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Großenhainer Schlossbrücke: Jeder Stein wird gezählt

Die Sanierung der Schlossbrücke Großenhain läuft nach einer Pause wieder an. Im ersten Bauabschnitt spricht man von einem Hosenträger, im zweiten geht es auch um ein Steinkataster.

Von Kathrin Krüger
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Thomas Röthig vom Bauamt der Stadtverwaltung schaut sich die Rundbögen der Schlossbrücke von unten an.
Thomas Röthig vom Bauamt der Stadtverwaltung schaut sich die Rundbögen der Schlossbrücke von unten an. © Daniel Schäfer

Großenhain. Die Bauleute von der Firma Uwe Riße Hoch- und Tiefbau aus Klipphausen sind ans Kulturschloss zurückgekehrt. Die im November gestartete Sanierung der historischen Schlossbrücke von 1540 wird seit dieser Woche fortgesetzt.

Um zu verstehen, wie das bröckelnde Bauwerk gerade abgedichtet und gesichert wird, spricht Thomas Röthig aus der Stadtverwaltung von einem Hosenträger: Wie zusätzlich zum Gürtel bei einer Hose wird die Brücke mit zwei Lagen gegen eindringendes Niederschlagswasser gesichert - zum einen mit einer mineralischen Dichtungsschicht mit Bitumen-Bahnen obendrüber, drei Millimeter stark. Und zum anderen mit einer Stahlbetonplatte. Doppelter Halt für das von Witterungseinflüssen angegriffene Bauwerk also.

Die Sicherheitsrisiken der Steinbogenbrücke waren 2020 bei einer Brückenprüfung festgestellt worden. Daraufhin musste sich die Stadt um Fördermittel für eine Sanierung bemühen. Eine Planung der Dresdner Brückenspezialisten DLS Ingenieure ergab eine Kalkulation von 650.000 Euro. Den ersten Bauabschnitt gewannen die Klipphausener mit einer Auftragssumme von knapp 300.000 Euro. Sie haben seit November das Bauwerk abgestützt.

Nun kommen nach der Abdichtung der Gewölbe von oben die Eisenflechter, die die Stahlbewährung einbauen. Im Mai rechnet Thomas Röthig mit der Betonpumpe. Anfang Februar war mittels Bohrpfählen, die zehn Meter in den Fels unterm Schloss gingen, die Stabilisierung der mittelalterlichen Bausubstanz vorbereitet worden.

Die Brückenbogen werden für die Abdichtung vorbereitet.
Die Brückenbogen werden für die Abdichtung vorbereitet. © Daniel Schäfer
Für die Sanierung wurden die Wegweiser am Schloss erst mal gesichert.
Für die Sanierung wurden die Wegweiser am Schloss erst mal gesichert. © Daniel Schäfer
Die Rundbögen stützen die Schlossbrücke. Derzeit sind sie mit Holzbalken gesichert.
Die Rundbögen stützen die Schlossbrücke. Derzeit sind sie mit Holzbalken gesichert. © Daniel Schäfer

Fast wie bei der Dresdner Frauenkirche

"Wir haben es hier mit sehr rauem Mauerwerk zu tun", so Thomas Röthig. Es hätte sich ergeben, dass mehr Ausgleichsmasse zum Einebnen benötigt wurde. 6.000 Euro Nachtrag seien aber zu verschmerzen. Die Rundbogen selbst sind als statisches System unverwüstlich, so der Bauingenieur aus dem Rathaus. Da wussten unsere Altvorderen schon, was sie tun. Nun soll erreicht werden, dass die neue innenliegende Stahlkonstruktion die Verkehrslasten und ihr Eigengewicht aufnimmt, sodass die Bögen aus Naturstein und Ziegeln im Wesentlichen nur das eigene Gewicht zu tragen haben.

Die Planer bereiten jetzt schon die zweite Bauphase vor, die sich voraussichtlich im August gleich an die erste anschließen soll und bis Jahresende geht. Dieser zweite Teil wird wieder öffentlich ausgeschrieben und vom Stadtrat vergeben. Thomas Röthig steht mittlerweile unter den Rundbögen im Schlossgraben und zeigt auf das Ziegel- und Natursteinmauerwerk. "Hier muss nachverfugt und saniert werden", sagt er und macht eine Ansage, die aufhorchen lässt: Es wird ein Steinkataster erstellt, das den Zustand jedes einzelnen Steins feststellt. Fast wie bei der Dresdner Frauenkirche, denkt man.

Dabei hat sich aber keiner hingestellt und gezählt. Mit modernster Technik werde der Bestand durch ein Vermessungsbüro aus Strehla fotodokumentarisch erfasst, erklärt Thomas Röthig. Bis zum Jahresende soll die Sanierung des Bogenmauerwerks abgeschlossen sein.

Bis dahin kommen auch die Pflastersteine wieder auf die Überbrückung zum Schloss, die jetzt freigelegt ist. Sie befinden sich derzeit im Schlossgraben, der natürlich abgesperrt ist. Dort, wo der Schlossgraben aber zugänglich ist, hat der Stadtbauhof sogar die Beete bepflanzt. Damit ein Teil des Geländes tatsächlich zum Verweilen einlädt.