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Museum der Westlausitz bereitet Neustart vor

Fast zwei Monate war das Museum der Westlausitz in Kamenz geschlossen, und die Mitarbeiter hatten anderswo viel zu tun. Die Wiedereröffnung geht nicht über Nacht.

Von Reiner Hanke
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Silke Schneider (r.) erfasst ehrenamtlich archäologische Objekte im Museum der Westlausitz in Kamenz. Dort lief die Arbeit wegen Corona wochenlang auf Sparflamme. Nun freut sich Leiterin Friederike Koch-Heinrichs auf den Neustart.
Silke Schneider (r.) erfasst ehrenamtlich archäologische Objekte im Museum der Westlausitz in Kamenz. Dort lief die Arbeit wegen Corona wochenlang auf Sparflamme. Nun freut sich Leiterin Friederike Koch-Heinrichs auf den Neustart. © Anne Hasselbach

Kamenz. Ein Plesiosaurus schwebt einsam unter der Decke des Museums der Westlausitz in Kamenz. Das Urzeit-Tier ist Teil der Sonderausstellung „Seestern, Sandstein, Saurier“. Die ist ein besonderes Highlight des Museums. Nur konnte sie bisher nur wenige Besucher zählen. Kaum eröffnet, schloss sie Mitte November schon wieder mit dem nächsten Corona-Lockdown. Aber nicht nur das.

Das Museum gehört dem Landkreis Bautzen. So wurde die Masse der Museumsmannschaft, immerhin neun Leute, bis auf eine Notbesetzung um Museumsleiterin Friederike Koch-Heinrichs abgezogen, um das Landratsamt in der Corona-Pandemie zu unterstützen: um positive Testergebnisse aufzunehmen, Kontakte nachzuverfolgen oder das Robert-Koch-Institut mit Daten zu versorgen.

Das neue Jahr beginnt mit einer guten und einer schlechten Nachricht. Die Wiedereröffnung für den 18. Januar wird vorbereitet, aber die begleitenden Januar-Veranstaltungen müssen wegen der Corona-Einschränkungen verschoben werden.

Große Ausstellung über Greifvögel ist in Planung

Hinter der Notbesetzung mit vier Mitarbeitern in den beiden Kamenzer Museumshäusern Elementarium und Sammelsurium liegen Wochen mit „viel Stress“, sagt die Leiterin. Es sei sportlich gewesen, fast die gesamte Mannschaft innerhalb von 48 Stunden abzuordnen und das komplette Programm abzusagen.

Ohne ein Minimalteam gehe es aber nicht, um zumindest die Haustechnik am Laufen zu halten, die Aquarien zu warten oder die Speckkäfer über die Zwangspause zu bringen. Sie sind wohl die kleinsten Mitarbeiter des Museums. Die Fresslust der Käfer nutzt das Museum, um Tierskelette für die wissenschaftliche Arbeit freizulegen.

Daneben seien kommende Ausstellungen vorzubereiten und Fördermittel zu beantragen. Fristen müssten eingehalten werden. Eine neue große Ausstellung über Greifvögel sei in der Planung. „Wir brauchen zum Beispiel auch finanzielle Ressourcen für die Bearbeitung archäologischer Funde", sagt Friederike Koch-Heinrichs. Das Museum habe eine ornithologische Bibliothek und die Kunstsammlung des Kreises mit 450 Werken übernommen, die gesichtet werden müssen. Viel Arbeit.

Shop und Café öffnen eine Woche später

Zum Glück habe das Museum auch einen Stamm von ehrenamtlichen Mitarbeitern und ein paar junge Leute im freiwilligen sozialen oder ökologischen Jahr, die über Wochen noch ein bisschen Leben in leere Räume brachten. So konnte zumindest hinter den Kulissen die wissenschaftliche Arbeit noch auf Sparflamme weiterlaufen.

Zu den Ehrenamtlichen gehört Silke Schneider. Sie zum Beispiel zeichnet archäologische Fundstücke nach genauen Vorgaben - in dem Moment eine Tasse aus der Bronzezeit. Damit die Fundstücke ins digitale System eingepflegt werden können, erklärt die Chefin. Solche Dinge seien in gewissem Umfang fortgeführt worden.

Ab sofort läuft die Museumsarbeit wieder mit ganzer Kraft. Mit dem Wochenbeginn sind die Mitarbeiter zurückgekehrt. Bis zum 18. Januar brauche die Mannschaft nun, um das Museum wieder hochzufahren und die Türen für Besucher zu öffnen. Nach der Pause müssen alle Systeme gecheckt werden: die Sicherheits- und Beleuchtungstechnik, die Hör- und Videoangebote zum Beispiel. Nach so einer langen Pause gebe es immer etwas zu reparieren.

Manches geht nur schrittweise. So können der Museumsshop und das Café erst eine Woche später als das Museum öffnen. Beim Shop müsse jetzt die Inventur nachgeholt werden.

Museumscafé bekommt neue Technik

Im Café seien Umbauten nötig. Es geht um neue Kühltechnik und Geräte für die Zubereitung, um den Bedarf an frischen Speisen decken zu können. Den Einbau übernehmen nach ihrer Rückkehr die eigenen Mitarbeiter. Vor allem die mit Erfahrung durch den Ausstellungsbau.

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Außerdem werde die Ausstellung zur Kreidezeit noch mit weiteren Schauobjekten zur Tierwelt erweitert. „Wegen Corona sind nicht alle Modelle fertig geworden“, sagt die Museumsleiterin. Sie verspricht, dass noch einige Hingucker dazu kommen. Und zwei gewaltige Aquarien sind in den nächsten Tagen noch zu montieren, was längst passieren sollte. Sie lösen vier kleinere ältere Modelle ab.

Zwischen zehn und 15 heimische Fischarten zeigt das Museum. Die müssen jetzt umziehen. Also auch der Methusalem der Ausstellung, ein Steinbeißer. Der ist schon 16 Jahre alt - selbst für ein Leben in Gefangenschaft ein hohes Alter.

Exkursion führt zu riesiger Wallanlage

Die Museumsleiterin hofft, dass ab Februar, März die geplanten Veranstaltungen laufen können. Der Terminplaner sei richtig voll mit Besuchergruppen. Knapp 30 stehen insgesamt im Museumskalender für 2022 - plus Ferienprogramme.

Zu den Höhepunkten des Jahres gehören eine Sonderausstellung zum 100. Geburtstag des hoch dekorierten Kamenzer Malers Gottfried Zawadski und das Begleitprogramm zur aktuellen Sonderschau.

Das entführt zum Beispiel zur Saurierjagd oder zur Fossilien-Exkursion. Ihr Geheimtipp, sagt die Chefin, sei eine Tour zur Kopschiner Schanze bei Crostwitz, einer slawischen Wallanlage, deren riesige Ausmaße noch gar nicht bis ins Detail erforscht sind. Aber die Archäologen sind dran.