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Großeinsatz gegen Schrott-Laster in der Oberlausitz

Nicht nur an der Autobahn schauten Polizei und Zoll jetzt genau hin, sondern auch an Bundesstraßen. Hilfe kam zudem aus Tschechien.

Von Matthias Klaus
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Dieser Iveco war deutlich zu schwer unterwegs, ein Fall für Polizei und Zoll.
Dieser Iveco war deutlich zu schwer unterwegs, ein Fall für Polizei und Zoll. © Polizeidirektion Görlitz

Wartung, Fahrbahnsanierung - der Autobahntunnel Königshainer Berge ist noch bis Sonnabendabend Richtung Dresden gesperrt. Mal wieder. Das hat Auswirkungen auf die benachbarten Bundesstraßen, Stau auf der B 115 zum Beispiel. Aber auch die B 6 hat sich inzwischen gerade für Lasterfahrer zu einer beliebten Ausweichstrecke gemausert. Zuweilen kam man sich in den vergangenen Tagen vor wie auf einer Miniausgabe der A 4. Lkw hinter Lkw, überholen kaum möglich. Die meisten Brummis fuhren dann am Abzweig Reichenbach Richtung Westen, zur Autobahn ab.

Mehr Verkehr auf den Bundesstraßen ist die eine Sache. Die andere: Wie und wer kontrolliert, welche Mobile in welchem Zustand über die hiesigen Pisten rollen, durch Orte wie Markersdorf etwa? Auf der Autobahn wird mehr oder weniger regelmäßig nachgeschaut. Ein Beispiel: Am vergangenen Mittwochnachmittag fiel ein überladener Kleintransporter einer Streife des Zolls auf. Sie lotste ihn für eine Kontrolle bei Nieder Seifersdorf von der Autobahn. Über Funk riefen die Zollbeamten auch noch die Autobahnpolizei zu der Kontrolle hinzu. Das Wiegen ergab, dass der Iveco Daily statt der zulässigen 3.500 rund 6.500 Kilogramm an Gütern geladen hatte. Das waren 86 Prozent mehr als erlaubt sind. Damit war die Fahrt für den 51-jährigen polnischen Fahrer zu Ende. Beamte der Autobahnpolizei fertigten eine Anzeige, und der Betroffene musste sich um eine entsprechende Umladung kümmern.

Mit den Rastplätzen an der Autobahn sind solche Aktionen sicherlich mehr oder weniger problemlos möglich. Aber an Bundesstraßen? "Natürlich müssen wir schauen, wo es da geeignete Plätze gibt", sagt Torsten Jahn, Sprecher der Polizeidirektion Görlitz. Denn eine Laster-Kontrolle kann dauern, für einen Sattelzug etwa eine Stunde. "Außerdem müssen wir schauen: Wo kann das Fahrzeug stehenbleiben, wenn Mängel festgestellt wurden?", so Torsten Jahn. Deshalb gibt es abseits der Autobahn bekannte Kontrollstellen. Döbschütz gehört dazu, aber auch die "Kanone" zwischen Markersdorf und Reichenbach an der B 6.

Autobahn und Bundesstraßen im Visier

In den vergangenen Tagen fand nun eine groß angelegte Kontrollaktion statt, sowohl an der Autobahn als auch an den Bundesstraßen. Die Verkehrspolizei war dabei, ebenso Bundespolizei, der Zoll, das Bundesamt für Güterkraftverkehr (BAG) und Polizei der tschechischen Republik aus Usti nad Labem (Aussig).

An vier Tagen wurden insgesamt 72 Fahrzeuge kontrolliert. 41 wurden beanstandet. Gegen die betroffenen Kraftfahrer und teils die verantwortlichen Fahrzeughalter und Unternehmer erstatteten die Beamten 40 Ordnungswidrigkeitsanzeigen, sie erhoben sechs Verwarngelder und leiteten zwei Einziehungsverfahren ein.

Kleintransporter mit sattem Übergewicht

Am ersten Kontrolltag standen die Kleintransporter bis 3,5 Tonnen zulässige Gesamtmasse im Fokus. Schwerpunkte waren dabei die Ladung und die Einhaltung der Genehmigungspflicht. Bei sieben Fahrzeugen stellten die Polizisten ein Übergewicht fest. Der Spitzenreiter war hier eine polnische Fahrzeugkombination, die an Stelle der zulässigen sieben Tonnen über zehn auf die Waage brachte. Überholverbot für Lkw über 3,5 Tonnen auf der Autobahn, zehn Ordnungswidrigkeiten, sieben Überholverbots- und drei Abstandsverstöße - weitere Ergebnisse der Großkontrolle, ebenso wie 40-Tonner auf der Autobahn. Acht wiesen Mängel auf.

Am letzten und vierten Tag der Aktion, am Donnerstag, richteten die Polizisten eine Kontrollstelle an der Bundesstraße 6 in Markersdorf an der "Kanone" ein. Hier überprüften die Beamten insgesamt 25 Fahrzeuge, bei denen acht beanstandet werden mussten.

Auch wenn diese Zahlen ein anderes Bild suggerieren, das Vorurteil, dass aus dem osteuropäischen Ausland vor allem Schrott-Lkw eingesetzt werden, gilt nicht unbedingt. Denn die Fahrzeuge sind größtenteils keine maroden Kisten mehr. Zur Modernisierung der Flotten haben einerseits die teuren Zuschläge bei der Maut in Deutschland für den Schadstoffausstoß veralteter Diesellaster beigetragen. Die wird etwa auch auf der B 6 fällig. Andererseits wollen die ausländischen Fahrer auch nicht riskieren, bei einem technischen Ausfall in einer teuren deutschen LKW-Werkstatt zu landen.

Polen sind Maut-Kilometermeister

Dennoch gibt es sie noch, die "schwarzen Schafe". Überladen, mit mangelhafter Technik unterwegs, deshalb stehen die Großkontrollen an. Polen ist der Kilometermeister in der EU. Jeder siebte Mautkilometer wird von einem polnischen Lkw gefahren. Und Polen rüstet LKW-technisch auf. In diesem Jahr wird nahe der deutsch-polnischen Grenze in Żarska Wieś (Florsdorf) ein Betriebszentrum für LKW eingerichtet. Es bietet neben Servicemöglichkeiten für Spedition und Fahrzeuge auch ein eigenes Hotel und Parkmöglichkeiten. Finanziert wird es von der deutschen Hegelmann-Gruppe aus Baden-Würtemberg. Kosten: bisher rund 22 Millionen Euro.