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Ein Jahr nach der ersten Corona-Hochzeit

Kathrin und Gerd Bräunig aus Kamenz konnten kurz nach dem ersten Lockdown im vorigen Jahr wieder einigermaßen normal feiern. Wie geht's ihnen heute?

Von Ina Förster
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Kathrin und Gerd Bräunig aus Kamenz feiern am 6.6.2021 ihren ersten Hochzeitstag. Sie waren das erste Paar, das im Landkreis Bautzen nach dem ersten Lockdown vor einem Jahr eine halbwegs normale Hochzeit mit Gästen und in einer Gaststätte feiern konnte
Kathrin und Gerd Bräunig aus Kamenz feiern am 6.6.2021 ihren ersten Hochzeitstag. Sie waren das erste Paar, das im Landkreis Bautzen nach dem ersten Lockdown vor einem Jahr eine halbwegs normale Hochzeit mit Gästen und in einer Gaststätte feiern konnte © René Plaul

Kamenz. Kathrin und Gerd Bräunig aus Kamenz lächeln fröhlich in die Kamera - und sich gegenseitig an. Das Paar feiert am 6. Juni seinen ersten Hochzeitstag. Die große Liebe hält. Dabei wäre es mit der Hochzeit vor einen Jahr fast schief gegangen.

Denn kurz vorher stand noch nicht fest, ob und wie die Trauung stattfinden kann. Erst zwei Tage vor dem Termin wurde die Corona-Kontaktsperre nach dem ersten Lockdown durch die sächsische Landesregierung gelockert. "Wir haben hoch gepokert, aber am Ende wurde alles gut", atmete das glückliche Brautpaar am Tag der Hochzeit auf. Noch nie hatte der Spruch "Da hat sich das Warten aber gelohnt" solches Gewicht.

Feier mit Abstrichen und keine Hochzeitsreise

Nun liegen die ersten zwölf Monate hinter den Eheleuten. "Das Jahr war schnell rum. Wir haben viel miteinander erlebt. Und Corona hat uns noch enger zusammengeschweißt", sagt Kathrin Bräunig. In Krisenzeiten zeige es sich, was wichtig und was unwichtig ist. Und auf wen man sich verlassen kann. Immerhin gilt es auch, die gemeinsame Patchwork-Familie zusammen zu halten. Jeweils drei erwachsene Kinder brachte jeder mit in die Ehe. Zu Feiern wird die gute Stube da schon einmal voll.

Wenn der Start ins eheliche Leben etwas holprig war, soll der Rest nun wenigstens laufen, lautet Bräunigs Motto. Verrückt genug sind die beiden. Und als Karnevalisten nehmen sie ohnehin vieles mit Humor. Wünsche sind trotzdem noch offen. "Nach der Feier mit Abstrichen konnten wir damals keine Hochzeitsreise machen. Wir sind nur ein paar Tage nach Oberhof zum Wandern gefahren. Das war schön", erzählt Gerd Bräunig. Erst im Herbst ging es dann an den Gardasee. Venedig, Verona - viele romantische Ziele schauten sie sich an.

Auch heute sehnen sich beide nach Normalität, nach Reisen und Freiheit. "Die Entscheidung, letztes Jahr mitten in der Pandemie zu heiraten, war dennoch richtig", sagt Kathrin Bräunig.

Trotz Corona mehr Trauungen im letzten Jahr

Viele hätten sie damals für verrückt erklärt. Der schönste Tag im Leben und dann mit Abstand ins Standesamt? Mit beschränkter Gästezahl von maximal 50 Personen zur Party? Mit Hygienekonzept und Abstand in die Gaststätte? Ohne DJ, Tanz und Spielchen? "Wir erinnern uns gern an diese verrückten Tage vor und nach der Hochzeit. Es war und wird dadurch eben auch immer etwas Besonders sein. Freunde und Familie haben sich einiges einfallen lassen", sagt Gerd Bräunig.

Doch wie sieht es mittlerweile eigentlich in Kamenz mit Heiratswilligen aus? Immerhin trauten sich im Rathaus im vergangenen Jahr doch noch 84 Paare. "Das waren sogar etwas mehr als 2019, als nur 76 zur Tat schritten", berichtet Pressesprecher Thomas Käppler gegenüber Sächsische.de.

In diesem Jahr deutlich weniger Hochzeiten

Im laufenden Jahr sieht es allerdings anders aus: Bis Ende Mai gab es nur 13 Hochzeiten. Und lediglich 22 Anmeldungen stehen bis Dezember derzeit noch im Terminbuch. Das sei sehr wenig im Vergleich zu anderen Jahren.

"Diese Zahl wird sich aber noch stark verändern, und mit den Lockerungen, die hoffentlich auch bleiben, wird es bestimmt wieder mehr Heiratswillige geben", hofft man im Kamenzer Standesamt. Dennoch sieht es zurzeit nicht rosig aus: "Die Beschränkungen und Bedenken wegen Corona haben definitiv zu einer Halbierung der Eheschließungen im Zeitraum von Januar bis Ende Mai im Vergleich zu den Vorjahren geführt", sagt Thomas Käppler.

Und wie läuft aktuell eine Trauung? Derzeit dürfen immer noch nur 20 Personen teilnehmen, die Standesbeamtin nicht eingerechnet. Alle müssen einen tagesaktuellen Negativtest vorweisen. Selbsttests unter Aufsicht sind nicht möglich, da dies organisatorisch und von den Zeitabläufen her nicht abgesichert werden kann. Die Stühle sind auf 1,50 Meter Abstand gestellt - außer beim Brautpaar.

Während der Zeremonie muss keine Maske getragen werden. Und es wird auf eine ausreichende Lüftung der Räume geachtet. Mit anderen Worten: "Heiraten ist möglich, nur unter besonderen Bedingungen", sagt Thomas Käppler. Man freue sich, wenn Paare sich auch in diesen Zeiten das Ja-Wort geben. Deshalb werde im Rahmen der Corona-Regeln alles möglich gemacht, damit geheiratet werden kann.

In Bautzen ebenfalls weniger Eheschließungen

Beim Standesamt in Bautzen sieht es ähnlich aus. Mit Stand 1. Juni gab es hier 15 Eheschließungen weniger als im Vorjahr. "Die Nachfrage nach Terminen steigt wieder, ist aber noch verhalten, da die Unsicherheit bei den Feiern weiterhin besteht", teilt Simone Luft, Leiterin des Standesamtes, mit. In den letzten drei Monaten hätten immerhin schon 31 Eheschließungen stattgefunden. Bis zum 31. August seien mittlerweile 55 vorgemerkt.