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Kirchentag in Görlitz: "Super-Chance für die Lausitz"

In gut zwei Wochen startet in Görlitz das erste große Fest nach der Pandemie. Politiker aus Sachsen und Brandenburg verbinden den Tag mit großen Hoffnungen.

Von Ines Eifler
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Wie viele Menschen der Görlitzer Obermarkt fassen kann, wissen die Veranstalter des Kirchentags von zahlreichen Altstadtfesten. Auch Ende Juni werden Tausende Menschen erwartet.
Wie viele Menschen der Görlitzer Obermarkt fassen kann, wissen die Veranstalter des Kirchentags von zahlreichen Altstadtfesten. Auch Ende Juni werden Tausende Menschen erwartet. © Nikolai Schmidt/Archiv

Tausend Brote, tausend Äpfel und tausend Müsliriegel sind schon mal bestellt, damit die vielen Beteiligten und Helfer auch gut versorgt sind.

Allein 2.500 Vorbereiter und Mitwirkende sind am Lausitz Kirchentag beteiligt, der vom 24. bis zum 26. Juni nach Görlitz einlädt. "Mit bis zu 13.000 Besuchern rechnen wir insgesamt", sagte Theresa Rinecker, Generalsuperintendentin des Kirchensprengels Görlitz, am Dienstag vor Vertretern der Presse aus der ganzen Lausitz.

Beitrag zum Strukturwandel in der Lausitz

Seit 2019 laufen die Vorbereitungen für diesen Kirchentag, der etwas ganz Neues für die Lausitz ist und sich auch deshalb als großer Beitrag zum Strukturwandel versteht. Denn zum ersten Mal findet ein solcher Tag über die Grenzen zweier Landeskirchen und zweier Bundesländer statt.

Und zum ersten Mal verbinden sich fünf evangelische Kirchenkreise, zu denen insgesamt 175.000 protestantische Christen zählen, für eine Großveranstaltung mit zahlreichen Angeboten von Kirche und Gebet über Jugend, Bildung, Diskussion und Zukunftsvision bis hin zu großen Gottesdiensten und Konzerten auf dem Görlitzer Obermarkt für Tausende Menschen.

Superintendentin Antje Pech (links) vom Kirchenbezirk Löbau-Zittau und Generalsuperintendentin Theresa Rinecker vom Kirchensprengel Görlitz hatten die Idee zu einem Lausitz Kirchentag.
Superintendentin Antje Pech (links) vom Kirchenbezirk Löbau-Zittau und Generalsuperintendentin Theresa Rinecker vom Kirchensprengel Görlitz hatten die Idee zu einem Lausitz Kirchentag. © Martin Schneider

"Uns ist es wichtig, dass die Lausitz wirklich einmal als eine gesamte Region verstanden wird, in der Grenzen zwischen Ländern und Kirchenkreisen überwunden werden", sagt Antje Pech, Superintendentin im Kirchenbezirk Löbau-Zittau. In der Vorbereitung seien diese Grenzen anfangs noch deutlich gewesen, dann aber hätten sie immer weniger eine Rolle gespielt. "Wir hoffen, dass dies auch in der Bevölkerung gelingt." Die weiten Wege, die in der Lausitz zu überwinden seien, hätten das Kirchentagsmotto "Von Wegen" mitgeprägt.

Lausitz-Politiker sehen Aufbruch in die Zukunft

Neben Theresa Rinecker als Vertreterin der EKBO, der Landeskirche für Berlin, Brandenburg und die schlesische Oberlausitz, und Antje Pech für die lutherisch-sächsische Landeskirche sprachen auch die beiden Lausitzbeauftragten Brandenburgs und Sachsens über ihre an den Kirchentag geknüpften Hoffnungen.

Klaus Freytag, Lausitzbeauftragter des Brandenburgischen Ministerpräsidenten, erinnerte an den kleiner angelegten Kirchentag in Cottbus 2015, der vom Thema Umweltschutz, Klimawandel, Kohleausstieg geprägt war. "Ich freue mich, dass nun sieben Jahre später der Lausitz Kirchentag für einen Aufbruch und die Chancen für junge Menschen in der gesamten Region steht", sagte er.

"Ich rechne mit einer extrem positiven Ausstrahlung, die der ganzen Lausitz nützen wird. Das ist eine Super-Chance für die Region." Schließlich liege diese nicht einfach "irgendwo im Osten", in einer Randlage, wie oft abwertend dargestellt werde. "Sondern die Lausitz ist eine der spannendsten Regionen deutschland- und europaweit." Dieses Bild den Bewohnern der Lausitz zu vermitteln, auch die positiven Effekte des Strukturwandels, das könne mit einer Veranstaltung wie dem Kirchentag gelingen.

Alle Menschen sind eingeladen, ob religiös oder nicht

Auch Sachsens Beauftragter für die Strukturentwicklung in der Lausitz, Jörg Huntemann, sagte, es sei an der Zeit zu erkennen und zu zeigen, dass die Lausitz eine Region der Zukunft sei. "Wir haben hier so unendlich viele Chancen und Möglichkeiten." Der Lausitz Kirchentag könne zur Information und zum Austausch darüber dienen.

Die Kirche will mit diesen drei Tagen Ende Juni auch zeigen, dass sie mitten im Leben steht und mitgestaltender Teil der Gesellschaft ist. Die 30 Orte in der Görlitzer Alt- und Innenstadt, an denen man rund 150 Veranstaltungen wahrnehmen kann, gehen deshalb weit über Kirchen hinaus. Vor allem öffentliche Orte, Plätze unter freiem Himmel, Orte, an denen jeder vorbeikommt, sind es, an denen diskutiert, unterhalten, Musik gemacht wird, an denen man an Workshops teilnehmen, zuhören oder sich aktiv beteiligen kann.

Weil die Frage "Was trägt mein Leben?" alle Menschen beschäftige, ganz unabhängig von ihrem Glauben oder Nichtglauben, sei der Kirchentag eine Veranstaltung, die jeden anziehen und neugierig machen könne, sagte Theresa Rinecker.

Talk auf dem Sofa

Einer der Orte, an dem es um die Zukunft der Lausitz geht, ist das Rote Sofa unter den Arkaden am Braunen Hirsch auf dem Untermarkt. Leiter ist Pfarrer Holger Treutmann, der Senderbeauftragte der Evangelischen Kirchen beim MDR. Auf seinem Sofa werden Lausitzer Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Kirche in Interviews zu erleben sein, zum Beispiel Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer und der Brandenburgische Lausitzbeauftragte Klaus Freytag, der Nachhaltigkeitsforscher und Strukturwandelexperte Johannes Staemmler, aber auch der evangelische Bischof Christian Stäblein sowie der katholische Bischof Wolfgang Ipolt zur Zukunft von Kirche.

Gefördert wird der Lausitz Kirchentag von beiden Bundesländern, beiden Landeskirchen, der Stadt Görlitz, die an allen drei Tagen die kostenlose Teilnahme am ÖPNV ermöglicht, den Kirchenkreisen und privaten Spendern. 350.000 Euro kostet dieser Kirchentag, Personalkosten sind dabei nicht enthalten. "Alle, die an diesem Tag mitwirken, leben hier und engagieren sich in und neben ihrer Arbeit dafür", sagt Theresa Rinecker. Auch insofern sei der Kirchentag ein Beitrag aus der Lausitz für die Lausitz.