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Birkenstock gehört jetzt Dior-Besitzern

Einer der größten Arbeitgeber in Sachsen bekommt neue Eigentümer: Luxus-Investoren, die für Birkenstock ein klares Ziel nennen.

Von Georg Moeritz
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Wohlfühlschlappe oder Luxus? Die Birkenstock-Fabriken im Raum Görlitz sind interessant für die Eigner von Dior und Louis Vuitton.
Wohlfühlschlappe oder Luxus? Die Birkenstock-Fabriken im Raum Görlitz sind interessant für die Eigner von Dior und Louis Vuitton. © Pawel Sosnowski

Görlitz. Das klingt teuer: Birkenstock-Sandalen, bekannt für ihr Fußbett, gehören künftig denselben Investoren wie die Luxus-Marken Dior und Louis Vuitton. Denn die Besitzer Christian und Alex Birkenstock haben entschieden, die Mehrheit der Firmenanteile zu verkaufen.

Das hat auch Auswirkungen auf mehr als 2.000 Beschäftigte in Sachsen – denn die größte Birkenstock-Fabrik der Welt steht in Görlitz. Auch die Schnallen und Nieten kommen ganz aus der Nähe: aus Bernstadt auf dem Eigen.

Voriges Jahr Kurzarbeit, trotzdem Rekorde

Die beiden großen Birkenstock-Werke in Sachsen nahe der Landesgrenze machen selten von sich reden. Selbst die Beschäftigtenzahl möchte ein Sprecher nicht nennen – nach früheren Angaben sind es etwa 1.400 in Görlitz und 600 in Bernstadt. Eine Betriebsratswahl gelang erst vor zwei Jahren, nach mehreren Anläufen.

Voriges Jahr kündigte das Unternehmen zwei Monate Kurzarbeit an, weil in der Corona-Krise Rohstoffe aus Italien und Spanien ausblieben. Außerdem waren Schuhgeschäfte geschlossen, nicht nur in Deutschland. Als Sachsens Regierung dann im Januar von polnischen Pendlern Corona-Schnelltests verlangte, musste der sächsische Standort ebenfalls handeln: Weil etwa 60 Prozent der Beschäftigten aus Polen zur Produktion „made in Germany“ kommen, wurde eine Schnellteststation in der Nähe eingerichtet.

Trotz Corona: Birkenstock geht es so gut wie noch nie

Doch trotz dieser Bremsen hat Birkenstock das Corona-Jahr 2020 nach eigenen Angaben als „Rekordjahr“ verbucht. Wirtschaftlich gehe es dem Unternehmen jetzt „so gut wie nie zuvor“ in seiner 250-jährigen Geschichte, teilten die Besitzer mit. Der Firmensitz ist Burg Ockenfels in Linz am Rhein.

Jedes Jahr seit 2012 sei der Umsatz von Birkenstock um einen zweistelligen Prozentsatz gewachsen, teilte das Unternehmen mit. Das war das Jahr, in dem die Birkenstock-Familie erstmals Geschäftsführer einstellte, die nicht aus der Verwandtschaft kamen: Oliver Reichert und Markus Bensberg.

Nun soll neues Kapital von neuen Eigentümern helfen, das Wachstum fortzusetzen. Dafür gab es mehrere Interessenten, auch den luxemburgischen Finanzinvestor CVC. Doch die Birkenstock-Brüder und die Geschäftsführer entschieden sich, die Anteilsmehrheit an den „auf Konsumgüter fokussierten Wachstumsinvestor L Catterton“ zu verkaufen.

In den beiden Birkenstock-Fabriken in Görlitz und Bernstadt auf dem Eigen können täglich bis zu 90.000 Paar hergestellt werden. In Görlitz werden auch Kunststoffsandalen komplett gegossen.
In den beiden Birkenstock-Fabriken in Görlitz und Bernstadt auf dem Eigen können täglich bis zu 90.000 Paar hergestellt werden. In Görlitz werden auch Kunststoffsandalen komplett gegossen. © Pawel Sosnowski

Starkes Wachstum in Asien ist das Ziel

L Catterton Partners ist eine amerikanisch-französische Beteiligungsgesellschaft, in der fast 200 Management-Experten an Strategien für ihren Firmenbesitz arbeiten. Damit verbunden ist die Holdinggesellschaft der Familie Arnault, die bekannte Luxuskonzerne besitzt: Christian Dior und LVMH Moet Hennessy Louis Vuitton.

Mit den neuen Investoren soll Birkenstock auch „in Zukunftsmärkten wie China und Indien weiter stark wachsen“. Sowohl der Internethandel soll ausgebaut werden als auch Produktion, Logistik und Vertrieb. Birkenstock versicherte, in die deutschen Standorte zu investieren.

Zu Monatsbeginn hatte das Unternehmen bereits angekündigt, dass acht Millionen Euro im Görlitzer Gewerbegebiet Ebersbach ausgegeben werden. Dort sollen im bisherigen Werksverkaufsgebäude in diesem Jahr zusätzliche Produktionslinien eingerichtet werden. Neue Büros sind in Görlitz ebenfalls geplant.

In Bernstadt war vor zwei Jahren ein Chemielabor für Materialtests mit sechs bis sieben Mitarbeitern eingerichtet worden. Zur Zahl der künftigen Arbeitsplätze in Görlitz äußerte sich Birkenstock nicht. Aber mehr als 20 Nisthilfen für Vögel würden angebracht. Birkenstock bietet seit 2017 auch Naturkosmetik an und betont, schon in den 1910er-Jahren den Begriff „Fußbett“ verwendet zu haben.