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Junge Landwirte eröffnen Hofladen

Ein Ehepaar baut in Tetta ungewöhnliches Gemüse an, darunter sehr alte Sorten. Das soll jetzt auch vor Ort verkauft werden.

Von Constanze Junghanß
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Fenja und Marcus Ender haben sich mit ihren Kindern Wilma und Pepe für ein Leben auf dem Land entschieden. Die Eheleute bauen ungewöhnliches Gemüse an. Erste Frühjahrskultur ist der Salat.
Fenja und Marcus Ender haben sich mit ihren Kindern Wilma und Pepe für ein Leben auf dem Land entschieden. Die Eheleute bauen ungewöhnliches Gemüse an. Erste Frühjahrskultur ist der Salat. © Constanze Junghanß

Einkaufen im Supermarkt? Fenja und Marcus Ender können darauf zum Großteil verzichten. 60 Sorten Gemüse und außerdem Kartoffeln bauen die Tettaer an, dazu Obst, aus dem sie auch Saft herstellen. Die eigenen Bienen produzieren Honig, Geflügel sichert die Versorgung mit Fleisch und Eiern. Die junge Familie bewirtschaftet den Enderhof in der Gemeinde Vierkirchen ökologisch.

2019 haben sie damit angefangen und sich einen Traum erfüllt: Der Familienhof besteht seit der achten Generation. Sie haben die Landwirtschaft wiederbelebt. Saisonale, nachhaltige und ökologische Produktion steht im Vordergrund. Obst und Gemüse werden frisch und direkt vermarktet. Beim Enderhof gibt es Gemüsekisten und auch auf Wochenmärkten zwischen Görlitz und Bautzen sind die Produkte zu finden. Der Naturkindergarten Bautzen wird mit frischem Gemüse beliefert, Bioläden in Görlitz auch.

Alte Sorten wie Haferwurz, Hirschhornwegerich und Schwarzwurzeln gehören zum Sortiment. Das sind teils Arten, die in Vergessenheit geraten sind und nun eine Renaissance erleben sollen. „Wir wollen zu mehr Gemüsevielfalt anregen. Unter anderem auch, weil übermäßiger Fleischverzehr krank macht“, sagt Marcus Ender. Für die Produktion von Fleisch würden zudem viele Ressourcen benötigt, so der Landwirt. Laut NABU stecken beispielsweise in jedem Kilogramm Rindfleisch 6,5 Kilo Getreide und 36 Kilo Raufutter. In Deutschland wird nach Angaben des Naturschutzbundes die Hälfte des geernteten Getreides für die Ernährung von Tieren genutzt. Über zwei Drittel der landwirtschaftlichen Klimagase sollen laut Studien aus der Tierhaltung stammen. In den letzten 50 Jahren hat sich die globale Fleischproduktion vervierfacht, informiert der NABU auf seiner Internetseite. Folge davon sei auch Klimawandel, Artensterben und Wasserknappheit.

Ehemaliger Kuhstall wird umgestaltet

„Immer mehr Leute machen sich über die Zusammenhänge Gedanken“, sagt Marcus Ender. Mit seiner Landwirtschaft will das Familienunternehmen eine Alternative bieten. Und weil die Nachfrage nach den Produkten auf den Märkten bereits jetzt groß ist, kommt nun zu den Gemüsekisten noch ein eigener Hofladen dazu. Ende April geht es los. Ein ehemaliger Kuhstall auf dem Hof wird dafür umgestaltet. Letztes Jahr betrug die Anbaufläche für Gemüse einen Hektar. In diesem Jahr wächst sie dafür auf das Doppelte. Enders nutzen auch eine neue Anbauform. „Agro-Forst“ nennt die sich. Dafür pflanzten die Landwirte 840 Obstbäume in 40 Sorten.

Zwischen den Obstbaumreihen soll Gemüse wachsen. Der Aufwand dafür ist groß:. Arbeitsgeräte sind der kleine alte Traktor und vor allem die eigenen Hände. Das Team vom Enderhof hat zwei Arbeitsplätze dafür geschaffen und beschäftigt drei Aushilfen. „Wir sind ein offener Hof, jeder kann kommen und mitmachen“, sagt Marcus Ender. Fenja Ender beginnt auf der Wiese nebenan mit Reitunterricht für die Kinder und bildet Reitpferde aus. Der Laden, in dem es vorerst ausschließlich die eigenen Produkte geben wird, soll auch ein kleiner Begegnungsort für das Dorf werden. Dienstag und Donnerstag wird er von 14 bis 19 Uhr öffnen. Eröffnung ist am 27. April.

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