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Kamenz: Diese Firma baut anders

Ein Unternehmer aus Kamenz setzt ganz auf den Werkstoff Holz. Welche Fehler er beim Hausbau oft beobachtet, und was er selbst den Kunden rät.

Von Ina Förster
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Zimmerermeister Lutz Müller aus Kamenz baut aktuell mit seiner Firma in Hausdorf ein Holzbohlenhaus auf. Zum Team gehören Marco Richter, Jakob Paufler, Alexander Brühl und Julian Frömmel (v.l.).
Zimmerermeister Lutz Müller aus Kamenz baut aktuell mit seiner Firma in Hausdorf ein Holzbohlenhaus auf. Zum Team gehören Marco Richter, Jakob Paufler, Alexander Brühl und Julian Frömmel (v.l.). © Matthias Schumann

Kamenz. Die riesigen Fichtenbalken schweben am Kran. Im Hintergrund blauer Himmel. Ein hübscher Kontrast, der zur Laune des Bauherren passt. Der 40-Jährige, der nicht verraten will, wie er heißt, sieht an diesem Vormittag gespannt zu, wie sein Blockbohlenhaus in Hausdorf wächst. Das hier ist sein Traum seit Langem.

Und das Team der Kamenzer Firma "Öko Lutz" erfüllt ihm diesen. Deren Auftragsbücher sind gut gefüllt. Nach nur kurzer Zeit am Markt, schaut das Unternehmen auf eine kleine Erfolgsgeschichte zurück.

Junge Generation setzt auf Nachhaltigkeit

Das hat seinen Grund, denn vor allem die jüngere Generation ab 30 favorisiere immer mehr die ökologische Bauweise. "Die machen sich Gedanken, sind offen für alternative Baustoffe", so Zimmerermeister Lutz Müller. Auch trotz aktuell steigender Holzpreise würden sich immer mehr Menschen für nachhaltiges Bauen interessieren.

"Es muss dabei nicht immer ein Neubau sein, auch bestehende Bausubstanz kann mit einer ökologischen Sanierung den modernen Anforderungen gerecht werden", sagt der 46-Jährige. Ein gutes Beispiel sei die Alte Baderei in Kamenz, wo man bald ebenfalls mit einer Baustelle startet. Hier wird alte Substanz mit nachhaltiger Herangehensweise aufgewertet. In den nächsten Jahren entsteht hier eine Location für verschiedene Veranstaltungen sowie für Übernachtungen. Auch diese Bauherren haben "Öko Lutz" ganz bewusst gewählt.

Neustart nach schwierigen Zeiten

Der Sitz der Firma ist mittlerweile im Gewerbegebiet An der Windmühle in Kamenz. Mit seinem fünfköpfigen Team aus Zimmermännern und der neuen Geschäftsführerin Viola Panitzke hat Lutz Müller sich 2020 neu aufgestellt. Die Anfangszeiten waren nicht einfach. Und überschattet von der Insolvenz seiner vorigen Firma.

Noch immer fällt es dem gestandenen Zimmerermeister schwer, über die letzten Jahre zu reden. Die Schuld an der Situation will er keinem anderen geben. "Dafür war und bin ich selbst verantwortlich", sagt er. "Für meine Fehler bezahle ich Lehrgeld." Er bedankt sich noch einmal bei all denen, die zu ihm standen. "Besonders der familiäre Zusammenhalt und das Vertrauen unserer Stammkundschaft haben den Neustart möglich gemacht", so Lutz Müller.

Bauherr hat schlechte Erfahrungen mit Schimmel

Doch zurück auf die Hausdorfer Baustelle: "Nach Woche zwei kann man schon richtig was erkennen", schwärmt der Bauherr. Lange wird es nicht mehr dauern, dann kann er mit Frau und Kindern ins Eigenheim einziehen. Vor allem braucht er sich keine Sorgen machen, dass der Schimmel mit einzieht. "Ich habe in zwei Mietswohnungen vorher ganz schlechte Erfahrungen gemacht", sagt er.

Besonders in der Letzten bekam die Familie auf die harte Tour gezeigt, was Pfusch am Bau bedeutet. Der Vermieter hatte den Boden auf frischen Estrich verlegt. "Wir haben uns gewundert, wo die Feuchtigkeit herkommt. Der Bodenkleber hat reagiert und die Wohnung verpestet. Uns ging es lange nicht gut", sagt der Familienvater. Irgendwann stand für den 40-Jährigen fest, dass er ein ökologisches Holzhaus bauen werde.

"Viele Vermieter arbeiten ohne richtiges Raum- und Wohnkonzept und wollen die Wohnungen schnell vermieten. Somit kommen oft billige Baustoffe zum Einsatz, um die Ausbaukosten gering zu halten", weiß Lutz Müller. Die Folge sei aber, dass es oft Schimmel-Probleme gäbe. Dabei könne es so einfach sein, wenn auf natürliche Baustoffe gesetzt würde, ist er überzeugt.

Er arbeitet seit 23 Jahren mit dem Werkstoff Holz, ist bewandert mit Terrassenüberdachungen, Dachstühlen, Carports, Vordächern, Holzhäusern und Aufstockungen. "Meist kommt der Bauherr mit Ideen zu uns und bekommt von der Planung bis zur Fertigstellung alles aus einer Hand", so Müller.

Der Bauherr in Hausdorf beauftragte ihn mit dem Aufbau seines Blockbohlenhauses. "Wir kümmern uns um Dacheindeckung, Dämmung, Klempner-Arbeiten sowie den Innenausbau", erklärt der 46-Jährige. Die Bauherren hätten die volle Kostenkontrolle. Was bei den aktuellen Preisen-Turbulenzen wichtig sei. "Bauen soll Spaß machen", so Lutz Müller. "Und ich möchte ja auch noch später einen Kaffee beim Bauherrn trinken gehen können", lacht er.

Firmenchef: Falsche Import-Export-Strategie für Holz

Doch ein Wermutstropfen bleibt: Die Holzpreisentwicklung. "Holz kommt aus der Ukraine, aus Polen, Schweden, Finnland und aus der Slowakei zu uns nach Deutschland. Unser eigenes Holz verkaufen wir hingegen billig wegen dem Borkenkäfer nach Übersee. Das rächt sich alles", kritisiert der Zimmerermeister. "Die nächsten Jahre werden sehr durchwachsen werden. Arbeit wird immer da sein, wir müssen aber umdenken und Lösungen finden", so Lutz Müller.

Die Sehnsucht nach etwas, das bleibt , wird sich durchsetzen, ist er sich sicher. Und Bestand habe so ein Holzbau. "In Polen stehen über 500 Jahre alte Holzkirchen. Was will man mehr?"