Riesa
Merken

Gesundheitsforum in Riesa: Darmkrebs – wie vermeiden und behandeln?

Beim SZ-Gesundheitsforum in Riesa am 13. März 2024 könnten Interessierte von Experten der Elblandkliniken Informationen über Diagnostik und Behandlung von Darmkrebs erhalten.

 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
In der Elblandklinik in Riesa findet am 13. März ein Gesundheitsforum zum Thema Darmkrebs statt.
In der Elblandklinik in Riesa findet am 13. März ein Gesundheitsforum zum Thema Darmkrebs statt. © Andreas Weihs

Riesa. Darmkrebs entsteht nicht von heute auf morgen. Im Schnitt können bis zu zehn Jahre vergehen, bevor sich aus einem Polypen ein bösartiger Tumor entwickelt. Mehr bewegen, weniger und vor allem gesünder essen, weniger Alkohol und nicht rauchen – die guten Vorsätze des neuen Jahres sind oft schnell vergessen. Schnell gehören wieder reichhaltige Mahlzeiten und das ein oder andere Glas an Wein zum üblichen Tagesablauf. Die Quittung für den ungesunden Lebenswandel kommt erst viel später.

Professor Dr. med. Oliver Stöltzing ist Chefarzt des Zentrums für Allgemein- und Viszeralchirurgie und Leiter des Darmkrebszentrums am Elblandklinikum Riesa. Professor Dr. Jörg Schubert ist Chefarzt der Klinik für Innere Medizin II Hämatologie, Onkologie, Gastroenterologie und Palliativmedizin am Elblandklinikum Riesa. Beide Experten werden zum Gesundheitsforum Informationen über neueste Diagnostik- und Behandlungsmethoden geben und Fragen beantworten.

Mangelnde Bewegung führt zu 10 Prozent aller Darmkrebserkrankungen

Herr Professor Schubert, ist der persönliche Lebensstil das entscheidende Kriterium, auf welches es bei der Ausprägung von Darmkrebs ankommt, oder spielen noch weitere Faktoren eine Rolle?

Ein ungesunder Lebensstil ist zunächst ein deutlich sichtbarer Faktor für die Entstehung von Darmkrebs. Hier muss hervorgehoben werden, dass es sich um einen Faktor handelt, den wir alle reduzieren oder vermeiden können. So zählt heute allein mangelnde Bewegung als Grund für die Entstehung von bis zu 10 Prozent aller Darmkrebserkrankungen.

Dazu steigt das Risiko, Darmkrebs zu entwickeln, bei Individuen auch mit ungesunder Ernährungsweise signifikant an. So gibt es beispielsweise klare Hinweise, dass regelmäßig konsumierte gesüßte Getränke das Risiko für die Entstehung von Darmkrebs deutlich erhöhen. Dazu gibt es natürlich auch andere Faktoren, wie insbesondere Umweltfaktoren und die individuelle Genetik, die jeder von uns mit in die Wiege gelegt bekommen hat. Diese können wir nach heutigem Stand der Kenntnis nicht einfach auswechseln.

Jedoch gibt es auch hier Hinweise, dass selbst bei vorliegendem hohen genetischen Risiko die Entstehung der Erkrankung durch körperliches Training deutlich hinausgezögert werden kann. Ebenso kann eine adäquat durchgeführte Screening-Untersuchung durch die Erkennung und Entfernung von Polypen im Darm, die sich bereits auf dem Weg zur Krebserkrankung befinden, das Auftreten manifester Krebserkrankungen deutlich reduzieren.

Prof. Oliver Stöltzing ist Chefarzt des Zentrums für Allgemein-
und Viszeralchirurgie und Leiter des Darmkrebszentrums am Elblandklinikum Riesa.
Prof. Oliver Stöltzing ist Chefarzt des Zentrums für Allgemein- und Viszeralchirurgie und Leiter des Darmkrebszentrums am Elblandklinikum Riesa. © Claudia Hübschmann
Professor Dr. Jörg Schubert ist Chefarzt der Klinik für Innere Medizin II Hämatologie, Onkologie, Gastroenterologie und Palliativmedizin am Elblandklinikum Riesa.
Professor Dr. Jörg Schubert ist Chefarzt der Klinik für Innere Medizin II Hämatologie, Onkologie, Gastroenterologie und Palliativmedizin am Elblandklinikum Riesa. © Elblandklinik

"Wir haben die starren Konzepte von damals verlassen"

Herr Professor Stöltzing, personalisierte bzw. individualisierte Krebstherapie klingt wie ein alles versprechendes Zauberwort. Was steckt dahinter und wo liegt der Nutzen für den Patienten?

Vor gar nicht allzu langer Zeit konnte man die Konzepte zur Krebstherapie ziemlich passend mit dem Sprichwort „Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel“ beschreiben. Der Chirurg operierte, was zu operieren ging, und der Onkologe gab die Standard-Chemotherapie, wenn man nicht mehr operieren konnte. Somit hat es schon etwas mit „Zauber“ zu tun, wenn wir heutzutage über die modernen Behandlungskonzepte sprechen, die vor einigen Jahren noch völlig undenkbar schienen.

Der medizinische Werkzeugkasten hat sich aufgrund intensiver Erforschung der Komplexität von Tumoren weit über den einzelnen Hammer hinaus entwickelt. Wir haben ein deutlich besseres Verständnis der Tumorbiologie erlangt und wissen, dass zum Beispiel nicht jeder Darmkrebs gleich ist. Dort setzt das Konzept der individuellen Therapie an. Wir haben die starren und eingeschränkten Konzepte von damals verlassen. Es gibt viele neue Optionen, die zu einer Verbesserung der Therapieerfolge führen. Sowohl die Chirurgie als auch die onkologische Therapie berücksichtigen diese neuen Erkenntnisse.

So beinhaltet letztere nicht nur moderne Chemotherapie-Substanzen, sondern auch molekulare Therapeutika, oder gar eine Immuntherapie. Auch die Behandlungssequenzen, also die Abfolge der verschiedenen Therapien, sehen für jeden Patienten anders aus: Mal wird mit der Chemo-/Immuntherapie begonnen und ein anderes Mal mit der Strahlentherapie, ehe eine Operation erfolgt. Die Festlegung der optimalen Therapie und Sequenz für jeden Patienten findet regelmäßig in einer gemeinsamen Tumorkonferenz statt. Die interdisziplinäre Rücksprache mit den Kolleginnen und Kollegen trägt dazu bei, für jeden einzelnen Patienten die beste Aussicht auf Heilung und Überleben zu ermöglichen.

Die Fragen stellte Kristin Koschnick.

Das SZ-Gesundheitsforum „Darmkrebs – wie vermeiden und individualisiert behandeln?“ findet am 13. März 2024, 18 Uhr, im Elblandklinikum Riesa, Weinbergstraße 8, 01589 Riesa, Raum Physiotherapie, Ebene 7, statt. Der Eintritt ist frei. Aufgrund des begrenzten Platzes wird um telefonische Anmeldung unter 03521 41045520 oder 0351 833893833 gebeten.