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Grenzkontrollen: Flüchtlinge weichen auf Bahnbrücken über Neiße aus

Flüchtlinge und Schleuser versuchen zunehmend die Grenzkontrollen der Bundespolizei zu umgehen. Das merkt man nun auch am Viadukt in Görlitz.

Von Sebastian Beutler
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Der Viadukt in Görlitz überspannt die Neiße und verbindet das deutsche und polnische Ufer. Das haben jetzt auch Flüchtlinge entdeckt.
Der Viadukt in Görlitz überspannt die Neiße und verbindet das deutsche und polnische Ufer. Das haben jetzt auch Flüchtlinge entdeckt. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Die Bundespolizei hat in den vergangenen Tagen beobachtet, dass vereinzelt Geflüchtete nun über den Eisenbahnviadukt von Polen nach Deutschland kommen, der in Görlitz die Neiße überspannt. Das teilt der Sprecher der Bundespolizei in Ludwigsdorf, Michael Engler, mit. Auch in Hirschfelde waren zuvor bereits Fälle bekannt geworden, wo Bahnanlagen für die Überquerung des Grenzflusses genutzt wurden.

Vermutlich ist das ein Ausweichen, um den Kontrollen der Bundespolizei an den Straßengrenzübergängen aus dem Weg zu gehen und damit eine Abschiebung oder Zurückweisung zu verhindern. Zugleich suchen damit auch die Schleuser ihr Risiko zu verringern, entdeckt zu werden. Allerdings nehmen die Flüchtlinge damit auch ein höheres Risiko in Kauf. Denn wenn ein Zug den Viadukt überquert und die Geflüchteten mitten auf der Brücke überrascht, dann ist nur noch wenig Platz zum Ausweichen. Der Viadukt hat eine Länge von 475 Metern und ist 35 Meter hoch.

Dass Abschiebungen und Zurückweisungen zunehmend eine Rolle an der deutsch-polnischen Grenze spielen, zeigen mehrere Fälle der Görlitzer Bundespolizei. So versuchte eine syrische Familie 24 Stunden nach ihrer Abschiebung nach Deutschland erneut, ins Land einzureisen. Die Eltern und ihre drei Kinder waren am Mittwoch von der Ausländerbehörde Oberpfalz nach Polen abgeschoben worden. Am Donnerstag saßen sie in einem Bus als Reisende an der Görlitzer Stadtbrücke. Doch gerieten sie dort in eine Kontrolle der Bundespolizei. Die Beamten schoben das Quintett erneut nach Polen ab.

Auch nimmt durch die verstärkten Kontrollen die Zahl der Zurückweisungen zu. Der Hauptgrund ist, dass diese Menschen kein Asylgesuch vorbringen. So wurden am Donnerstag nach Angaben der Bundespolizei drei indische Staatsangehörige, ein Türke sowie zwei Männer aus Afghanistan zurückgewiesen. Die Beamten hatten die Ausländer am Görlitzer Bahnhof, im Görlitzer Stadtteil Hagenwerder, auf dem Autobahnrastplatz "An der Neiße" sowie vor dem Rathaus in Bad Muskau angetroffen.

Die größere Zahl von Flüchtlingen, die die Bundespolizei stoppt, werden aber an Erstaufnahmeeinrichtungen des Freistaates übergeben. Das betraf am Donnerstag 28 weitere Migranten aus Syrien, Indien, aus Afghanistan und aus dem Iran.

Angesichts der neuen Fluchtrouten bittet die Görlitzer Bundespolizei alle Anwohner oder Spaziergänger am Viadukt: Wer sieht, wie Flüchtlinge über die Brücke versuchen, die Grenze zu überqueren, kann die Bundespolizei unter 03581 36260 informieren.