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Darum darf man E-Autos in Görlitz nur vier Stunden laden

Die Stadtwerke errichten 15 neue Ladesäulen mit 30 Ladepunkten. Doch an den bisherigen Säulen äußert ein SZ-Leser Kritik – aus zwei verschiedenen Gründen.

Von Ingo Kramer
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Zwei E-Autos tanken Strom an der Ladesäule der Stadtwerke Görlitz am Demianiplatz. Hier kommt jetzt noch eine zweite Säule hinzu.
Zwei E-Autos tanken Strom an der Ladesäule der Stadtwerke Görlitz am Demianiplatz. Hier kommt jetzt noch eine zweite Säule hinzu. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

So richtig kann SZ-Leser Jasper Gründer* die Situation in Görlitz nicht verstehen: Warum kann man E-Autos an den Ladesäulen der Stadtwerke nur maximal vier Stunden aufladen? An Autobahnen, Tankstellen, Raststätten und vor Supermärkten sei das sehr gut. Doch anderswo findet Gründer das nicht ausreichend: „In der Stadt, vor Bädern und allen anderen öffentlichen Bereichen müssten es mindestens zwölf Stunden sein“, sagt er. Nötig wäre das, um beispielsweise auch während der Arbeit, über Nacht oder während einer Aktivität wie einem Badetag oder einer Wanderung sein Auto laden zu können.

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Sacha Caron, Prokurist der Stadtwerke Görlitz AG, hat für die Zeitbegrenzung eine einfache Begründung: „Die Ladesäulen sollen eine möglichst hohe Verfügbarkeit haben.“ Lade jemand zwölf Stunden lang, sei der Ladepunkt zwölf Stunden für alle anderen Autofahrer blockiert. In Görlitz gebe es schließlich nur eine begrenzte Zahl an Ladesäulen. „Wir haben die Zeitbegrenzung deshalb ganz bewusst angebracht“, so Caron. Zudem gebe es schwarze Schafe: Leute, die ihr Auto an einer Ladesäule anschließen, aber gar nicht laden. Sie sparen sich so die Parkgebühren – zumal die Säulen oft an gefragten Parkplätzen stehen. Auch wegen solcher Autofahrer sei die Zeitbegrenzung wichtig. Hinzu komme: „In vier Stunden ist das Auto voll aufgeladen.“

Doch Gründer hat noch einen zweiten Kritikpunkt: „Mich würde interessieren, warum die Stadtwerke fast ausschließlich Ladesäulen ohne Kabel aufstellen.“ Das sei weder üblich noch praktisch, denn viele Autofahrer müssten dann ihre eigenen Kabel mitbringen. Gründer ärgert das: „Wer will schon gerne mehrmals wöchentlich ein starres, dickes, langes Kabel aus dem Kofferraum holen, das bei Matsch, Schnee, Regen und Pampe draußen herumliegt und dann per Hand immer aufgerollt und im Fahrzeug verstaut werden muss?“

Caron hält dagegen: „Stellen wir Säulen mit Kabel auf, kann das Kabel gestohlen werden oder kaputtgehen.“ Andere Stadtwerke hätten die Erfahrung gemacht, dass Kabel gern geklaut werden: „Deshalb haben wir uns entschlossen, keine Kabel dranzuhängen.“ Zudem sei bei E-Autos das Kabel ohnehin serienmäßig enthalten. Nach Aussage von Caron ist Gründers Kritik eine Einzelmeinung: „Wegen der Kabel haben wir noch nie Kritik bekommen.“ Nur an Schnellladesäulen hänge ein Kabel.

Demnächst errichten die Stadtwerke 15 neue Ladesäulen mit 30 Ladepunkten. Die Standorte sind über die ganze Stadt verteilt. Ob das Schnellladesäulen sein werden oder nicht, stehe noch nicht fest.

  • * ... Name auf eigenen Wunsch geändert