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Kamenz: Die große Weihnachtstanne hatte diesmal einen kurzen Weg

Seit Montagvormittag steht der große Weihnachtsbaum auf dem Kamenzer Markt. Viele Wichtel begleiteten Fällung, Transport und Aufstellung - aus gutem Grund.

Von Ina Förster
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Das Aufstellen der diesjährigen Weihnachtstanne auf dem Kamenzer Marktplatz wurde diesmal von vielen Mädchen und Jungen beobachtet. Der Baum wuchs zuvor im Garten ihrer Kita.
Das Aufstellen der diesjährigen Weihnachtstanne auf dem Kamenzer Marktplatz wurde diesmal von vielen Mädchen und Jungen beobachtet. Der Baum wuchs zuvor im Garten ihrer Kita. © Matthias Schumann

Kamenz. Montagmorgen-Niesel. Frische zwei Grad Celsius. Aber hinterm Zaun leuchten ganz viele rote Wichtelmützen. Die darunter befindlichen Kinder gehören zur Kita Langes Gässchen in der Kamenzer Altstadt. Aufgeregt haben die Mädchen und Jungen ihre Nasen schon seit den frühen Morgenstunden an den Fensterscheiben platt gedrückt. Da draußen rumorte und sägte es nämlich seit 7 Uhr. Sogar ein Kran-Auto kam angerollt. Und noch ein riesiger Lkw dazu. So eine Aufregung!

Die Kommunalen Dienste Kamenz (KDK) haben auch 2023 wieder die Fällung und Anlieferung der Weihnachtstanne für den Marktplatz übernommen. Der Montag nach dem Totensonntag ist dabei immer Gesetz. Davor - wie in anderen Kommunen durchaus praktiziert - geht zeitlich gar nichts.

Colorado-Tanne nahm Kinderhaus Platz und Licht weg

Dass man den Baum diesmal nur ein paar hundert Meter entfernt vom Kamenzer Rathaus auf dem Kindergartengelände gleich neben dem Barmherzigkeitsstift "ernten" kann, erweist sich als riesen Vorteil. "So schnell waren wir selten fertig", sagt Manuela Rutkowsky, Chefin der Stadtgärtnerei. Mit ihren Mitarbeitern hat sie das Geschehen fest im Griff. "Es ist eine sehr gut gewachsene Colorado-Tanne, die mit etwa zehn, elf Metern nicht der höchste Weihnachtsbaum aller Zeiten ist, aber dafür andere Vorteile hat", lobt die Fachfrau.

Man habe im Vorfeld wie immer mehrere Angebote an Weihnachtstannen für den Markt erhalten. Doch das Kinderhaus machte am Ende das Rennen. Hier ist man froh, dass die Tanne nun verschwindet, denn sie war in den letzten Jahren extrem gewachsen und nahm viel Platz weg. Außerdem stand sie sehr nah an der Hauswand.

"Endlich habe ich wieder Licht in meiner Küche", lacht Köchin Kathrin Müller. Das Kinderhaus Langes Gässchen leistet sich noch den Luxus von frisch im eigenen Haus gekochtem Essen. Darauf sei man riesig stolz. Und Kathrin Müller macht das seit vielen Jahren richtig gut. Dass sie nun während ihrer Arbeit die Kinder draußen besser beobachten kann, freut sie.

Die große Colorado-Tanne rollt vorm Rathaus an.
Die große Colorado-Tanne rollt vorm Rathaus an. © Matthias Schumann
Vorsichtig wird der Baum per Kran vom Laster gehoben.
Vorsichtig wird der Baum per Kran vom Laster gehoben. © Matthias Schumann
Gerade stehen muss der etwa elf Meter hohe Baum in der Hülse. Und vor allem sicher.
Gerade stehen muss der etwa elf Meter hohe Baum in der Hülse. Und vor allem sicher. © Matthias Schumann
Aufmerksam verfolgen die Mädchen und Jungen der Kita Langes Gässchen das Aufstellen des Baumes.
Aufmerksam verfolgen die Mädchen und Jungen der Kita Langes Gässchen das Aufstellen des Baumes. © Matthias Schumann
Spitze Sache: Die Kinder - verkleidet als Wichtel - freuen sich, dass ihr Baum so eine schöne Verwendung bekommt.
Spitze Sache: Die Kinder - verkleidet als Wichtel - freuen sich, dass ihr Baum so eine schöne Verwendung bekommt. © Matthias Schumann
Auch der Aufbau der sonstigen Weihnachtsbeleuchtung in der Stadt startete am Montag.
Auch der Aufbau der sonstigen Weihnachtsbeleuchtung in der Stadt startete am Montag. © Matthias Schumann

Wie alt der Baum ist, lässt sich nur schwer schätzen: Eventuell 30 oder 35 Jahre, meint Manuela Rutkowsky. Keiner hier weiß es genau. Aber dass die Kolorado-Tanne einst von der Familie eines Kindergartenkindes gespendet wurde, blieb im Gedächtnis hängen. "Unsere Kinder haben ganz gern unter dem Baum Verstecken gespielt, aber er nadelte schon ziemlich. Jetzt bekommt er noch eine wunderbare Aufgabe. Und an diese Stelle kommt sicher etwas anderes Schönes", sagt Sandra Reppe, die seit Juni 2023 die neue Leiterin des Kinderhauses ist. Sie fühlt sich gut angekommen im Kollegium und in der Einrichtung, die von einer Elterninitiative geführt wird.

Über eine Neupflanzung an einem anderen Ort wolle man sich noch einmal mit der Stadt beraten.

Kleine Wichtel begleiten Weihnachtsbaum bis zum Markt

Derweil hat sich der Tross in Richtung Marktplatz in Bewegung gesetzt. Lkw mit Baum und Kran-Auto tuckern langsam durch die engen Altstadtstraßen. Eskortiert von der Polizei. Der Anblick der rollenden großen Tanne ist immer wieder erhebend. Und auch der kleine Wichtelumzug macht sich auf die Socken. Denn schließlich wollen die Kinder zuschauen, wie ihr Baum zu einer echten Weihnachtstanne wird.

Vor dem Rathaus warten die Mitarbeiter des Ordnungsamtes. So mancher Rathausbalkon füllt sich mit Schaulustigen. Straßen werden abgesperrt. Der Kran muss erneut ran. Alle schauen gebannt, denn jetzt kommt der heikelste Moment: Der Stamm darf nicht brechen, wenn der Baum am Haken hängt. Die Wichtel halten die Luft an. Hannes, Anton und die anderen mit ihren roten Mützchen stehen ganz vorn und staunen. "Guck, wie der baumelt", schubst Hannes seinen Kumpel an. Doch es alles geht gut. Darauf gleich mal einen heißen Tee, den das Kinderhaus extra mitgebracht hat.

Kamenz schmückt sich für die Weihnachtszeit

Eine Viertelstunde später steckt die diesjährige Weihnachtstanne in der Hülse, die beim Umbau des Marktplatzes vor einigen Jahren fest installiert wurde. "Die Beleuchtung folgt dann am 28. November", sagt Manuela Rutkowsky. Jetzt sind erst einmal die Sterne und Lichterketten auf den Straßen dran. Bis zum ersten Advent werden auch noch sämtliche Herrnhuter Sterne im gesamten Stadtgebiet sowie die festliche Rathausbeleuchtung aufgehängt.

Und das ist noch lange nicht alles. Kamenz schmückt sich weiter: In ein paar Tagen folgt der Wichtelautomat auf dem Markt, eine Idee der Stadtwerkstatt, die sich seit der Corona-Pandemie großer Beliebtheit erfreut und wo Kamenzer für Kamenzer Päckchen packen - kostenlos und aus reiner Freude.

Und auch die Riesenlaterne mit dem Scherenschnitt von Manfred Richter wird abermals in Höhe des Andreasbrunnen aufgestellt. Eine lustige Fotowand mit Märchenmotiv hat obendrein der Wirt der Glühweinalm zusammen mit dem Citymanagement initiiert und finanziert - auch darüber dürfen sich die Kamenzer bald freuen. All das macht einen Besuch in der weihnachtlich geschmückten City attraktiv.