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Görlitz: Stadtkern schrumpft, Ränder wachsen

In Hagenwerder leben deutlich mehr Menschen als vor einem Jahr, Weinhübel ist stabil. Liegt es am Berzdorfer See?

Von Ingo Kramer
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Die Karl-Marx-Straße in Hagenwerder
wirkt fast wie ausgestorben, die Läden sind alle dicht. Doch die Einwohnerzahl von Hagenwerder steigt wieder.
Die Karl-Marx-Straße in Hagenwerder wirkt fast wie ausgestorben, die Läden sind alle dicht. Doch die Einwohnerzahl von Hagenwerder steigt wieder. © Nikolai Schmidt

In Görlitz hat eine Entwicklung eingesetzt, die die Stadtplaner beunruhigen dürfte: Große Anstrengungen fließen in die Aufwertung des Stadtkerns, aber gerade dort sinken momentan die Einwohnerzahlen. Das geht aus den Statistischen Monatszahlen hervor, die die Stadt jetzt veröffentlicht hat. Demnach sank die Zahl der Bewohner der Innenstadt von März 2020 bis März 2021 um 60, der Altstadt um 50 und der Südstadt gar um 86. Einzig die Nikolaivorstadt steht mit einem Plus von 30 gut da.

Die großen Gewinner sind die Viertel am Rand, allen voran das kleine Hagenwerder (plus 43). Das könnte an der Nähe zum Berzdorfer See liegen: Auch alle anderen Ortsteile rund um den See entwickeln sich stabil bis leicht steigend, etwa Klein Neundorf (plus vier) und Tauchritz (plus zwei). Besonders auffällig ist die Entwicklung in Weinhübel. Dort lebten im Jahr 2008 noch über 6.000 Menschen. Bis März 2015 sank die Zahl stetig auf 5.218. Der Verlust von 800 Einwohnern in sieben Jahren war dramatisch. Doch seither sind sechs Jahre vergangen, in denen Weinhübel eine sehr stabile Entwicklung genommen hat, die Zahl lag im März 2021 bei 5.131 Einwohnern.

Rauschwalde verliert deutlich

So gut sieht es längst nicht in allen Rand-Stadtteilen aus. In Rauschwalde etwa hält der Verlust an. Der Stadtteil hatte von 2013 bis 2016 konstant 6.000 Einwohner, seither sinkt die Zahl. Innerhalb der vergangenen zwölf Monate verlor Rauschwalde 122 Bewohner und kommt jetzt nur noch auf 5.680. Hintergrund dürfte vor allem die Überalterung sein: Allein in den Monaten Januar bis März 2021 starben 48 Rauschwalder, aber nur sechs wurden geboren. Ähnlich schlimm sieht es sonst nur in Königshufen aus: 43 Tote, fünf Neugeborene.

Doch insgesamt hat sich auch Königshufen mittlerweile stabilisiert. Hier waren die Verluste zwischen 2007 und 2014 besonders dramatisch, 2019 gab es auch noch einmal einen kleinen Knick, aber von 2019 abgesehen ist die Zahl in den vergangenen sieben Jahren nur noch leicht gesunken – und in den vergangenen zwölf Monaten gab es sogar ein kleines Plus von 15 Einwohnern. Damit kommt Königshufen nun auf 7.375 Einwohner. Zum Vergleich: 2007 waren es noch rund 9.000.

Biesnitz ist sehr konstant

Die Zahlen in Biesnitz unterdessen haben sich seit 2007 überhaupt nicht verändert: Sie liegen stets um die 4.000. Im März waren es 3.919 und damit 27 weniger als im Vorjahr. Ähnlich konstant ist die Entwicklung im kleinsten Görlitzer Ortsteil, in Klein Neundorf. Schon in den 1990er Jahren lag die Zahl dort konstant um die 130, später ging sie mal runter auf 120, dann stieg sie auf aktuell 142. Schlauroth gewann in den vergangenen zehn Jahren 39 Einwohner und liegt jetzt bei 403, Tauchritz gewann in der gleichen Zeit acht und liegt nun bei 191, Kunnerwitz gewann drei und liegt bei 525, Ludwigsdorf gewann einen und hat 761, Ober-Neundorf hingegen verlor elf und hat jetzt 267, Klingewalde gewann 25 und hat nun 624 Bewohner.

Die gute Nachricht für die Stadtplaner: Bei allen Verlusten bleibt die Innenstadt mit Abstand der größte Stadtteil, im März lebten hier 16.683 Menschen – und damit fast exakt 2.000 mehr als vor zehn Jahren. Bis 2019 ging es hier sehr stetig bergauf, erst 2020 und 2021 sanken die Zahlen.

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