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Schmierereien in Görlitz: Jetzt nehmen die Einwohner es selbst in die Hand

Unbekannte beschmierten vorige Woche den nagelneuen Rastplatz am Oder-Neiße-Radweg. Doch so schnell wie die Vandalen war am Ende auch ein Reinigungstrupp. Anderswo dauert es länger.

Von Ingo Kramer
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Helfer jedes Alters beteiligten sich an der Putzaktion am Rastplatz in Klingewalde.
Helfer jedes Alters beteiligten sich an der Putzaktion am Rastplatz in Klingewalde. © Foto: privat

Die sinnlosen Schmierereien, die seit Wochen in halb Görlitz auftauchen, haben nun sogar den ländlich geprägten Ortsteil Klingewalde erreicht. „In der Nacht zum Freitag voriger Woche haben Unbekannte den neuen Rastplatz am Oder-Neiße-Radweg beschmiert und am Marienauer Weg die Kronen von 14 neu gepflanzten Bäumen abgebrochen“, berichtet Madlen Mühle vom Bürgerrat voller Entsetzen.

Angelika Seidel (links) war federführend bei der Putzaktion in Klingewalde.
Angelika Seidel (links) war federführend bei der Putzaktion in Klingewalde. © Foto: privat
Auch Klingewalder Kinder halfen mit.
Auch Klingewalder Kinder halfen mit. © Foto: privat
Frank Wittig reinigte mit seinem achtjährigen Sohn und dessen gleichaltrigem Freund die Spielkiste.
Frank Wittig reinigte mit seinem achtjährigen Sohn und dessen gleichaltrigem Freund die Spielkiste. © Foto: privat
Die Anwohner spannten am Unterstand ein Plakat auf.
Die Anwohner spannten am Unterstand ein Plakat auf. © Foto: privat

Ob beide Beschädigungen auf dieselben Täter zurückgehen, weiß sie nicht. Was sie aber sagen kann: Die Einwohner im Ortsteil haben die Schäden sofort beseitigt. So schnell, dass Madlen Mühle erst im Nachhinein davon erfuhr. Doch auch wenn sie selbst nicht beteiligt war, lobt sie das schnelle und entschlossene Handeln der Anwohner. „Schon am Sonnabend haben sie den Rastplatz geputzt.“ Federführend waren Angelika Seidel aus der Birkenallee und ihre Familie, doch auch die Wittigs, die Baumanns und weitere Familien kamen. Selbst die 79-jährige Margitta Hettwer, die auf den Rollator angewiesen ist, ließ es sich nicht nehmen, mit zu putzen. „Eine tolle Aktion“, lobt Madlen Mühle.

Zudem konnte eine Frau aus Klingewalde neun der 14 Bäume am Marienauer Weg „reparieren“. Ob dieser Rettungsversuch erfolgreich war, wird sich freilich erst im Laufe der Zeit zeigen. Mittlerweile existiert in Klingewalde die Idee für einen Spendenaufruf für neue Bäumchen. „Ich werde mit der Stadtverwaltung sprechen, ob das gewünscht ist“, sagt die Bürgerrätin.

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Inzwischen mussten auch die Stadtwerke Görlitz vermehrt Schmierereien an ihren Bauten entdecken. Darüber informiert Sprecherin Denise Seifert: „In den vergangenen Wochen wurden mehr als 140 Anlagen wie Verteilerkästen oder Umspannstationen durch Graffiti-Bemalungen beschädigt.“ Mit Farbspray hätten die bisher unbekannten Täter Parolen und sogenannte „Tags“ auf die Bauten gesprüht und damit Sachschaden angerichtet. Die Stadtwerke verurteilen diese Beschädigungen aufs Schärfste. „Die Farbschmierereien sind nicht nur ärgerlich, sondern gefährden auch den sicheren Betrieb unserer Anlagen“, erklärt Michael Georgi, Bereichsleiter Netze bei den Stadtwerken.

Die verunstalteten Anlagen müssen gereinigt und gestrichen werden, was mit hohem Aufwand und Kosten verbunden sei. Die Mitarbeiter der Stadtwerke seien bestrebt, die Schmierereien wieder zu entfernen, aber leider seien derzeit so viele Stellen betroffen, dass die Reinigungs- und Malerarbeiten einige Zeit in Anspruch nehmen werden. Die Stadtwerke bitten dafür um Verständnis der Bevölkerung.

Zudem gebe es immer wieder Rückschläge, die dieses Vorgehen erschweren. So erklärt Georgi: „Leider haben unsere Reinigungs- und Malerarbeiten nur einen begrenzten Effekt. Wir haben es schon oft erlebt, dass frisch gereinigte oder gemalerte Anlagen in kürzester Zeit erneut beschmiert wurden.“ Das sei sehr ärgerlich und zugleich auch sehr frustrierend für die Mitarbeiter, die diese Arbeiten ausführen.

Auch Oberbürgermeister Octavian Ursu (CDU) hatte die Schmierereien kürzlich mit deutlichen Worten verurteilt. Jetzt stellt sich seine Partei hinter ihn. „Wir müssen diesen Vandalen als Stadt entschieden entgegentreten“, sagt Martin Kulke, Vize-Chef der CDU in der Stadt Görlitz. Durch die zuständigen Polizeibehörden müsse geprüft werden, ob beispielsweise mehr Streifen helfen könnten, um gegen diese Schmierereien und die offensichtliche Zerstörungswut vorzugehen. „Die Verantwortlichen müssen gefunden und zur Rechenschaft gezogen werden“, sagt Kulke.