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Kamenzer Fleischereien: Fünfte Generation bei Imbachs steht in den Startlöchern

In Kamenz ist am 17. März Würstchenmarkt. Sächsische.de stellt die wichtigsten Akteure vor. Heute: Fleischerei Imbach, die im Ortsteil Bernbruch produziert.

Von Ina Förster
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Holger Imbach und Tochter Anne arbeiten schon Hand in Hand. Kamenzer Würstchen gehören zum Tagesgeschäft ihrer Fleischerei. Hier  schieben sie eine neue Ladung in den Rauch, wo sie bei 50 bis 70 Grad über Buchenholzspänen geräuchert werden.
Holger Imbach und Tochter Anne arbeiten schon Hand in Hand. Kamenzer Würstchen gehören zum Tagesgeschäft ihrer Fleischerei. Hier schieben sie eine neue Ladung in den Rauch, wo sie bei 50 bis 70 Grad über Buchenholzspänen geräuchert werden. © Foto: Anne Hasselbach

Kamenz. Immer donnerstags frühstückt Holger Imbach ganz ausgiebig. Dann gibt es nämlich rauchwarme Kamenzer auf den Teller. "Das lasse ich mir nicht nehmen, am besten schmecken sie frisch aus dem Rauch", meint der Kamenzer Fleischermeister. Saftig müssen die Würste sein und knacken beim Reinbeißen! Über bekommt der 60-Jährige die Spezialität nicht, und auch seine Tochter Anne ist Fan. Das ist wichtig, denn die 38-Jährige wird die Fleischerei in ein paar Jahren in die fünfte Generation führen.

Bei der Kamenzer Wurst sind sich die beiden einig: "Wer keinen Kümmel mag, der wird sich nie damit anfreunden", sagt Anne Imbach lachend. Doch der gehöre unbedingt rein in die Würzmischung. Das "heilige" Rezept könnte Holger Imbach im Schlaf aufsagen, er bekam es von seinem Vater übergeben und der wieder von seinem. "Ich gehe aber lieber auf Nummer sicher", scherzt Anne Imbach, deshalb habe sie das Rezept schon mal für sich notiert.

Verschiedene Geschmäcker, verschiedene Meinungen

Als kleiner Junge habe ihr Vater die Wurst gar nicht so gern gemocht. Mittlerweile gehören die echten Kamenzer aber auch zu seinem Leben. Aber bitte die dünnen! Viele seiner Kunden schwören hingegen auf die dicke Variante. Imbach erinnert sich, wie sie die Würste schon früher rauchwarm aus dem Laden trugen. "Jede Woche kam die LPG beispielsweise und kaufte sie gleich milchkannenweise zum Frühstück", erzählt er.

Zum 5. Würstchenmarkt am 17. März 2024 in Kamenz kann man auf jeden Fall Imbach-Kamenzer kosten. Auch wenn die Fleischerei selbst mit keinem Stand vertreten ist, gibt es sie frisch und knackig am Verkaufswagen von Edeka Peltzer.

Mit den Knackwürsteln sei es wie so oft: viele verschiedene Geschmäcker, viele verschiedene Meinungen! Am besten, man teste sich einmal durch. Die meisten Leute finden irgendwann ihren Stamm-Fleischer. "Wir können nicht klagen, ich glaube, jeder von uns macht mit Kamenzern ein gutes Geschäft", sagt Holger Imbach. Früher habe man sie noch verschickt. "Mittlerweile haben wir das eingestellt, wir schaffen es einfach nicht mehr."

Erste Erwähnung der Fleischerei bereits 1910

Dabei beschäftigt die Fleischerei Imbach 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in zwei Geschäften sowie zwei Verkaufswagen, darunter drei Gesellen, ein Azubi, ein Helfer, eine Köchin und viele Verkäuferinnen. Stammsitz ist nach wie vor der Kamenzer Ortsteil Bernbruch. Und das in vierter Generation!

Hobbyhistoriker Norbert Portmann aus Kamenz forschte zur Geschichte der hiesigen Fleischereien und fand heraus, dass der Betrieb aus der früheren sogenannten Wehnerschen Gaststätte und Fleischerei hervorging, die später von Eugen Imbach übernommen wurde. Das war Holger Imbachs Urgroßvater. Erstmals findet man dessen Namen als Gastwirt und Fleischermeister schon 1910 im Adressbuch der Amtshauptmannschaft Kamenz, so Portmann in seinen Recherchen.

Ihm folgten 1925 Walter Imbach und 1962 Werner Imbach. Bis 1973 wurde neben der Fleischerei auch noch die Gaststätte geführt. Durch den Wegfall dieser konnte man dann die Verkaufsräume vergrößern. 1994 übernahm Holger Imbach, der bereits seit 1985 seinen Meisterbrief hat, die Geschäfte. "Ich bin in der Fleischerei groß geworden, für mich stand schnell fest, dass ich hier später arbeiten werde", sagt der heute 60-Jährige.

Tochter hat den Meisterbrief bereits in der Tasche

Und nun steht schon Tochter Anne in den Startlöchern. Sie studierte nach dem Abitur erst einmal Betriebswirtschaft, aber dann überwog das Interesse am Handwerksbetrieb des Vaters. "Ich habe sie nicht gezwungen", sagt er lachend. Sie schnupperte zuerst in den Verkauf hinein, der Mutter Cornelias Steckenpferd ist. Aber mittlerweile hat sie den Beruf des Fleischers von der Pike auf gelernt. "Ich konnte die Lehrzeit aufgrund des Abis auf anderthalb Jahre verkürzen", erzählt die 38-Jährige. Anschließend habe sie ihren Meister gemacht, und zwar im bayrischen Landshut.

Schön sei es da gewesen, aber es zog sie zurück in die Heimat. Mittlerweile unterstützt sie ihre Familie tatkräftig, vor allem in den Geschäften. Aber sie mischt gemeinsam mit dem Vater auch die Würzmischungen für die Wurstsorten.

Die Fleischerei Imbach betreibt zwei Geschäfte - am Stamm- und Produktionssitz im Kamenzer Ortsteil Bernbruch und an der Bautzener Straße in der Kamenzer Altstadt.
Die Fleischerei Imbach betreibt zwei Geschäfte - am Stamm- und Produktionssitz im Kamenzer Ortsteil Bernbruch und an der Bautzener Straße in der Kamenzer Altstadt. © Foto: Anne Hasselbach

Auch Feinkostsalate werden bei Imbachs frisch hergestellt, der Mittags-Imbiss am Stammsitz laufe bestens. Zu tun gebe es reichlich, auch in der Filiale an der Bautzener Straße, die 1997 zusammen mit Bäcker Garten eröffnet wurde.

Im Verkauf laufen neuerdings wieder verstärkt die guten alten Schweinebraten, Rindsrouladen oder Schnitzel, beobachtet Holger Imbach. Das Fleisch beziehe er wie viele Kollegen vom Mega-Großhandel Dresden oder Fleischeinkauf Leipzig, die regionale Produkte vermarkten. Von der Kundschaft kämen auch immer öfter Anfragen zu Allergenen. Darauf müsse man vorbereitet sein. Imbachs haben aber auch wie viele mit gestiegenen Einkaufs- und Nebenkosten zu kämpfen. "Der Gaspreis verdreifachte sich 2023. So etwas kann man nicht komplett auf den Kunden umlegen", sagt Anne Imbach.

Doch inmitten neuer Trends und Entwicklungen stehe die Kamenzer Wurst wie ein Bollwerk. Auch die Fleischerei Imbach gehört dem Kamenzer Fleischerverein an und darf deshalb mit vier weiteren Kollegen die echten und markengeschützten Kamenzer produzieren.