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Wer liest hier eigentlich was?

Die einen tun's beim Frühstück, andere in der Bahn. Manche auf Papier, andere am PC oder Handy. Als Post, als Push oder als Podcast. Das sind die Leser der SZ.

Von Erik-Holm Langhof & Tim Ruben Weimer
 14 Min.
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Mehr als nur "Zeitung lesen": Unsere Leser haben ihre ganz eigenen Gewohnheiten, die Inhalte der SZ und von Sächsische.de zu konsumieren.
Mehr als nur "Zeitung lesen": Unsere Leser haben ihre ganz eigenen Gewohnheiten, die Inhalte der SZ und von Sächsische.de zu konsumieren. © ronaldbonss.com

Über viele Jahre mündete alle redaktionelle Arbeit im gedruckten Blatt, das morgens in den Briefkästen unserer Leser landete. Und die Gespräche mit unseren Abonnenten zeigen: Auch heute noch hat die gedruckte Zeitung einen unverändert hohen Stellenwert in deren Alltag.

Doch die SZ hat sich weiterentwickelt und ist längst mehr: Neben der Zeitung in gedruckter oder E-Paper-Form steht heute vor allem Sächsische.de im Zentrum: Das Portal, auf dem alle wichtigen Nachrichten aus Sachsen gebündelt werden.

Dazu kommen ständig neue Angebote: Besonders wichtige Meldungen versenden wir über Push-Nachrichten, in Podcasts diskutieren wir zu brisanten Themen, Alexa und Google bekommen von uns die wichtigsten Nachrichten des Tages diktiert. Dazu versenden wir täglich mehrere Newsletter, betreiben einen Blog zum Thema "Journalist werden" und bespielen unsere Social Media-Kanäle auf Facebook, Instagram und Twitter.

Wir haben mit einigen Lesern darüber gesprochen, wie sie die SZ nutzen und was sie ihnen im Alltag bedeutet.

Das tägliche Instagram-Ritual

Restaurant-Besitzer Frank Ollhoff setzt auf die SZ in den sozialen Medien.
Restaurant-Besitzer Frank Ollhoff setzt auf die SZ in den sozialen Medien. © ronaldbonss.com

Frank Ollhoff kennt sie, die Leser, die sich mit der gedruckten Sächsischen Zeitung oder dem E-Paper in sein Restaurant setzen und Seite für Seite durchblättern – zumindest noch vor Corona. Doch damit konnte der 42-jährige Inhaber des „Petit Frank“ in Dresden nie viel anfangen.

Sein SZ-Konsum findet frühmorgens im Bad statt, und zwar auf seinem Smartphone. Auf Instagram checkt er dann die Nachrichten-Updates von Sächsische.de. Auf Facebook browst Ollhoff sich durch die Kommentare unter den Beiträgen. Für ihn ist das „pseudozwischenmenschlicher Kontakt“ in Zeiten der Kontaktbeschränkungen. Die FAZ hat er schon lange abbestellt.

Für Ollhoff zählt das Lokale, und da sind die SZ und Tag24 für ihn die beiden Standbeine in den sozialen Medien. Vor allem den Instagram-Account von Sächsische.de kennt er sehr genau. Dort teilt die SZ neben aktuellen Nachrichten vor allem tolle Bilder aus Sachsen, die sie von anderen Instagram-Usern zugespielt bekommt.

Meistens hat Ollhoff ein ganz gutes Bauchgefühl dafür, wie viele Likes ein Bild auf dem Sächsische.de-Account insgesamt bekommen wird. Meistens rangieren sie um die 1.000. Manches besonders schöne Bild knackt auch mal die 3.000er-Marke.

Die vielen Blumenbilder jetzt im Frühling, die gefallen ihm allerdings nicht so. Er steht mehr auf Landschaftsfotos. Auf seinem Lieblingsbild der SZ schauen zwei einsame Bergspitzen im Zittauer Gebirge aus den Nebelschwaden heraus.

Die Artikel-Sammlerin

SZ-Leserin Eva-Ursula Petereit sammelt viele Beiträge, die sie besonders interessieren, und verwahrt sie in selbst gemachten Pappkisten.
SZ-Leserin Eva-Ursula Petereit sammelt viele Beiträge, die sie besonders interessieren, und verwahrt sie in selbst gemachten Pappkisten. © Arvid Müller

In einer kleinen Kammer in Eva-Ursula Petereits Dresdner Wohnung stapeln sich die selbstgemachten Pappkisten in Holzoptik: „Kunst“ steht auf einer, „Kleinzschachwitz“ auf einer anderen, „Sprüche“, „Sächsische Schweiz“ und „Wandern“. In jeder von ihnen lagern ihre „Schätze“, wie sie die Sammlung nennt: Beiträge aus der Sächsischen Zeitung, die Petereit seit den1960er-Jahren sammelt, vor allem aus dem Feuilleton, alle mit Datum beschriftet.

Seit ihrem Renteneintritt interessiert sich die heute 87-Jährige immer mehr für bildende Kunst, und das maßgeblich auch durch die Sächsische Zeitung. Besonders eingeprägt haben sich ihr die Texte von Feuilleton-Redakteurin Birgit Grimm: „Da gefällt mir die Gründlichkeit, mit der sie die Bilder beschreibt. Durch die Artikel lernt der Leser, Kunst zu sehen.“

In gut sortierten Pappkisten sammelt Petereit ihre "Zeitungsschätze".
In gut sortierten Pappkisten sammelt Petereit ihre "Zeitungsschätze". © Arvid Müller

„Alles, was ich ausschneide, hat einen Sinn für mich oder andere“, erklärt Eva-Ursula Petereit. Oftmals bringt sie Freunden Beiträge mit, die sie interessieren könnten. „Die Kunst-Artikel haben für mich sogar praktische Auswirkungen.“ Denn häufig folgten darauf Museums- oder Galerie-Besuche, zum Beispiel zu einer Ausstellung der Dresdner Malerin Priscilla Ann Siebert ,die bis zu ihrem Tod vor fast genau einem Jahr noch bis ins hohe Alter aktiv war.

Ähnlich wie bei Eva-Ursula Petereit: Denn mit ihren 87 Jahren geht sie immer noch wandern und klettern in der Sächsischen Schweiz. Immer noch führt sie Wandertouren in der Bergsteiger-Gemeinschaft „Alte vom Berge“ und nutzt dafür häufig Texte der Sächsischen Zeitung als Inspiration und Anschauungsmaterial, zum Beispiel über den Umbau der „Schönen Aussicht“ in Gohrisch, die – Eva-Ursula Petereit hat sich das unterstrichen – Ende Juni fertig sein soll.

Nach der Wende war Eva-Ursula Petereit eine Zeit lang sogar freie Reisejournalistin bei der Sächsischen Zeitung. Mehrfach reiste sie in die Dolomiten und schilderte danach ihre Eindrücke. Dazu passt das Zitat von Voltaire, das sich in ihrer SZ-Sprüchekiste findet: „Alles, was du sagst, sollte wahr sein. Aber nicht alles, was wahr ist, solltest du auch sagen.“

Alles über Social Media

"Ihr könntet ein bisschen lockerer sein", findet Dominic Wunderlich.
"Ihr könntet ein bisschen lockerer sein", findet Dominic Wunderlich. © Matthias Schumann

Dominic Wunderlich, 17 Jahre, Schüler am Gymnasium Kamenz, ist kein Abonnent der Sächsischen Zeitung, auch seine Eltern nicht. Trotzdem sagt er: „Die SZ ist in meinem Alltag präsent.“ Das kommt vor allem durch die sozialen Medien. Dort ist die SZ für ihn nicht mehr wegzudenken, zum Beispiel durch die Nachrichten-Updates, die von Sächsische.de auf Instagram und Facebook jeden Abend in den Stories veröffentlicht werden. „Das sind für mich immer gute Zusammenfassungen.“

Selbst im Unterricht taucht die Sächsische auf. In Deutsch wird manchmal gefragt: „Wer von euch liest denn die SZ?“ Dann zückt der Lehrer einen Zeitungsartikel, den die Schüler kommentieren sollen, etwa zum Thema AfD. „Unter uns Jugendlichen hat die SZ wirklich keinen schlechten Ruf“, sagt Dominic Wunderlich, auch wenn Jugendliche nicht zur primären Zielgruppe gehören.

„Ihr könntet auf Social Media ein bisschen lockerer sein“, sagt er. Ihn interessieren vor allem die lokalen Nachrichten. „Manchmal erkennt man da einen Bekannten wieder.“ Natürlich war der Schulstart nach dem Homeschooling ein Dauerthema. Deswegen checkte er häufig die Nachrichten.

Aber auch als ambitionierter Fotograf freut sich Dominic Wunderlich über die Bilder aus Sachsen, die die Sächsische auf Instagram postet. Er nennt es das „So schön ist Sachsen“-Bilderbuch. Spielt denn die gedruckte Sächsische Zeitung für ihn überhaupt noch eine Rolle? „Na ja, ich schaue bei meinen Großeltern manchmal mit rein.“

Das Gesicht der Zeitung

Günter Hebig hat zur SZ seit jungen Jahren eine ganz besondere Beziehung.
Günter Hebig hat zur SZ seit jungen Jahren eine ganz besondere Beziehung. © ronaldbonss.com

Für Günter Hebig ist es klar: “Die SZ ist meine SZ und dabei bleibt’s.” Denn mit ihr kam er schon als junger Bursche in Kontakt: Im Alter von 10 Jahren trug er ab Herbst 1945 im Auftrag der Eltern den Vorgänger der SZ, die SPD-Zeitung “Volksstimme” aus. Von Tür zu Tür zog er damals durch den Dresdner Stadtteil Rochwitz, klingelte an jedem Haus, denn die Zeitung wurde damals noch stückweise verkauft.

“Aus meinen Stammkunden sind dann später die Abonnenten geworden”, erzählt der heute 86-Jährige. Auch als aus Volksstimme und der KPD-geführten Sächsischen Volkszeitung 1946 dann die SZ entstand, war Hebig für die Rochwitzer das Gesicht der Zeitung.

Doch wer glaubt, die Zeitung wäre für Hebig nur sein Job gewesen, täuscht sich: “Mit der ersten Ausgabe habe ich die Zeitung jeden Tag auch selber gelesen”, erzählt er, auch als Jugendlicher. Was ihn und seine Freunde damals besonders interessierte, war die Forderung der Sowjetunion, alle kriegstauglichen Waffen der Welt abzuschaffen, wofür auch die Jugend in Dresden auf die Straße ging. “Wie schön wäre es, wenn es wirklich so gekommen wäre.”

Und auch heute liegt die SZ früh morgens bei Hebig auf dem Tisch, wird von vorne bis hinten durchgelesen, und erst dann wird in den Tag gestartet. Dabei hat er mit seiner Frau eine klare Aufteilung: “Meine Frau fängt mit der Wirtschaft an, ich mit Dresden, und dann wird die Zeitung über den Tisch geschoben.”