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Birkenstock saniert Industriebrache

Die Firma errichtete ein Sozialgebäude. Im Gegenzug profitiert nun ein Schandfleck im Görlitzer Stadtteil Königshufen. Doch das ist noch nicht alles.

Von Ingo Kramer
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Katrin Appolt vom Landschaftspflegeverband Oberlausitz, OB Octavian Ursu und Hilmar Knoll von Birkenstock (v.l.) zeigen verschiedene Nistkästen.
Katrin Appolt vom Landschaftspflegeverband Oberlausitz, OB Octavian Ursu und Hilmar Knoll von Birkenstock (v.l.) zeigen verschiedene Nistkästen. © Foto: Birkenstock

Lange hat es gedauert, doch Ende Februar soll es endlich so weit sein: Der bereits im Januar 2018 angekündigte Abriss der früheren Getränkehalle an der Hussitenstraße in Königshufen beginnt. Die vermüllte Ruine ist Anwohnern, Bürgerrat und Stadtverwaltung schon lange ein Dorn im Auge. Vor allem die Angst, dass Kinder und Jugendliche sich hier verletzen könnten – etwa durch die herumliegenden Scherben –, ist groß.

Das Gelände gehört der Stadt. Sie konnte es der Firma Birkenstock schmackhaft machen. Nicht etwa als neuen Firmensitz, sondern als Renaturierungsprojekt: Birkenstock hat auf seinem Firmengelände im Gewerbegebiet ein Sozialgebäude neu gebaut. Es ist üblich, dass Unternehmen, die Flächen in der Natur bebauen, Ausgleich schaffen müssen. Nachdem lange nichts passierte, soll es nun endlich so weit sein.

Altlasten werden entsorgt

„Birkenstock beginnt ab Ende Februar mit der Umwandlung der Gewerbebrache zu einer ökologisch wertvollen Grünfläche“, teilt Unternehmenssprecher Jan Leder mit. Der frühere Getränkemarkt werde abgerissen, die vorhandenen Altlasten fachgerecht entsorgt, der Zaun entfernt und der Boden entsiegelt. „Im Anschluss wird durch eine landschaftstypische Neuansaat die natürliche Bodenfunktion wiederhergestellt“, sagt Leder. So entstehe in den nächsten Monaten eine naturnahe Freifläche, die vielen Tier- und Pflanzenarten einen ungestörten Lebensraum biete und so die biologische Vielfalt fördere.

Bis zum Herbst sollen die Rückbauten und Landschaftsarbeiten vollständig abgeschlossen und die ehemalige Industriefläche als Naturlandschaft wieder öffentlich zugänglich sein. Das haben Birkenstock und die Stadt Görlitz vereinbart. Das Ganze kostet rund 150.000 Euro. Für die Planungen und die fachliche Begleitung ist das Görlitzer Ingenieurbüro Ibos zuständig.

Birkenstock bringt Nisthilfen an

Direkt auf dem Werksgelände nimmt Birkenstock in Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband Oberlausitz noch weitere Naturschutz-Projekte in Angriff. Unter fachkundiger Anleitung bringt das Unternehmen zum Frühlingsbeginn mehr als 20 artgerechte Nisthilfen für Turmfalken, Dohlen und Mehlschwalben am Sozialgebäude und den Produktionshallen an. Damit sollen die Lebensbedingungen der sogenannten Gebäudebrüter verbessert werden. Sie finden immer weniger natürliche Nistmöglichkeiten vor. Auf dem Firmengelände werden ihnen nun langfristig Brutplätze angeboten. Die Vogelexperten des Landschaftspflegeverbandes fertigen dafür spezielle Nistkästen aus Naturmaterial an und übernehmen die Nachbetreuung in den nächsten Jahren.

Zum Schutz der in der Region heimischen Zauneidechsen werden zusätzlich noch Steinhügel, Sandhaufen und Totholzbereiche auf einer Fläche von über 500 Quadratmetern in das Betriebsgelände integriert. Künftig sollen auch mehrere Bienenvölker auf den Grünflächen des Werksgeländes angesiedelt werden. Dafür ist das Unternehmen derzeit noch auf der Suche nach einem Imker aus dem Umland, der die Bewirtschaftung der Bienenstöcke langfristig übernehmen möchte.

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