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Kamenzer Künstler eröffnet Saison in der Kulturscheune

Maik Weber gestaltete zu DDR-Zeiten als Gebrauchswerber die Schaufenster von Kamenz. Nun zeigt er in zwei Ausstellungen, was alles in ihm steckt.

Von Ina Förster
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Maik Weber hat jetzt seine erste große Ausstellung in Helgas Kulturscheune im Kamenzer Ortsteil Bernbruch. Am 9. April ist Eröffnung.
Maik Weber hat jetzt seine erste große Ausstellung in Helgas Kulturscheune im Kamenzer Ortsteil Bernbruch. Am 9. April ist Eröffnung. © Matthias Schumann

Kamenz. Wenn Maik Weber durch Kamenz geht, schnellt die Hand oft zum Gruß in die Höhe. Viele kennen ihn. Ihn, den ruhigen Künstler, den liebenswerten Kollegen und Familienmenschen. Einen, der immer anpackt, wenn er gefragt wird. Der schlecht "Nein" sagen kann. Ob im Museum der Westlausitz, wo er seit Jahren ehrenamtlich hilft, wenn es um Beschriftungen, Grafiken oder den Ausstellungsaufbau geht. Oder einfach bei Bekannten und Freunden daheim.

Immer gibt es etwas zu malen, müssen Wände gestaltet oder Glückwunschkarten entworfen werden. Auch Bilder des 58-Jährigen hängen in vielen Stuben. Meistens mit Kamenz-Motiven. Unverkennbar ist seine Handschrift. Ob Pichschuppen, Malzhaus, Rathaus, der Turm von St. Marien - man hört oft: "Ach, das hat doch der Weber-Maik gemalt!"

Ab 9. April bis Ende Juni kann man nun fast 70 seiner Werke in "Helgas Kulturscheune" im Kamenzer Ortsteil Bernbruch sehen. Außerdem eröffnete er kürzlich eine Sonderausstellung im "Sammelsurium" an der Macherstraße.

Authentische Darstellungen von Natur und Menschen

Doch der gebürtige Königsbrücker, der seit 40 Jahren in Kamenz lebt, kann viel mehr als Kamenz-Motive in Pastellkreide. Er ist ebenso in den Kunststilen Aquarell, Acryl und Öl zu Hause. Maik Weber ist ein Vielzeichner, der die Lausitz mit all ihren Facetten einfängt. Er lässt auf seinen Arbeiten das Kraftwerk Boxberg ebenso rauchen wie auf einer einsamen Allee die Blätter tanzen. Und ganz oft ist da das Wasser.

"Ich bin ein absoluter Meer-Fan", bekennt er. Ob Ostsee oder Nordsee, Usedom oder die Dünen in Dänemark - es zieht Maik Weber im Urlaub immer wieder hin. Und das spiegelt sich in seinen Bildern wider. Am besten auf Aquarell. Seine "Strandläufer" und "Muschelsucher" sind sehr authentisch.

Scherenschnittkünstler Manfred Richter war Lehrer

Ein Freund der großen Worte hingegen ist er nicht. Eher ein sanfter Riese, der lieber tut als erzählt. Und er malt seit Kindesbeinen an. "Früher habe ich im Textilgeschäft Noske, das meinen Großeltern in Königsbrück gehörte, oft nach der Schule gesessen und auf allen verfügbaren Zetteln herumgekritzelt", erinnert er sich. Die Leidenschaft für Farben und Pinsel war nicht zu stoppen.

"Ich wollte dann etwas Kreatives lernen. Zu DDR-Zeiten gab es aber nicht viel Auswahl. Ich bin Gebrauchswerber geworden und somit durch die Schule von Manfred Richter aus Kamenz gegangen, der die HO-Werbeabteilung leitete", erzählt Maik Weber. Nachhaltig geprägt habe ihn Richters Stil. Der mittlerweile 92-jährige Kamenzer wurde überregional vor allem durch seine Scherenschnittkunst bekannt. "Manfred Richter erkannte, wenn jemand Talent hatte und etwas lernen wollte. Und das wollte ich", sagt Maik Weber.

Schon damals habe er viel nebenher gezeichnet, um die Schaufenster der Stadt künstlerisch in Szene zu setzen. Da es zu DDR-Zeiten nicht allzu viel Ware gab, die man ausstellen konnte, mussten künstlerische Tricks her. Das habe geschult.

Heute arbeitet Maik Weber im Landschafts- und Gartenbau. Sein Chef Sandro Gebler aus Gersdorf unterstützt ihn, wo er kann. Denn auch ihm verhilft Weber zu anschaulichen Projekt-Skizzen, die die Kunden begeistern.

Die Ausstellung in der Bernbrucher Kulturscheune ist die erste große für Maik Weber und im Haus die erste nach der langen Corona-Pause. Zu sehen sind auch Ölbilder seines Freundes Peter Lichtenberg aus Hamburg, der auch zur Eröffnung nach Kamenz kommt. Kulturscheunen-Inhaberin Helga Müller freut sich ebenso auf den Neustart.

"Farben & Freunde": Eröffnung am 9. April, 14 Uhr, zu sehen bis 30. Juni 2022, Helgas Kulturscheune Bernbruch/Kamenz, Mühlstraße 7. Geöffnet: Montag bis Freitag nach Anmeldung, 03578 300821, sowie Sonnabend und Sonntag, 14 bis 18 Uhr.

"Wasser, Farbe": bis 30. September 2022, im Museum der Westlausitz (Sammelsurium, Macherstraße 140). Geöffnet: Montag bis Freitag, 8 bis 16 Uhr.