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"Klappe, die 67.": Radeburger Faschingsfans auf Hochtouren

Am 11. Februar zieht Sachsens größter Straßenkarneval mit 70 Bildern durch Radeburg. In vielen Scheunen und Werkstätten entsteht Erstaunliches.

Von Kathrin Krüger
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Philipp Schilling, Stephan Wagner und Toni Drobisch (v.l.) von den Ebersbacher Faschingsfreunden beim Wagenbau für den Radeburger Umzug.
Philipp Schilling, Stephan Wagner und Toni Drobisch (v.l.) von den Ebersbacher Faschingsfreunden beim Wagenbau für den Radeburger Umzug. © Kristin Richter

Ebersbach/Radeburg/Region. Aus einem Fass ist in der Werkstatt der Tischlerei Richter in Ebersbach eine große Kanne geworden. Mit Goldpapier umwickelt, wird sie zum Faschingsumzug in Radeburg zum Tummelplatz für einen Geist. "Klappe zu! Dschinni verzaubert Rabu" heißt das Bild der Gruppe um Toni Drobisch und Felix Richter. Die 13 jungen Männer, fast alle Familienväter in ihren 30ern, sind schon etliche Jahre in Radeburg dabei. Ihr Goldfass steht auf einem drehbaren Gestell. Und als Aladine wird die Laufgruppe auf fliegenden Teppichen schweben - man darf gespannt sein. Das Motto der 67. Saison des Radeburger Carnevalclubs lautet diesmal "Filmreif Rabu - Klappe, die 67."

Es ist die Lust am Bauen und die Vorfreude auf jubelnde Zuschauer am Straßenrand, die die Ebersbacher seit November fast jeden Sonnabend und auch mittwochs in die Werkstätten treiben. Auch in der Zimmerei Drobisch entstehen Elemente des Umzugsbildes mit einem großen Sultanspalast. Welche Filmvorlage die Ebersbacher gewählt haben, dürfte klar sein. "Nach zwei, drei Bier hatten wir unsere Ideen, und nun wissen wir, wie wir's umsetzen", sagt Toni Drobisch. Die Jungs haben ihren Fundus angeschaut, um Elemente früherer Umzugsbilder wiederzuverwenden. Denn Materialkosten sind nicht zu unterschätzen.

Ab 1981 war es die Vätergeneration, die jedes Jahr in Radeburg ein Umzugsbild gestaltete. Roland Drobisch und Peter Richter gaben nicht nur ihren Enthusiasmus an die Jugend weiter, sondern stehen noch immer mit Rat und Tat und Technik zur Seite. Denn es muss gemalert und geschraubt, geschweißt und geklebt werden. "Viele Ideen entstehen noch beim Bauen, aber wir liegen gut in der Zeit", ist sich Toni Drobisch sicher. Als Kinder standen er, die Brüder Felix und Philipp Richter oder auch Robert Tronicke als Zuschauer in Radeburg am Straßenrand. Nun wollen sie selber Freude bereiten.

Musik, Glühwein und eine rotierende Diskokugel

Das geht auch der Gruppe um Michael Mösch aus Radeburg so. "Aber die Ebersbacher haben uns die Farbe weggeschnappt, die der 'Hirsch' verschenkt hat", sagt der Physiotherapeut hintersinnig. Er stellt seine Bauhalle in der Würschnitzer Straße für die Umzugsvorbereitung zur Verfügung. "The six sense" bauen die erfolgreichen Röderstädter nach. Es soll eine Oscarverleihung der besonderen Art darstellen. Dreimal hintereinander hatte die Gruppe den ersten Platz in der Jurywertung.

"Wie müssen niemandem mehr etwas beweisen - außer uns selbst", meint Marcel Krause, der Mann für die Ideenfindung. Damit hätte sich die Gruppe diesmal doch aber schwergetan. Ein erster Gedanke, das "Schweigen der Lämmer" darzustellen, wurde wieder verworfen. War vielleicht zu politisch. Doch was Einfaches kommt bei der Mösch-Gruppe nicht infrage. Nun drängt die Zeit.

Marcel, Bianca, Erik, Eric, Detlef, Sinja und Michael (v.l.) beim Malern und Tüfteln. "Die Ost Car Verleihung" heißt das Bild der Umzugsgruppe Mösch.
Marcel, Bianca, Erik, Eric, Detlef, Sinja und Michael (v.l.) beim Malern und Tüfteln. "Die Ost Car Verleihung" heißt das Bild der Umzugsgruppe Mösch. © Kristin Richter

Bei Musik und Glühwein und rotierender Diskokugel bauen die Radeburger zielgerichtet und fokussiert. Alles ist Handarbeit - so ihr Ziel. Jeder hat seine Aufgabe, jeder sein Spezialgebiet: Der eine die Lichttechnik, der andere die Aufbauten etc. Auch Kinder springen in der Halle herum, RCC-Präsident Kai Drabe besucht mit seiner Familie seine frühere Umzugsgruppe. "Jeden Tag ist jemand hier in der Halle und macht was fertig", beschreibt Michael Mösch den freiwilligen Einsatz der Leute, die ein Vierteljahr intensiv zusammenarbeiten. Man verlässt sich aufeinander. Schließlich hat jeder auch 90 Euro und einiges an Getränken beigesteuert.

Das Erfolgsgeheimnis dieser Gruppe ist also nicht nur ihre Kreativität, sondern auch ihr Fleiß. Mancher nehme sich sogar Arbeit mit nach Hause, heißt es. Am Sonnabend vorm Umzug treffen sich alle nach dem Bauen im "Deutschen Haus" zum Abendessen. Was dann nicht fertig ist, muss am Sonntagvormittag noch schnell nachgeholt werden.

  • Ab 5. bis 13. Februar kommt es durch den Aufbau und Betrieb des Karneval-Festzeltes auf dem Markt zu Beeinträchtigungen im Straßenverkehr. Die Stadtzentrum-Durchfahrt Heinrich-Zille-Straße/Großenhainer Straße wird in Höhe Markt voll gesperrt. Für den überörtlichen Verkehr wird eine Umleitung ausgewiesen. Weiterhin wird der Markt voll gesperrt.
  • Zum Karnevalsumzug am 11. Februar kommt es ab circa 10 Uhr zu weiterführenden Sperrungen. Der Umzug startet 14 Uhr am Bahnhof. Der Parkplatz Hofwall wird für das abendliche Höhenfeuerwerk des RCC am 13. Februar zwischen 14 Uhr und circa 21 Uhr voll gesperrt.
  • Am Umzug nehmen 70 Bilder teil, darunter auch sechs neue, zum Beispiel aus Thiendorf. "Wir suchen den Schuh des Manitu in Rabu" ist ihr Motto.