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Wenn Michael Kretschmer im Großenhainer Polizeirevier vorstellig wird

Sachsens Ministerpräsident besuchte am Donnerstag das kleinste Revier seiner Art im Freistaat. Und bekommt eine Ahnung davon, was dessen große Stärken sind.

Von Catharina Karlshaus
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Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer  besuchte zusammen mit Meißens Landrat Ralf Hänsel das kleinste sächsische Polizeirevier in Großenhain. Für Revierleiterin Sandra Geithner nach eigenem Bekunden eine große Wertschätzung der Arbeit aller.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer besuchte zusammen mit Meißens Landrat Ralf Hänsel das kleinste sächsische Polizeirevier in Großenhain. Für Revierleiterin Sandra Geithner nach eigenem Bekunden eine große Wertschätzung der Arbeit aller. © Matthias Schumann

Großenhain. Dieser Termin war sicherlich rot im Kalender angestrichen. Denn nicht an jedem Tag im Jahr kommt schließlich jener Mann zu Besuch, der 24 Stunden zuvor noch mit Bundeskanzler Olaf Scholz bei der Ministerpräsidentenkonferenz in Berlin zusammengetroffen war. Nein, im Großenhainer Polizeirevier war deshalb alles vorbereitet: Kaffee, belegte Brötchen und selbst gebackener Kuchen warteten ebenso wie ein Dutzend der insgesamt 58 Polizisten und fünf Beschäftigte auf Sachsens Ministerpräsidenten.

Allerdings: Bevor Michael Kretschmer überhaupt das kleinste Revier des Freistaates in Augenschein nehmen konnte, mussten die Beamten das tun, was sie im Fall der Fälle von Berufs wegen nun mal professionell machen müssen. "In unserer Zentrale ging am Morgen ein Notruf ein, indem ein Mann einen Einbruch in ein Einfamilienhaus meldete und bekundete, er habe den Täter auf frischer Tat im verschlossenen Zimmer festgesetzt", wusste Sandra Geithner wenig später zu berichten.

Gute Organisation und schnelle Entscheidungen

Großenhains Revierchefin hatte gemeinsam mit ihren Kollegen Anfang November im strömenden Regen und bei orkanartigem Herbststurm polizeilich eine Veranstaltung in der Röderstadt abgesichert, bei welcher der CDU-Politiker ebenfalls anwesend gewesen sei. Interessiert hätte sich Michael Kretschmer später noch mit den bis nach 23 Uhr anwesenden Beamten unterhalten, sie habe ihn daraufhin kurzerhand in das Revier am Hauptmarkt eingeladen und – er habe tatsächlich sofort zugesagt.

Gemeinsam mit Polizeipräsident Lutz Rodig, Meißens Landrat Ralf Hänsel und Großenhains Oberbürgermeister Sven Mißbach also pünktlich im Anmarsch, verpasste der Ministerpräsident jedoch, was das Revier seiner Wahl auch sonst ausmacht: gute Organisation und schnelle Entscheidungen. "Da wir nicht wussten, was uns im betreffenden Einfamilienhaus wirklich erwartet, haben wir verfügbare Kräfte sowie einen Bürgerpolizisten zusammengezogen und sind zum Einsatzort gefahren", berichtete Sandra Geithner. Dort angekommen, habe sich herausgestellt, dass die Darstellung des Anrufers nicht mit der wirklichen Sachlage übereinstimmte. Die Beamten hätten wieder abrücken und sich nahezu pünktlich zum Austausch mit ihrem besonderen Gast einfinden können.

Hunderte Jahre geballte Berufserfahrung am Tisch

Einer, den genau diese praktische Arbeit im Revierbereich interessierte. Denn zwar sei dieser – auf gut 453 Quadratkilometern werfen die Beamten nicht nur in Großenhain, sondern auch Priestewitz, Ebersbach, Thiendorf, Lampertswalde und Schönfeld ihr wachsames Auge – weit davon entfernt, ein sogenanntes kriminelles Pflaster zu sein. "Aber es lässt sich trotzdem nicht von der Hand weisen, dass wir neben der Beschädigung von öffentlichen Plätzen und Einrichtungen auch mit der stetigen Zunahme von Betrugsdelikten, Beleidigungen und Vandalismus massive Probleme zu bewältigen haben", gab Sandra Geithner zu bedenken.

Und während ihre Mitarbeiter wortreich nicht nur ihre Tätigkeit im Revier beschreiben, die geballte Kraft von Hunderten Jahren gemeinsamer Berufserfahrung in angenehmer Großenhainer Atmosphäre zum Tragen kommt, erfährt schließlich auch Sachsens Ministerpräsident, was gerade alle unter den Nägeln brennt. Seit einiger Zeit würden auf den Parkplätzen der Innenstadt – vor allem auf dem Topfmarkt, der Beethovenallee und dem Gerberdamm – Autos massiv beschädigt. Allein am vergangenen Wochenende waren gleich elf Fahrzeuge demoliert worden.

Ermittlungen zu beschädigten Autos laufen

Nicht nur der Autofahrer in Michael Kretschmer zeigt spontan sichtlich Interesse, sondern auch und erst recht der Landespolitiker. Ebenso wie bei den Themen Vandalismus und Bedrohung beziehungsweise Beleidigung von Polizei, Hilfskräften oder Politikern seien bei diesem Thema Aufklärung und Ahndung oberstes Gebot, lässt er wissen. Wo immer es möglich sei, müssten Angriffe auf die Gesellschaft mit ganz großer Konsequenz bestraft werden.

Dass die Großenhainer Polizei ihre Streifentätigkeit intensivieren sowie verstärken werde und bereits aktiv in die Ermittlung in Sachen vierrädriger Untersatz eingestiegen sei, macht hingegen Sandra Geithner deutlich. Die Volksseele wäre zu Recht in Aufruhr und die Beunruhigung gegenwärtig zum Greifen nah. "Sollte es notwendig sein, werden wir Großenhain bei der Aufklärung selbstverständlich mit zusätzlichen Kräften und Spezialisten unterstützen", versprach Lutz Rodig.

Denn auch in der Röderstadt – die im Gegensatz zu Radebeul wenigstens ein eigenes Revier habe – sei zuweilen spürbar, dass in manchen Bereichen mehr Personal durchaus von Vorteil wäre. "Ich kann Ihnen versichern, dass die Zuschnitte im Landkreis so erhalten werden und die jetzige Struktur bestehen bleibt. Wenn wir Sicherheit wollen, benötigen wir die entsprechende Anzahl an Beamten und Bürgerpolizisten", betonte Michael Kretschmer. In der kommenden Legislatur wolle man deshalb weitere Kräfte einstellen.

Gespräch mit Stadträten zu Industriegebiet Flugplatz

Ob es Großenhains Polizisten tatsächlich gelingt, bald die Zerstörer von Autoscheiben und Spiegeln dingfest zu machen, kann Sachsens Ministerpräsident möglicherweise schon bei seiner nächsten Stippvisite in der Röderstadt in Erfahrung bringen. Anfang April werde er sich wie vereinbart, so im Gespräch mit Sächsische.de, mit den Stadträten treffen. Thema werde die Entwicklung des Industriegebietes auf dem Flugplatz sein. "Uns ist allen bewusst, dass wir die einmalige Chance auf eine große Ansiedlung haben. Ein Prozess, den wir gemeinsam mit der Stadt, dem Landkreis und allen Beteiligten vorantreiben wollen", erklärte Michael Kretschmer.

Bei einer Ansiedlung spiele der Ausbau der nahe gelegenen Infrastruktur mit Straßen, Schulen, Kindertagesstätten, Einkaufsmöglichkeiten und vielem anderem mehr erfahrungsgemäß eine große Rolle. Dass es dafür auch ein Polizeirevier mit engagierten Mitstreitern braucht – und wenn es nur ein vergleichsweise kleines ist – durfte Michael Kretschmer am Donnerstag in Großenhain erleben.