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Bürgerrat verurteilt „Sperrmüll-Terror“

Dreckecken vor Häusern, Hundekot, Kippen und weitere Unappetitlichkeiten waren beim jüngsten Forum Innenstadt-West Thema - mal wieder.

Von Marc Hörcher
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Bei der Putzaktion im Uferpark mit Stephan Meyer, hat Kurt Bernert nach eigenen Angaben insgesamt 60 Liter Zigarettenkippen am Neißeufer im Bereich des Uferparks und an der Neiße gesammelt.
Bei der Putzaktion im Uferpark mit Stephan Meyer, hat Kurt Bernert nach eigenen Angaben insgesamt 60 Liter Zigarettenkippen am Neißeufer im Bereich des Uferparks und an der Neiße gesammelt. © privat

Kurt Bernert ist regelmäßig erbost, wenn er über den Brautwiesenplatz in Görlitz schlendert. „Es ist eine Schande, wie dieser altehrwürdige Platz vermüllt ist“, sagt der Bürgerrat Innenstadt West bei der jüngsten Versammlung in der Rabryka. Der Platz sei kein Einzelfall. Auch an der Löbauer, Leipziger und Spremberger Straße gebe es regelmäßig Dreckecken. Er will den Stadtteil Innenstadt West jedoch ausdrücklich nicht als „Problemviertel“ verstanden wissen, vielmehr betreffe das Problem der verdreckten Plätze und Bürgersteige die gesamte Stadt.

Warum diese Zustände immer wieder entstehen, kann Bernert nicht nachvollziehen. In anderen Städten schaffen es Bürger und Verwaltung ja schließlich auch, Plätze und Gehwege sauber zu halten, erklärt er - doch in Görlitz sei die Situation „schon krass“. So beobachtet er etwa, wie Raucher ihre Kippen einfach auf den Gehweg schmeißen oder sogar aus ihrer Wohnung aus dem Fenster schnippen.

Seine Bürgerrats-Kollegin Ursula Geßner äußert ebenfalls ihren Unmut. Oft stellen Hausmeister überquellende Tonnen mit lose darin liegendem Plastikmüll an den Straßenrand, berichtet sie. Ein Windstoß kann schnell dafür sorgen, dass der auf die Straße fliegt. Ihr Wunsch ist, dass mehr Bürger generell auf Plastikverpackungen verzichten, wo eben möglich und zum anderen den Plastikmüll vernünftig in Tüten verpacken.

Von „asozialen Dreckssäcken“ spricht Bürgerrat Heinz Conti-Windemuth. Er meint damit aber nicht etwa die Entsorgungsbeutel, sondern die Görlitzer, die ihre Hunde auf die Gehwege koten lassen und das Geschäft der Vierbeiner nicht ordnungsgemäß entsorgen. Seit Jahren ist dieses Problem in der Stadt bekannt.

Manchmal gibt es auch Lichtblicke

Conti-Windemuth hat erst vor etwa einer Woche auf der Rauschwalder Straße beobachtet, wie aus einem Mietshaus „ein Unsympath mit seinem sehr netten Hund“ auf die Straße getreten sei und letzterer dort ausgetreten habe. „Dieser Mist liegt jetzt noch direkt vor dem Haus“, sagt Conti-Windemuth.

Hinsichtlich des Sperrmülls sei das Ordnungsamt immer schnell zur Stelle und entferne beispielsweise gemeldeten Unrat schnell, berichtet Bernert aus eigener Erfahrung. Oft kämen die Behörden aber gar nicht mehr hinterher, denn am nächsten Tag liege dort ein neuer Haufen. „Das ist Terror“, urteilt Conti-Windemuth scharf. Als weiteren Müll-Hotspot nennt Geßner den seit Langem defekten Brunnen auf dem Leipziger Platz.

Neben all dem Unmut gibt es aus Sicht der dreiköpfigen Bürgerrats-Versammlung hin und wieder auch mal Lichtblicke, beispielsweise engagierte Bürger, die freiwillig Dreck von der Straße aufsammeln. Regelmäßig packt der Bürgerrat Innenstadt West selbst bei solchen Aktionen mit an. Die Reaktion von Passanten sei oft positiv, berichtet Bernert - mokiert aber auch: „So etwas kann nicht Aufgabe der Bürger sein.“ Erst Anfang Juli hat er gemeinsam mit Landrat Stephan Meyer an der Neiße im Bereich des Uferparkes sowie an der Altstadtbrücke Zigarettenstummel eingesammelt. Insgesamt 60 Liter landeten dabei im Eimer. Meyer sei „erschüttert“ darüber gewesen, berichtet Bernert.

Neben mehr Wachsamkeit und gegenseitiger Rücksichtnahme der Bürger fehle es vor allem auch an öffentlichen Abfallbehältern, die groß genug sind. „Die, die wir beispielsweise im Bereich Marienplatz und Postplatz haben, sind zu klein und um 14 Uhr schon voll. Dann kommt später noch der Waschbär und räumt es aus“, beklagt Bernert. Verschmutzte Bürgersteige seien ein laufendes Thema bei den monatlichen Sitzungen der Bürgerräte. Man werde nicht müde, die Verwaltung auf die Probleme aufmerksam zu machen und dabei „manchmal bissig zu werden, sollte gar nichts mehr gehen“, so das Fazit von Conti-Windemuth.