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Wenn Dorfprobleme in der Küche besprochen werden

Auch die Ortschaftsräte werden am 9. Juni in Großenhain neu gewählt. Sie leisten Basisarbeit. In Bauda ist ein Ehepaar aktiv. Und es gibt eine Dopplung.

Von Kathrin Krüger
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Andrea und Lars Dronigke arbeiten als Ehepaar gemeinsam im Ortschaftsrat Bauda. Das gibt es in der Stadt sonst nicht noch einmal.
Andrea und Lars Dronigke arbeiten als Ehepaar gemeinsam im Ortschaftsrat Bauda. Das gibt es in der Stadt sonst nicht noch einmal. © Kathrin Krüger

Großenhain. Am Sonntag, 9. Juni, finden in Sachsen wieder Kommunalwahlen statt. Nicht nur der Stadtrat wird neu gewählt, sondern auch die Ortschaftsräte. Sie sind direkt an den Bürgern dran, nehmen Hinweise auf und können vieles rasch klären. Doch finden sich überall wieder genug Kandidaten für die Räte? Immerhin bestehen die regelmäßig arbeitenden Gremien aus drei bis sechs Leuten, je nach Einwohnerzahl. Über 50 Ortschaftsratsmitglieder müssen im Stadtgebiet für fünf Jahre neu gewählt werden. Sie bestimmen im Nachgang intern ihren Ortsvorsteher.

In Wildenhain wird es voraussichtlich keine Veränderungen geben, so Mirko Neitzel. Alle fünf Mitglieder treten wieder an. Seit 2009 ist Neitzel im Ortschaftsrat, er ist jetzt in seiner dritten Wahlperiode. "Die geplante Ortsumgehung war in den letzten Jahren unser Hauptthema", so der Wildenhainer. Auch der Radweg nach Großenhain wurde in so mancher Sitzung besprochen.

Unklar ist noch die mögliche Zusammensetzung des künftigen Ortschaftsrates in Zabeltitz. Ortsvorsteher Marek Börner verweist auf die nächste Sitzung. Am 11. März werden sich auch die Kandidaten für das Gremium in Strauch finden. "Bis dahin sollten sich alle Gedanken machen", sagt der stellvertretende Ortsvorsteher Jens Haupt (AfD), der gleichzeitig auch Stadtrat ist. Seiner Kenntnis nach wollen sich jetzt zwei Frauen für das bisher ausschließlich männlich besetzte Gremium aufstellen lassen. Das sei gut, damit auch eine andere Sicht auf Dinge einfließen kann, findet der Straucher.

"Zu Sitzungen kommen immer die gleichen Bürger, aber manche bringen ihr Anliegen auch zu uns nach Hause", so Jens Haupt. Wichtige Themen waren in letzter Zeit die ältesten Straßenlampen der Stadt, die auf der Straße Am Anger gleichzeitig mit dem Regenwasserkanal dringend erneuert werden müssen. Auch um das ehemalige Bürgermeisterhaus bemüht sich der Rat. "Wir wollen verhindern, dass das Wohnhaus von der Stadt verkauft wird", sagt Jens Haupt. Eine weitere brisante Immobilie sei der ehemalige Konsum.

Einzige Ortsvorsteherin von Großenhain ist in Colmnitz Annekathrin Bach. Ihre ehrenamtlichen Kollegen wollen sich alle wieder zur Wahl stellen, sagt sie. Auch in diesem Ortsteil beschäftigt eine Immobilie die Gemüter: das Dorfgemeinschaftshaus. Die Unterhaltung der Gräben und wer dafür verantwortlich ist, wird im Ortschaftsrat auch immer wieder thematisiert. Und die kaputten Feldwege.

In Folbern müssen neue Kandidaten für den Ortschaftsrat gefunden werden. Zwei wollen weitermachen, zwei nach SZ-Informationen wohl aufhören, u.a. wegen Wegzug. "Hier wurde viel erreicht", sagt die ehemalige Folberner Bürgermeisterin Hannelore Sommer, deren Sohn jetzt Ortsvorsteher ist. Der Dorfanger wurde verändert. Und es gibt jetzt einen regelmäßigen Stammtisch. Seit vorigem Jahr treffen sich jeden Monat Jung und Alt im ehemaligen Kindergarten zum Quatschen und Spielen, zum Beispiel Skat oder Tischtennis. Das sei eine gute Möglichkeit, um Dorfinteressen zu besprechen.

In Bauda passiert das manchmal sogar am Küchentisch von Familie Dronigke. Im Ortschaftsrat sind sowohl Lars Dronigke als Ortsvorsteher als auch seine Frau Andrea. "Ich bin auch der einzige Ortsvorsteher, der in den Großenhainer Stadtrat gewählt worden ist", sagt der Baudaer stolz. Drei von sechs Mitgliedern der Freien Wähler wollen sich wieder aufstellen lassen, einer hört altersbedingt auf, bei zweien ist es in der Schwebe, sagt Lars Dronigke. Drei Ersatzkandidaten wurden von ihm angesprochen. Deshalb gibt es am 27. Februar eine öffentliche Versammlung.

Für den Ortsvorsteher sind seine Ehrenämter in den Räten ein "Sturm der Verantwortung". Aber es mache auch Spaß. "Ich setze mich ein aus Demut", so der gebürtige Baudaer, "um im Ort und in der Stadt voranzukommen." So eine Einstellung braucht ein Ortschaftsrat. Diese Arbeit sei nicht monetär zu erfassen. Aber sie hole die Leute ab, die sich gehört und wertgeschätzt fühlen.

Andrea Dronigke macht das auf ihre Weise in der Gruppe der Kreativfrauen im "Kabinett". Zu bestimmten Anlässen wird dort gebastelt und geredet. Da ploppt auch auf, was die Baudaer bewegt und was der Ortschaftsrat aufgreifen könnte. "Manchmal muss man den Emotionen auch einfach den Wind aus den Segeln nehmen", wissen die Dronigkes und wollen gemeinsam weiter für 160 Haushalte zuständig sein. Mit Unbefangenheit und Optimismus. Auch wenn nicht gleich alle Träume wie mit dem Naturbad aufgehen.

  • Wahlvorschläge auch für die Ortschaftsräte müssen bis 4. April, 18 Uhr, bei der zuständigen Gemeinde eingereicht werden.
  • Versammlung zur Aufstellung der Bewerber für den Ortschaftsrat Bauda durch die Freien Wähler, 27. Februar, 19 Uhr, im Kabinett
  • 12. März, 19 Uhr, Ortschaftsrat Wildenhain in der Kirchenscheune
  • 14. März, 19 Uhr, Ortschaftsrat Görzig im Mehrzweckgebäude
  • 19. März, 19.30 Uhr, Ortschaftsrat Walda-Kleinthiemig in der Feuerwehr
  • 28. März, 19.30 Uhr, Ortschaftsrat Weßnitz-Rostig, Gaststätte Weßnitz