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Kamenzer Würstchen: Was sie auszeichnet und warum es sie auch in Königsbrück gibt

In Kamenz ist am 17. März 2024 Würstchenmarkt. Sächsische.de stellt die wichtigsten Akteure vor. Heute: Fleischerei Hanuschke, die für das Fest etwas Spezielles produziert.

Von Ina Förster
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Ina Hanuschke hält in den beiden Geschäften der Fleischerei Hanuschke in Königsbrück die Fäden zusammen. Auch Original Kamenzer Würstchen gibt es dort.
Ina Hanuschke hält in den beiden Geschäften der Fleischerei Hanuschke in Königsbrück die Fäden zusammen. Auch Original Kamenzer Würstchen gibt es dort. © Matthias Schumann

Königsbrück. Für Peter Hanuschke gehören Kamenzer Würstchen zum Alltag. Dicke oder dünne - das ist egal. In seinen beiden Geschäften in Königsbrück liegen sie täglich in den Auslagen. Und die Kundschaft weiß das sehr zu schätzen. Nur fünf Fleischer im Kamenzer Land dürfen übrigens die Originale herstellen. Sie alle sind im Kamenzer Fleischerverein vernetzt, der sich den Markennamen schützen ließ.

Knackig und saftig müssen die Kamenzer Würstchen sein, so lautet Hanuschkes Credo. "Es darf aber kein Fett herausspritzen beim Reinbeißen. Man muss die richtige Saftigkeit erwischen", erklärt er. Mehr vom Rezept wird nicht preisgegeben - auch bei Hanuschkes ist das so. "Unsere schmecken vielleicht ein bisschen ähnlich wie die von Fleischer Wobser in Oßling", so Hanuschke.

Das ist kein Wunder, denn dort hat er die ganze Wissenschaft um die Spezialität von der Pike auf gelernt. Peter Hanuschke arbeitete viele Jahre bei Fleischer Wobser als Geselle, machte dort auch den Meister. In der Fleischerei Kretzschmar in Kamenz wurde die Prüfung abgelegt.

Eigene Fleischerei war immer der Traum

Dass er einmal eine eigene Fleischerei haben wollte, stand irgendwann fest. Doch in den auslaufenden 80er-Jahren war gerade das nicht so einfach. Die DDR-Regierung gab vor, wer sich selbstständig machen durfte und wer nicht. "Komischerweise bot man uns dann ganz kurz vor 1989 doch noch ein paar Standorte an, die wir übernehmen sollten", erinnert sich Ehefrau Ina Hanuschke. Königsbrück sei damals schon dabei gewesen.

Doch dann kam erst einmal die politische Wende im Land. Und nach einer kurzen Schockstarre rollte der Aufbruch übers vereinte Deutschland. Auch Peter und Ina Hanuschkes Träume waren plötzlich zum Greifen nah. Und das ganz ohne Gängelei einer Staatsregierung. "Die Stadt Königsbrück suchte händeringend nach einem Fleischer, denn der letzte an der Kamenzer Straße hatte schon länger geschlossen", so Ina Hanuschke. Warum sich also nicht hier ein neues Leben aufbauen?

Zu Hochzeiten gab es drei Geschäfte in Königsbrück

Beim ersten Besichtigungstermin in den lange leerstehenden Produktions- und Verkaufsräumen habe man die Hände über den Kopf zusammengeschlagen. Doch dann haben die Hanuschkes angepackt. Das ist nun fast 34 Jahre her. Und der Plan hat funktioniert. Mittlerweile ist der Handwerksbetrieb nicht mehr aus Königsbrück wegzudenken. Zu Hochzeiten betrieb man drei Geschäfte auf einmal. Mittlerweile nur noch das Stammhaus an der Kamenzer Straße und eine Filiale im Netto-Markt.

Das Team ist zehn Leute groß. Doch die Nachwuchssorgen sind vor allem in der Fleischerei nicht von der Hand zu weisen. Meister Peter Hanuschke hält zusammen mit einem Gesellen die Produktion am Laufen. Azubis sind seit Jahren nicht mehr am Start. Dabei läuft das Geschäft nach wie vor bestens.

Zeitweise schlachtete die Fleischerei Hanuschke selbst

"Wir schaffen die Nachfrage manchmal kaum, könnten noch viel mehr produzieren", so Peter Hanuschke. Das sei manchmal frustrierend. Neben dem Fleisch würden vor allem die Wurstwaren prima laufen. Die Kundschaft schätze vor allem Frische und Regionalität. "Das Fleisch kaufen wir beim Mega Großhandel in Dresden, der sächsisches Fleisch aus der unmittelbaren Region vermarktet. Früher haben wir ja auch noch im Haus geschlachtet, das schaffen wir nun mit der dünnen Personaldecke nicht mehr", so der Chef. Schade sei das. Doch Nachwuchs sei überall in der Branche Mangelware.

Dabei böte man den Mitarbeitern ein fast familiäres Klima. Der letzte Azubi habe dann aber kurz vor dem Ende noch einmal branchenfremd umgeschult. "Auch damit müssen wir leben", sagt Peter Hanuschke.

Mehr Auflagen und gestiegene Nebenkosten

Wie auch mit den immer strengeren Hygieneauflagen, die dem Fachmann manchmal fast wahnwitzig erscheinen. Auch die Rückverfolgbarkeiten von Herkunft und Stallhaltung der geschlachteten Tiere erleichtern ihm und viele Branchenkollegen nicht gerade die Arbeit. "Es ist so viel vertane Lebenszeit, die wir uns mit Vorschriften, Auflagen und neuen Gesetzen befassen", schimpft er. Dabei sei man regional verwurzelt. "Wenn wir etwas falsch machen, dann sind wir doch sofort angreifbar und könnten zumachen. Keiner von uns würde das riskieren", sagt der 61-Jährige.Eine Fleischerei sei zudem ein echter Strom-, Gas- und Wasserfresser durch Kühlung und Lüftung.

Dennoch mache die Arbeit ihm immer noch Freude, sagt der Fleischer. Der passionierte Jäger verarbeitet übrigens auch selbst geschossenes Damm- und Rotwild in der Fleischerei, was viele Fans findet. Und ansonsten sind die Klassiker, wie Knacker, Leberwurst, Hackepeter, Schinken und Salami begehrt - und die Kamenzer Würstchen.

Die gibt es natürlich auch beim 5. Würstchenmarkt am 17. März 2024, von 12 bis 18 Uhr, in Kamenz zu kosten. Dann aber in Mini-Ausführung und von der Stadtmühle Königsbrück kredenzt, die beim Einkaufsevent mit am Start ist. "Wir haben selbst personaltechnisch nicht die Kraft, dabei zu ein, produzieren aber extra Kamenzer in praktischer Probiergröße", so Ina Hanuschke. Natürlich mit richtig saftigem Biss...