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"Ich verzweifle nicht"

Großmagier Milko Bräuer hoffte, dass durch Corona verschobene Termine stattfinden können. Doch nun macht er weiter mit Videos über Herrn Drossie.

Von Kathrin Krüger
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Zauberer Milko Bräuer bei Filmaufnahmen in seinem Studio in Großenhain. Liveauftritte hat er durch die Pandemie so gut wie gar nicht mehr.
Zauberer Milko Bräuer bei Filmaufnahmen in seinem Studio in Großenhain. Liveauftritte hat er durch die Pandemie so gut wie gar nicht mehr. © Norbert Millauer

Großenhain. Magic Hellorder alias Milko Bräuer hat sein Büro in der Schulstraße gerade auf Vordermann gebracht. "Das Laminat war schon abgewetzt", sagt der Künstler, der durch Corona quasi nicht mehr auftreten kann. Und der sich jetzt irgendwie sinnvoll beschäftigen muss. Er hat auch seine Probehalle zum Videostudio umgebaut und den Flur erneuert. Auch seine Tontechnik brachte der Großenhainer voran.

"Was soll ich machen – alle bereits verschobenen Weihnachtsfeiern wurden innerhalb von neun Tagen komplett abgesagt." Magier Hellorder macht keinen Hehl daraus, dass er die Situation der Künstler ganz und gar nicht zauberhaft findet. Und dagegen auch so gut wie nichts aus dem Hut holen kann. Milko Bräuer wendet sich daher auch öffentlich gegen die einseitige Beschränkung der Kultur. Er sagt "Ich verzweifle nicht". Aber er hat starke Bedenken um die Zukunft seiner Zunft und der vielen Mitwirkenden im Hintergrund.

Dieses Häschen hat sich der Künstler aus Amerika kommen lassen. Es tritt in seiner nächsten Close-up-Show auf.
Dieses Häschen hat sich der Künstler aus Amerika kommen lassen. Es tritt in seiner nächsten Close-up-Show auf. © Norbert Millauer

Milko Bräuer hat in seinem Leben schon verschiedene rabiate Änderungen bewältigen müssen. Sagt's und zieht eine Schublade in seiner Schrankwand auf. Das ist das Fach der ungelegten Eier – der Ideen, die noch nicht umgesetzt sind. Kreativität helfe am besten, nicht die Fassung zu verlieren. Wenn er daran denkt, dass er im Dezember noch bis zuletzt für eine große Show geübt hat, die dann doch abgesagt wurde, kann er sich nur in neue Ideen stürzen. Ihm hilft ein weißer Hase namens Bunny aus Amerika dabei.

"Ich entwickle gerade eine neue heitere Show mit mir als Bauchredner", erzählt der Großenhainer amüsiert. Die Nummer habe er schon lange daliegen, nun setze er sie um. Ja, wenn er sich damit beschäftigt, ist das wie eine Flucht in eine andere Welt. Eine Welt der Kunst, in die er dann versinkt. Und mit einer auftrittsreifen Show wieder auftaucht. "Wir Künstler müssen in unsere Kreativität investieren, aber ich habe keine Lust mehr auf dieses Hin und Her, ob es sich lohnt oder nicht, ob etwas stattfinden kann oder nicht", empört sich Milko Bräuer. Er hat offenbar den Glauben an die Sinnhaftigkeit der Coronabeschränkungen verloren.

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Satirisch-ironisch setzt er deshalb auch seine Kurzvideos zu Herrn Drossie mit der Einstein-Perücke fort. Im Frühjahr 2021 hatte er zwei Folgen für Youtube produziert und damit sogar internationale Resonanz erhalten. "Die Filme hatten auch Zugriffe in den USA, China und Singapur", ist Milko Bräuer hocherfreut.

Bräuer spielt den Drossie als Erfinder eines magischen Virus, und er zaubert dabei. In der dritten Folge, die in etwa 14 Tagen online gehen soll, setzt sich der Künstler mit dem Impfen auseinander. "Humorvoll und hintergründig zeige ich, dass es Herr Drossie nicht unter Kontrolle bekommt", schmunzelt der Magier. Das nächste Video ist dann dem Zahlungsmittel Bitcoin gewidmet.

Für das Filmen hat er drei Kameras, sieben verschiedene Leinwände, einen neuen Computer und viel Technik drumherum angeschafft. In Bild- und Soundbearbeitung machte sich der vielseitige Künstler selbst fit. Als Multitalent bewerkstelligt er seine professionellen Aufnahmen weitgehend allein. "Müsste ich für die Technik oder das Marketing noch jemanden bezahlen, würde das gar nicht gehen", sagt Milko Bräuer.

Er hat die Neustarthilfe Kultur zweimal bekommen. Und die Mieteinnahmen muss er in die Renovierung seine Immobilien reinstecken. "Für die Lebenshaltungskosten reicht es derzeit nicht", so der Unternehmer. Als Firmeninhaber könne er nicht einfach irgendwo einen Job annehmen. Doch sollte es zu Jahresende 2022 mit der Situation der Künstler nicht besser geworden sein, müsse er sich seine berufliche Perspektive wirklich überlegen, so der Illusionskünstler.

Almosen vom Staat will er nicht haben. Er will tätig sein. So freute er sich über einen Auftrag vom Künstlerdienst Leipzig. "Ich habe da einen Film produziert, der erzählt, wie ich mich als Künstler präsentiere", sagt Milko Bräuer. Zu sehen ist das kurzweilige Video auch auf der Internetseite von Milko Bräuers Pfannkuchentheater.