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"Er war von stiller Bescheidenheit": Kamenzer Kantor erinnert sich an Gunther Emmerlich

Es war eines seiner letzten Konzerte: Am 2. Dezember trat Gunther Emmerlich in Kamenz auf. Nach seinem Tod ist der Kantor dankbar, den Sänger von einer weniger bekannten Seite erlebt zu haben.

Von Torsten Hilscher
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Gunther Emmerlich in der Kirche St. Marien in Kamenz. Hier gab er am 2. Dezember 2023 eins seiner letzten Konzerte. Am 19. Dezember ist er im Alter von 79 gestorben.
Gunther Emmerlich in der Kirche St. Marien in Kamenz. Hier gab er am 2. Dezember 2023 eins seiner letzten Konzerte. Am 19. Dezember ist er im Alter von 79 gestorben. © Kantorei St. Marien/Pöche

Kamenz. Trauer, aber auch Dankbarkeit mischen sich bei Kirchenmusikdirektor Michael Pöche, seit er vom Tod Gunther Emmerlichs erfahren hat. "Immerhin hat er bei uns eines seiner letzten Konzerte gespielt. Das war am 2. Dezember, vor mehr als 600 Zuschauern. Unsere Hauptkirche St. Marien war restlos ausverkauft", sagt der Kamenzer Kantor.

Dabei hätte das Konzert beinahe gar nicht stattgefunden. "Es war eigentlich für Dezember 2022 angesetzt gewesen. Doch damals erkrankte Gunther Emmerlich", sagt Pöche. Als dann seine Agentur anrief, habe das eigentlich gar nicht mehr in den Advent 2023 gepasst: "Wir sind im Dezember wirklich durchgeplant", berichtet der Kantor. Letztlich aber fand sich noch eine Lücke, besagter 2. Dezember 2023, ein Sonnabend. Kaum hingen die ersten Plakate, begann ein Sturm auf die Eintrittskarten.

Kamenzer Kantorei sang mit Emmerlich

Am Tag des Auftritts erschien der Dresdner Sänger und Entertainer bestens vorbereitet, an seiner Seite sein kleines Ensemble aus Musikern und Musikerinnen, blickt Pöche zurück. Auch die Kamenzer Kantorei war präpariert. Galt es doch, einige Stellen des Programms gemeinsam zu gestalten. Und so kam es, dass die Zuhörer ein dreiteiliges Konzerterlebnis genießen konnten: Zunächst Emmerlich mit Musikern, dann die an diesem Spätnachmittag 30-köpfige Kamenzer Kantorei, dann alle gemeinsam.

Dabei gab es nur eine etwa einstündige Probe kurz vor dem Auftritt. Man habe einfach gut miteinander harmoniert, sagt Pöche. Gemeinsam wurde unter anderem "Die Könige" von Peter Cornelius gesungen, außerdem "Hört der Engel helle Lieder" sowie "Herbei, o ihr Gläubigen". "Es war ein Erlebnis, einfach toll! Das wird uns nun, da er heimgegangen ist, begleiten", so Pöche. "Es hätte wirklich niemand gedacht, dass es eines seiner letzten Konzerte sein würde."

Kirchenmusikdirektor Michael Pöche erinnert sich dankbar an einen der letzten Auftritte von Sänger Gunther Emmerlich in der Kirche St. Marien in Kamenz.
Kirchenmusikdirektor Michael Pöche erinnert sich dankbar an einen der letzten Auftritte von Sänger Gunther Emmerlich in der Kirche St. Marien in Kamenz. © Archivfoto: René Plaul

Besonders habe ihn die stille Bescheidenheit des auch aus dem Fernsehen bekannten Künstlers beeindruckt. Natürlich seine Professionalität bei Gesang und Moderation, vor allem aber sein Bekenntnis als Christ. "Da war er ganz klar", so Pöche.

Auch darum setzte sich der Kantor sofort am Mittwochvormittag hin und verfasste diesen Nachruf: „Mit großer Betroffenheit haben wir vom plötzlichen Heimgang von Gunther Emmerlich erfahren. Erst vor reichlich zwei Wochen am 2. Dezember haben wir als Kantorei ein Konzert gemeinsam mit ihm in der Hauptkirche St. Marien gestalten können. Dabei haben wir ihn erleben dürfen mit einer vielleicht weniger bekannten Seite, nämlich als durchaus überzeugten Christen, der auf seine unverwechselbare Art mit seiner Musik und den moderierten Texten den Menschen die Weihnachtsbotschaft nahebringen wollte. Wir sind dankbar, dass wir mit ihm gemeinsam musizieren konnten. Gott lasse ihn in Frieden ruhen."

Eggert über Emmerlich: "Er war ein zuverlässiger Freund"

Und noch ein Weggefährte erinnerte sich gestern gern: Heinz Eggert. Der frühere sächsische Innenminister und vormalige Pfarrer kannte den Künstler bereits zu DDR-Zeiten. "Man wollte ihm 1988 verbieten, bei mir in der Bergkirche Oybin zwei Konzerte zu geben", sagte Eggert gegenüber Sächsische.de. "Doch er ist standhaft geblieben."

Sachsens Ex-Innenminister Heinz Eggert sagt über Gunther Emmerlich: "Er war ein zuverlässiger Freund."
Sachsens Ex-Innenminister Heinz Eggert sagt über Gunther Emmerlich: "Er war ein zuverlässiger Freund." © Archivfoto: Matthias Rietschel

Ebenso standhaft blieb Emmerlich Eggert zufolge, als ihn "staatliche Organe" der DDR über Eggerts tatsächlich kritische Haltung zum Staat ausfragen wollten. Emmerlich konterte: "Eggert ist ein kluger Mann, den versteht nicht jeder. Vielleicht müssen Sie andere Mitarbeiter schicken." Eggert: "Er war eben ein zuverlässiger Freund."