund hat.

Ein Baufahrzeug steht direkt neben Gräbern. Ein skurriler Anblick – aber anders geht es nun mal nicht. Manche der Ruhestätten sind mit Brettern gesichert, damit das Schüttgut nicht auf die Grabflächen fällt. Einige der insgesamt etwa 100 Gräber sind durch Bauzäune abgesperrt. Theoretisch kommen da Angehörige nicht ran. Die umzäunten Gräber wirken dennoch gepflegt. Offenbar wissen sich die Leute zu helfen. Eigentlich sollen die abgezäunten Grabstellen aus Sicherheitsgründen nicht betreten und auf die Pflege verzichtet werden. Doch wer lässt sich über Jahre hinweg auf so eine Anordnung ein?

Pfarrei sammelt Spenden für Bau

Für die aktuellen Arbeiten geht die katholische Pfarrgemeinde Heiliger Wenzel in finanzielle Vorleistung. Zur Gemeinde gehören sechs weitere Gotteshäuser in Görlitz und auch die katholische Kirche St. Anna in Reichenbach. Das Bistum habe auch Hilfe zugesagt, teilt der Pfarrer mit.

Roland Elsner rechnet mit etwa Kosten von 150.000 bis 180.000 Euro für die momentanen Arbeiten. 100.000 Euro Eigenmittel müssen dafür aus eigener Kraft gestemmt werden. Über jede auch noch so kleine Spende ist die Pfarrei dankbar.

Die finanziellen Engpässe sind auch der Grund, weswegen die Sanierung der Kirche als Minimalprogramm durchgeführt wird. Die komplette Dachfläche mit dem Altarraum wird nicht erneuert, sondern der Turm steht im Vordergrund. Dadurch werden die anfangs geschätzten Gesamtkosten in Höhe von 1,2 Millionen Euro nicht erreicht. Gegenwärtig ist von einer Bausumme zwischen 600.000 und 800.000 Euro die Rede.

Der Kirchturm wird jedoch komplett erneuert. Ziel ist – so sind sich Pfarrer und Pfarrbeirat einig –, dass zum Jahresende im Dezember die Bauarbeiten abgeschlossen sind. Dann können die katholischen Christen ihre Gottesdienste wieder in der Stiftskirche feiern.

Spendenkonto:

Kontoinhaber: Pfarrei Hl. Wenzel

IBAN: DE40 7509 0300 0308 2866 47

BIC: GENODEF1M05

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