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Große und kleine Fans feiern ihre Idole auf der Hutbergbühne Kamenz

Musik der Böhsen Onkelz und Geschichtenlieder vom Traumzauberbaum - das Konzert-Wochenende in Kamenz konnte kaum gegensätzlicher sein. So kam es an.

Von Ina Förster
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Waldwuffel, das niedliche Moosmutzelchen und die obercoole Traumlaus Aga Knack (v.r.) hielten die Zuschauer am 13. August 2023 auf der Kamenzer Hutbergbühne auf Trab mit ihren Geschichtenliedern vom Traumzauberbaum.
Waldwuffel, das niedliche Moosmutzelchen und die obercoole Traumlaus Aga Knack (v.r.) hielten die Zuschauer am 13. August 2023 auf der Kamenzer Hutbergbühne auf Trab mit ihren Geschichtenliedern vom Traumzauberbaum. © Matthias Schumann

Kamenz. Die Open Air-Saison auf der Hutbergbühne Kamenz neigt sich langsam ihrem Ende zu. Von insgesamt zwölf Terminen liefen am Wochenende bereits Nummer neun und zehn. Und die hatten es sich in sich. Beide Male hatten die Veranstalter die kleinere Bühnenvariante angemietet . Auf diese passen bei voller Auslastung etwa 2.300 Zuschauer. Der Gästebereich der Hutbergbühne war sowohl am 12. August 2023 beim Konzert "Böhse OnkelZ - Sinfonie und Sonaten" als auch am 13. August 2023 beim Familienmusical "Der Traumzauberbaum - das Geburtstagsfest" nicht voll, aber gut gefüllt.

Während es das Wetter zu Beginn des Sonnabend-Open Airs nicht ganz so gut meinte und einigen Regen auf die Zuschauer fallen ließ, herrschten am Sonntag fast zu heiße Bedingungen; das bunt gemischte Familienpublikum hielt aber tapfer aus.

Nordbömische Philharmonie spielt Onkelz-Titel

Angereist waren an beiden Tagen textsicher Fans, die ihre Idole feierten - mit viel Beifall, lauten Gesängen und Herz. Während die Nordbömische Philharmonie das Klassikalbum der "Onkelz" gekonnt auf die Bühne brachte, legten am Sonntag Moosmutzel, Waldwuffel und das Wolkenschlafschaf Miepchen Himmelblau kindgerecht los. Unterschiedlicher hätte also auch das Publikum nicht sein können.

"Es war am Sonnabendabend einfach Klasse. Die Atmosphäre unter den Leuten, die von überall angereist waren, war sehr angenehm, und die Stimmung wurde im Laufe des Abends zusehends besser", resümiert Richard Schmidt das Onkelz-Sinfoniekonzert. Am Ende hätten viele Leute direkt vor der Bühne gestanden und getanzt. Super fanden alle, dass der Veranstalter während des Konzertes kostenlose Regenponchos austeilte. "Wir haben sie zwar nicht mehr gebraucht, aber das war richtig lieb. Da hat mal jemand mitgedacht. Ganz große Klasse", so Richard Schmidt.

Die Nordböhmische Philharmonie machte am 12. August 2023 mit dem Programm "Böhse OnkelZ - Sinfonie und Sonaten" Station auf der Kamenzer Hutbergbühne.
Die Nordböhmische Philharmonie machte am 12. August 2023 mit dem Programm "Böhse OnkelZ - Sinfonie und Sonaten" Station auf der Kamenzer Hutbergbühne. © privat/Richard Schmidt

Der Kamenzer ist seit der Kindheit Fan, da hatte er bereits Zugriff auf die CDs des großen Bruders. Später ließ ihn die Musik nicht mehr los. Richtig intensiv hörte er sie aber erst seit 2018, als er bei einem großen Pizza-Lieferdienst arbeitete. "Da spielte in jedem Lieferauto einen Onkelz-CD", lacht er.

"Die Musik nimmt einen mit. Was die Band auf die Reihe bekommt, ist halt einfach, die grundlegenden Dinge im Leben anzusprechen und diese dann locker oder auch mal ernster zu verpacken", so Schmidt. Es sei deutschsprachiger Rock, der Spaß mache.

Das fanden die anderen Gäste an diesem Abend auch. Selbst im klassischen Gewand verlor die Musik nichts von ihrer Faszination für die eingefleischten Fans. Auch die Qualität des Orchesters wurde mehrfach gelobt.

Titel von DDR-Liedermacher Reinhard Lakomy heiß geliebt

Am Sonntag zum Familienmusical, sangen ebenfalls meistens die Eltern und Großeltern mit, während die Kinder aufgeregt auf den Plätzen herumhüpften. Waren es doch die Lieder ihrer Generation, die angestimmt wurden. Küsschenlied, Gespenster-Duett, das entzückende Liebkoselied oder der lustige Song vom Klopsmops - wer hatte die Schallplatten des DDR-Liedermachers Reinhard Lakomy einst nicht daheim? Von den erschienenen Besuchern wohl jeder.

Auch Diana Heinrich aus Kamenz konnte dem Open Air textsicher folgen mit ihrer Familie. Für sie und viele andere sind die zeitlosen Songs immer noch Ausdruck ihrer eigenen Kindheit und Jugend. Man habe diese Platten später mit den eigenen Kindern gehört. Und die geben die Lieder nun schon wieder weiter an ihren Nachwuchs.

Auch für Sabrina Walese, die ebenfalls mit Kind und Kegel angereist war nach Kamenz, waren sie ein Muss auf langen Autofahrten, dann freilich schon als CD. Dass die Geschichtenlieder vom Traumzauberbaum mittlerweile als Musical durch die Lande reisen, finden alle toll. Die Handlung war ganz nah am Original. Ein bisschen wie Heimkommen in die Wohnung der Kindheit. "Man wird richtig gefühlsduselig", so die Mehrfachmutter.

Und dass das niedliche Moosmutzelchen, Waldwuffel mit seinem grünem Schwänzchen und die obercoole Traumlaus Aga Knack so ganz reale Gesichter bekommen, sei nicht schlecht. Auch zehn Jahre nach Reinhard Lakomys Tod sind die Songs unverwüstlich und werden heiß geliebt von den Fans. Auf der großen Hutbergbühne wirkten die Darsteller zwar fast ein bisschen verloren, doch stimmgewaltig sangen sie sich durch anderthalb Stunden Kindheitserinnerung.

Noch zwei Open Air-Termine auf Hutbergbühne Kamenz

Zeitweise wurde die Bühne von kleinen Open Air-Gästen bevölkert, denn man bat regelmäßig zum Mitsingen, Mittanzen und Herumhüpfen auf die Bretter. Da strömten die Kinder freilich schnell nach vorn. Auch ein echtes Geburtstagskind wurde zum Schluss ausfindig gemacht. So musste der uralte Traumzauberbaum nicht allein feiern. Dem hätten neben seinen vielen Traumzauberblättern übrigens ein paar Augen und ein Mund gut getan, fanden einige Zuschauer. Aber Darsteller, Musik und Spielfreude machten das Ganze wett.

Auf dem Hutberg stehen noch zwei weitere Open Air-Termine im Spätsommer an. Erst einmal macht die Bühne eine dreiwöchige Pause, ehe es am Freitag, dem 1. September 2023, mit dem Bandprojekt Sachsendreier mit der Stern-Combo Meißen, Lift und Karussell weitergeht. Am 2. September beendet dann Kabarettist Uwe Steimle die Saison.

Tickets gibt es noch für beide Veranstaltungen in allen DDV Lokalen in Sachsen.